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Wenn seit Pirro Ligorio die materielle HInterlassenschaft der Antike als Zeugnis der Geschichte Roms gleichwertig neben den literarischen Quellen berücksichtigt wird (S. 118–120), so entspricht das dem Programm der Accademia Vitruviana, wie es Claudio Tolomei in einem Brief von 1542 darlegt. Es sah zum einen die Übersetzung und Kommentierung des Vitruv-Textes vor, zudem seine Erschließung durch Glossare und seine Erläuterung durch Zeichnungen. Die Studien zu Vitruv sollten aber konsequent mit einer umfassenden Erschließung der antiken Materialien verbunden werden, der Ruinen, Sarkophage, Statuen, Reliefs, Bauornamentik, Geräte, Inschriften, Münzen, Malereien und Maschinen. [Fn 8] Tomei hatte dafür einen Zeitraum von drei Jahren veranschlagt, in Wirklichkeit aber eine Forschungsperspektive entwickelt, die bis heute fruchtbar geblieben ist.

 

Fn 8: Delle letter di M. Claudio Tolomei libri sette. Venedig 1547, 81–85 (Nachdruck Neapel 1829, 247–261). Zum Programm und seinen Ergebnissen: Kulawik, Bernd: Wissenschaftliche Begriffsbildung im Kreis der Accademia della Virtù in Rom um 1550. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 38, 2015, 140-152 bes. 142 (zu Pirro Ligorio und Onofrio Panvinio) sowie 147––149. […]