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Echinger-Maurach 1991

Echinger-Maurach, Claudia: Studien zu Michelangelos Juliusgrabmal. – Hildesheim: 1991 (2 Bde.).

Claudia Echinger-Maurach gibt in ihrer äusserst detaillierten Dissertation zur Planungsgeschichte und Ausführung von Michelangelos Grabmal für Papst Julius II. [Echinger-Maurach 1991] in San Pietro in Vincoli vor allem eine umfangreiche Liste nahezu aller Massangaben, die das Bl. 104 des Codex Destailleur D auf Recto und Verso enthält [Echinger-Maurach 1991, S. 458—464], zusammen mit Umrechnungen in das moderne metrische System. Dabei setzt sie allerdings voraus, dass das in den Zeichnungen verwendete französische Fußmaß im Unterschied zur Angabe Hülsens nicht 32,5 cm, sondern mit 32,6596 cm eher dem "vor der Reform von 1668" gültigen Mass entspräche. [Echinger-Maurach 1991, S. 458] Aufgrund von nur zwei kleinteiligen oncie-Maßangaben ermittelt sie anschliessend jedoch ein Fußmaß, dass sich mit den Massen des ausgeführten Grabmals in Übereinstimmung bringen lasse: Das Problem, dass zwei so relativ geringfügige Angaben, die noch dazu sicherlich systematischen Schwankungen bzw. Fehlern unterliegen, kaum als ausreichend anzusehen sind, um daraus das der gesamten Vermessung zugrunde liegende Maß zu rekonstruieren, scheint die Autorin nicht zu sehen. So sind die von ihr gemachten Angaben mit Vorsicht zu betrachten: "1 pouce (o) ist demnach 2,75 cm gross; 1 pied (p) 33 cm; 1 ligne (ø) 0,229 cm“.[Echinger-Maurach 1991,  S. 459] Die daraus ermittelten Massangaben in Zentimeter werden jedoch leider nicht den tatsächlichen Maßen am heute in diesem Bereich durchaus leicht zugänglichen Original gegenüber gestellt, so dass eine Aussage über die Verlässlichkeit der Zeichnung nicht gemacht werden kann und auch von der Autorin nicht gemacht wird.

Während das Problem der in den Zeichnungen fehlenden Statuen oder die Zuschreibung Berckenhagens an Hugues Sambin nicht diskutiert werden, äussert sich die Verfasserin zur möglichen Datierung und Quelle der Zeichnungen wie folgt:

"Kurz vor der Mitte des 16. Jahrhunderts (1543–48), also während oder kurz nach der Fertigstellung des Grabmals muss dieser Zeichner, der seit Eggers Untersuchungen von 1903 den Notnamen Anonymus Destailleur […] trägt, die Möglichkeit gehabt haben, das Monument selbst en detail zu vermessen oder aber Zugang zu Rissen aus der Werkstatt Michelangelos gehabt haben, deren Masse er dann in sein eigenes, französisches Masssystem übertragen hat." [Echinger-Maurach 1991, S. 458]

Als Ergebnis der bisherigen Analysen zum betreffenden Blatt lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass eine Anfertigung nach anderen Zeichnungen kaum in Frage kommt, sondern es sich vielmehr um eine vor Ort erfolgte Vermessung des Grabmals handeln dürfte. Schon die von der Autorin vermutete Übertragung der Masse in das französische System erscheint mit Blick auf die Vielzahl und Kleinteiligkeit der Maßangaben als wenig wahrscheinlich.

Aus Echinger-Maurachs Beschreibungen des Bauvorgangs lässt sich schlussfolgern, dass der in den Zeichnungen von CDD Bl. 104 r/v wiedergegebene Zustand in die erste Hälfte der 1540er Jahre zu datieren ist, zumindest jedoch bis einschließlich 1546 fertiggestellt war: So wird eine Rechnungsbestätigung durch Raffaele da Montelupo vom 5. Oktober 1942 für "4 teste di Termini per / San Pietro in Vincoli"[Echinger-Maurach 1991, S. 381--382] auf die vier Köpfe bezogen, die sich im Abschlussgesims des Obergeschosses befinden. Insgesamt wurde die Obergeschossarchitektur "zwischen 1542 und 1544" ausgeführt [Echinger-Maurach 1991, S. 387], womit eine Datierung von Bl. 104 in diesen Zeitraum oder kurz danach, sicherlich jedoch noch vor die endgültige Aufstellung der Statuen, möglich wird, was somit der hier vorgeschlagenen Datierung des gesamten Codex Destailleur D nicht zuwiderläuft und diese sogar gut stützt.

Diese Datierung des Blattes ist auch insofern von Bedeutung, als sie eine Möglichkeit gibt, auch dem Wasserzeichen (Skorpion im Kreis) selbst einen ungefähren Datierungsrahmen zuzuweisen und damit auch die weiteren Blätter, die es aufweisen.