Einleitung
Az Rom
Einleitung
1.1 Vorwort
Im Folgenden werden hiermit Ergänzungen zum Katalog Hermann Eggers vorgelegt, die aus Forschungen zum Berliner Zeichnungskonvolut Hdz 4151 und seinem umfangreichen Umkreis hervor gingen: Egger selbst hatte für die Berliner Gruppe den Namen Codex Destailleur vorgeschlagen, der sich — erweitert um den Zusatz “D” — in der Forschung auch etabliert hat. Mit der Benennung dieser Zeichnungsgruppe und ihrer beiden Hauptzeichner als “Anonymus Destailleur” (Berlin) und als “Kopist des Anonymus Destailleur” (Wien) wollte Egger den letzten und bisher zugleich ersten namentlich bekannten Vorbesitzer des Berliner Bestandes ehren, den französischen Architekten und Sammler Hippolyte Destailleur: Dieser hatte nach dem Verkauf einer ersten Sammlung vom ca. 5'700 Blättern an die Bibliothek des damaligen Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin, Vorläufer der heutigen Kunstbibliothek, eine weitere Sammlung an die Gräfin Polofzoff in St. Petersburg verkauft, welche sich heute in der Eremitage befindet; eine dritte Sammlung Destailleurs bedurfte nach seinem Tod aufgrund ihres Umfangs mehrerer Auktionen, um verkauft zu werden. Glücklicherweise ging ein sehr grosser Teil dieser letzten Sammlung an die Bilbiothèque nationale de France in Paris, wo sie noch heute aufbewahrt wird. Eine Rekonstruktion der Sammlungen Destailleurs in ihrem ursprünglichen Zusammenhang bleibt nichtsdestotrotz eine Desiderat der Forschung, der sie als Grundlage für die Ermittlung von Provenienzen und möglichen Beziehungen dienen könnte.
Wegen der spezifischen Fragestellung zum Umkreis des Codex Destailleur D und dem — nicht zuletzt aufgrund der dazu durchgeführten Forschungen — in seinem Umfang erheblich angewachsenen Bestandes, den es zu berücksichtigen galt, beschränken sich die folgenden Ausführung auf jene Blätter, die direkt oder indirekt zum untersuchten Bestand in Beziehung stehen. Dabei konnten sowohl einige Irrtümer korrigiert und dieser Gruppe neue Blätter hinzugefügt werden, als auch Beziehungen zu Zeichnern ermitteln werden, die zur Arbeitsgruppe um den `Anonymus Destailleur' in Kontakt gestanden, deren Materialien ausgewertet oder dazu (z.B. in Form von Vorlagen) beigetragen haben müssen. Diese Beschränkung erscheint auch deshalb gerechtfertigt, weil Susanna Valori 1985 im Heft 6 der Reihe Xenia / Quaderni einen Egger ergänzenden Katalog der `italienischen' Zeichnungen bereits vorgelegt hatte (vgl. [Valori 1985]). Warum sie damals die von Egger französischen Zeichnern zugeschriebenen Blätter ausklammerte, wurde von ihr nicht erläutert. Durch die hier präsentierten Neuinterpretationen sind daher auch einige Ergänzungen zu ihrem Katalog möglich, weshalb sie hier an entsprechender Stelle vermerkt sind.
Für alle anderen, nicht genauer bearbeiteten Zeichnungen werden hier die Einträge aus Eggers Katalog wiederholt, da dieser nur relativ selten verfügbar ist und so (auch über die digitalisierte Form dieses Katalogs) der wissenschaftlichen Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht werden soll. Es bleibt zu hoffen, dass nicht nur dieser Katalogband Eggers nach über 110 Jahren endlich eine umfassende wissenschaftliche Überarbeitung erfährt, sondern vor allem auch, dass Eggers geplante, jedoch nie publizierte Fortsetzung als dringendes Desiderat der Forschung in Angriff genommen wird. Zwar ist eine Online-Datenbank des Albertina-Bestandes im Aufbau, diese kann jedoch die vollständige wissenschaftliche Erschliessung nicht leisten oder ersetzen.