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Nesselrath 1986.1

[Nesselrath 1986.1] = Nesselrath, Arnold: I libri di disegni di antichità. Tentativo di una tipologia. – In: [Memoria (1986)], Bd. III „Dalla tradizione all'archeologia“, S. 89–147.

Im Rahmen seines Beitrags zu dem von Salvatore Settis herausgegebenen dreibändigen Sammelwerk über die Antikenstudien in Italien und ihre Bedeutung für die italienische Kunstgeschichte [Memoria (1986)] hat Arnold Nesselrath eine Systematisierung der aus der Renaissance überlieferten Codices mit Antikenstudien vorgeschlagen [Nesselrath 1986], die sich typologischer, entstehungs- und überlieferungsgeschichtlicher sowie inhaltlicher Kriterien bedient. Ein Hauptproblem solcher nachträglichen Systematisierungen besteht in der Gewaltsamkeit, mit der die einzelnen Objekte bestimmten Klassen oder Gruppen der Systematik zugeordnet werden müssen, da diese in der Regel als Abstraktionen auf keines der Objekte mühelos anwendbar sind und in der Entstehungszeit selbst keinerlei Entsprechung haben. 

Dementsprechend lassen sich daher auch gegen Nesselraths Einordnung des Codex Destailleur D in seinen 4. Typus der "Varietà: 'libri di copie'", den er mit "libri di disegni-trattato" [Nesselrath 1986, S. 138] charakterisiert — als solche ist sicher die Nennung im entsprechenden Abschnitt der Erläuterungen zu werten, zumal der Codex an anderen innerhalb der Systematik in Frage kommenden Stellen nicht erwähnt wird —, Bedenken und Gegenargumente vorbringen: Zum einen wurde schon oben erwähnt, dass man nur einen Teil der Antikenzeichnungen des Codex Destailleur D als Kopien nach (fremden?) Vorlagen ansehen können wird, während sich eine zumindest sehr grosse Gruppe zweifellos als vor Ort entstandene Aufnahmen charakterisieren lässt — es sich also zumindest nicht ausschliesslich um ein 'libro di copie' handelt. Zum anderen unterstellt die Bezeichnung 'libri di disegni-trattato' den Autoren oder Auftraggebern die Intention, die Ergebnisse in Traktatform — z.B. über die stadtrömische antike Architektur — zusammenfassen und mit hoher Wahrscheinlichkeit als eben ein Traktat auch veröffentlichen zu wollen: Obwohl die Unterstellung dieser Intention ohne weitere Quellenbelege problematisch bleibt, wird sie in der vorliegenden Arbeit hinsichtlich der Antikenzeichnungen zwar weitgehend geteilt — vgl. hierzu die Ausführungen im Zusammenhang mit den aufgestellten Hypothesen —, jedoch vernachlässigt die Einordnung des Codex in Nesselraths Systematik als "libro-trattato" die Tatsache, dass der Codex nicht nur Antikenstudien enthielt und sich die Zeichnungen nach und zu zeitgenössischen Bauten zumindest im Falle des immerhin den grössten Raum einnehmenden St.-Peter-Projektes Sangallos nicht in dieses Schema einfügen lassen.