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Schon zu Zeiten der vitruvianischen Akademie in den vierziger Jahren des 16. Jhs. gab es ein Vorhaben, die Antike in einem internationalen Gelehrtenteam umfassend zu erforschen und in einem zwanzigbändigen [sic!] Opus darzulegen. Im November 1542 beschrieb Claudio Tolomei das Projekt in einem Brief an den Conte Agostino de'Landi. [FN 1]. Es reichte von der philologischen Deutung des vitruvianischen Textes und der Anwendung vitruvianischer Regeln über die Erstellung eines antiken Romplanes [sic!], einer zeichnerischen Dokumentation der antiken Gebäude in Grundriß und Aufriß [sic!] bis hin zur Beschreibung des Erhaltungszustandes antiker Statuen und Reliefs [sic!], ihrer künstlerischen Beurteilung sowie ikonographischen Deutung. Das Projekt kam nicht zur Ausführung. [sic!] Einer der Gründe dafür mag unter anderem darin zu suchen sein, daß viele auswärtige Akademiemitglieder nur vorübergehend in der ewigen Stadt weilen konnten, weil ihre Brotverpflichtungen sie an ihren Heimatort zurückberiefen.
Nach der Auflösung der vitruvianischen Akademie waren es um die Mitte des Jahrhunderts vor allem Marcello Cervini, der gelehrte Bibliothekar der Vaticana und spätere Papst sowie der Kardinal Ridolfo Pio da Carpi (+ 1564), die als Förderer der römischen Antikenwissenschaft ersten Ranges galten und auch eine große Anzahl ausländischer Gelehrter wie Pighius und Smetius um sich versammelten. [FN 2] Doch scheint nach dem Tod dieser beiden Wissenschaftsmäzene — Cervini
[Fortsetzung auf S. 398]
FN 1: Scritti d’arte del Cinquecento, Hrsg. Barocchi, Paola, Mailand/Neapel 1977, Bd. 3, S. 3037–3046.
FN 2: Zu Pio da Carpi s. Hülsen, Christian: Römische Antikengärten des 16. Jhs., Heidelberg 1917; zu Cervini s. Fossier, F: Premières recherches sur les manuscrits latins du cardinal Marcello Cervini (1501–1555), in: Mélanges de l’Ecole française de Rome (Moyen Age/ Temps Modernes) 91 (1979), S. 381–456 und zuletzt Daly Davis, Margaret: Zum Codex Coburgensis: Frühe Archäologie und Humanismus im Kreis des Marcello Cervini, in: Antikenzeichnung und Antikenstudium in Renaissance und Frühbarock. Akten des internationalen Symposions 8. -10. September 1986 in Coburg. Hrsg. von Harprath, Richard und Wrede, Henning,Mainz 1989. S. 185–199.