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(Barbaro schreibt) – Man stoße gelegentlich auf Diskrepanzen zwischen Vitruvs Vorschriften und vorgefundenen Ruinen, was man, wiederum nach Vitruv, erklären könne. Denn der Architekt soll ja "angeborenes ästhetisches Empfinden, nicht … wissenschaftliche Lehren allein" walten lassen.

Kommentar: Dazu hätte man doch gern eine Quellenangabe …

Am wichtigsten aber erscheint jenes deutliche Bewußsein, daß es sich bei dem Vitruvtext um Architekturtheorie handelt. Und wenn man zu den verschiedenen Möglichkeiten, ein korinthisches Kapitell zu gestalten, liest, "lasciamo questo a gli osservatori dell'antichità", ist das eine weitgehende Absage an Antikenstudien im strengen Sinne der Bauaufnahme.

Kommentar: Ich würde diesen Passus gerade entgegengesetzt interpretieren: Barbaro erspart sich die ausführliche Kommentierung der Konstruktionsmöglichkeiten, weil die potentielle und reale Vielfahlt zu weit führen würde – und verweist deshalb auf die "Beobachter der Antike", weil deren einzelne Aufnahmen diese Vielfalt besser wiedergeben können als (s)eine theoretische Erläuterung.