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Die Idee, vitruvianisches Gedankengut zu realisieren, scheint grundsätzlich nicht erst von Palladio zu stammen. [Fn 10]
Kommentar: Natürlich nicht … schon die geplante Vitruv-Ausgabe der Accademia solle ja ausdrücklich dazu dienen, die zeitgenössische Architektur auf solide – antike und d.h.: vitruvianische – Grundlagen zu stellen.
Ein frühes Beispiel liefert Antonio da Sangallo [der Jüngere – B.K.]; seine 1516/1517 projektierte Eingangshalle des Palazzo Farnese wird aus einem Mißverständnis des vitruvianischen Atriums erklärt. Bei Palladio wird ein Urteil in dieser Hinsicht besonders erschwert, da zu vielen seiner Bauten keine brauchbaren Monographien, vollständige und exakte Bauaufnahmen vorliegen, die dafür die Basis bilden.
Kommentar: Das stimmt zwar, aber aufgrund der bekannten Grundrisse (z.B. bei Palladio selbst) wird man doch wohl in der Lage sein nachzuvollziehen, ob diese am – wie (korrekt) auch immer verstandenen – antiken Haus orientiert sind?
Fn 10: Annette Becker, Anmerkungen zu Barbaros Vitruv, Diss. Mainz, 1991, 135 Anm. 228.