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904 = A.IX / 3, S. 904

Katalognummer 361: Septizodium , Rome: elevation and details

SIXTEENTH-CENTURY FRENCH OR ITALIAN

Kommentar: Da die Beischrift "Lescolle d[u] / Virgille / a roma" eindeutig von derselben Person stammt wie die Massangaben zu den Gebälken, und sich deren Darstellung wiederum nicht von der Hauptzeichnung als eine andere Hand abhebt, ist wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Schreiber und also auch der Zeichner ein Franzose war: Warum sollte ein Italiener die Benennung des Gebäudes in Französisch angeben? – Die Nähe der Schrift zu den Franzosen aus dem Umkreis des Codex Destailleur D (HDZ 4151) lässt es sehr wahrscheinlich erscheinen, dass der Zeichner diesem Kreis zuzurechnen ist – damit ist aber noch nicht gesagt, dass das Blatt einmal dem Berliner Codex angehörte und entnommen wurde, denn wie aufgrund von dessen kodikologischer Untersuchung festgestellt werden konnte, muss er noch vom Hauptzeichner selbst, dem "Anonymus Destailleur" (Egger) bzw. "Gulielmo francioso" (BK) gebunden worden sein, d.h. eine spätere Entnahme ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschliessen. Statt dessen dürfte das Blatt wie auch die Wiener Blätter des sog. "Kopisten" (Egger) dem persönlichen Besitz eines der Gruppenmitglieder entstammen. Es wäre dann plausibel anzunehmen, dass dieses Blatt das die Reinzeichnung bzw. "Hauptblatt" als Ergebnis der gemeinsamen Vermessung darstellt, das in den anderen Gruppen in Berlin und Wien dann jedoch nicht kopiert wurde; dort befänden sich dann Teile der Vermessung selbst: Dies wäre durch einen Vergleich der Massangaben (soweit möglich) zu verifizieren.

[…]

The style of the drawing and their systematic disposition on the sheet, with details as near as possible to the relevant part of the main elevation, are extremely close to the drawings of the Colosseum in the Berlin Codex Destailleur 'D' (Comp. fig.361).

Kommentar: Wenn man das parallele Auftreten von perspektivischer Ansicht und vermassten Schnitten zu Profilen bereits als "extremely close" charakterisieren möchte, müsste man jedoch eine Vielzahl anderer Zeichnungen des 16. Jahrhunderts ebenfalls heranziehen – womit die hier suggerierte Nähe beider Zeichnungen sich in der Allgemeinheit des Darstellungsverfahrens auflöste …

The codex contains comprehensive survey drawings of many of the major monuments of ancient Rome, including the Baths of Caracalla and Diocletian and the Colosseum. The Septizodium is conspicuously absent and it is possible that the present sheet is a stray.

Kommentar: Das Septizodium ist nicht "absent" im Codex Destailleur, sondern in Berlin und den korrespondierenden Wiener Blättern sehr wohl präsent – wenn auch unvollständig. Dass das vorliegende Blatt aus Cassiano dal Pozzos Sammlungen ursprünglich dem Codex Destailleur D (oder seinem engeren Umfeld) angehört habe und daraus entnommen sei, ist aufgrund der Art der Bemassung sowie dre Handschrift weitestgehend auszuschliessen. Eine Überprüfung der Massangaben mit den wenigen in Berlin und Wien dürfte dies bestätigen.

Berckenhagen (1970, p. 23) attributed the sketchbook to the French sculptor and architect Hugues Sambin (1520–1601/2), but there is evidence of more than one hand in the drawings and and annotations, which are in a mixture of French and Italian.

Kommentar: Zur irreführenden Bezeichnung "mixture" wurde oben bereits etwas gesagt.

It is in any case unlikely that a single draughtsman could have measured the buildings alone and execute such a quantity of complex drawings. Philibert de l'Orme (Architecture, p. 131) lists the practitioners of different arts and crafts needed to accomplish such a campaign.

Kommentar: Es ist nicht nur für den Berliner Codex, sondern für alle ähnlichen Vermessungen mehr als unwahrscheinlich, dass ein Einzelner überhaupt in der Lage gewesen wäre, diese technisch vorzunehmen: Dies dürfte frühestens seit  Einführung der Vermessung mit Laser-Scannern möglich, wenn auch weiterhin unüblich sein.