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Aus dem Brief eines ihrer Mitglieder, des Sieneser Gelehrten Claudio Tolomei, geht hervor, dass vorgesehen war, Vitruvs Architekturtraktat als Quellenedition sowie die umfassende Darstellung der erhaltenen Reste der antiken Architektur in zwanzig Bänden zu publizieren.[Fn 10]
Kommentar: Es sind 23 Bände; die Zahl 20 geht vermutlich auf eine irrtümliche Zählung von Margaret Daly Davis zurück und wird seitdem in der Sekundärliteratur konsequent abgeschrieben, ohne das ein Abgleich mit dem inzwischen leicht zugänglichen Original des Tolomei-Briefes erfolgte … Ausserdem umfasst das Accademia-Projekt nicht nur die "umfassende Darstellung der erhaltenen Reste der antiken Architektur", sondern eben auch der Reliefs, Vasen, Instrumente und Maschinen etc.
Nur wenige Teilbereiche wurden vollendet und gedruckt;
Kommentar: Welche, ausser den Annotationes Philandriers sollten dies sein. [Dass man mehr Publikationen zum Accademia-Projekt zählen dürfen wird, ist zwar meine Überzeugung, tatsächliche Belege gibt es dafür bisher aber nicht, nur Indizien. – BK]
Zeichnungskompendien wie die Codices Coburgensis, Pighianus und Ursinianus,[Fn 11] aber auch Teile der umfangreichen Manuskripte Pirro Ligorios,[Fn 12] der selbst ein Mitglied der Accademia war, gehören zu den Vorarbeiten.
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Fn 10: Margaret Daly Davis: Wissenschaftliche Bearbeitung und Entwicklung einer Systematik: Archäologische und antiquarische Studien antiker Reste in der Accademia Vitruviana in Rom. Eine Einleitung, in: dies.: Archäologie der Antike: aus den Beständen der Herzog August Bibliothek, 1500–1700, Ausstellungskatalog Wolfenbüttel, Wiesbaden 1994 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 71), S. 11–18.
Fn 11: CensusIDs 60684, 60431, 60241.
Fn 12: Anna Schreurs: Antikenbild und Kunstanschauungen des neapolitanischen Malers, Architekten und Antiquars Pirro Ligorio (1513–1583), Köln 2000 (Atlas 3).