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[Fortsetzung von S. 99]

doch den Inschriftenkollektionen von Benedetto Egio, Antoine Morillon, Fulvio Orsini, Onofrio Panvinio und Stephanus Vinandus Pighius voraus. [Fn 1]

Bereits die Anmerkungen, Korrekturen und Emendationen, die Matal zwischen 1545 und 1548/49 in in Exemplar der Epigrammata antiquae urbis des Jacopo Mazochi (Rom 1521) eintrug, das ihm Agustín geschenkt hatte, [Fn 2] illustrieren beispielhaft den qualitativen Sprung, den die Erfassung archäologischer Denkmäler und ihrer Inschriften zwischen 1521 und 1550 in Rom machte. [Fn 3] Matal korrigierte Fehllesungen und sorgte dafür, dass die Inschriftenzeilen originalgetreu wiedergegeben wurden. Er stellte die Position der Inschriften auf den Monumenten richtig, beseitigte die erfundene Ornamentik, mit der Mazochi seine Abbildungen angereichert hatte, korrigierte die im Original nicht vorhandenen Rahmungen und restauratorischen Beifügungen, und legte so den tatsächlichen Erhaltungszustand der Denkmäler frei. Darstellungen auf den Seitenflächen der dreidimensionalen Denkmäler wurden in die zeichnerische Präsentation einbezogen. Matal fügte Erklärungen aus der antiken Literatur bei, nannte die aktuellen Aufbewahrungsorte der Monumente und klärte die Überlieferungsgeschichte von Inschriften. 

Diese bemerkenswerte Vorlagentreue und Sorgfalt der Texterstellung, die Matals Überarbeitung der Mazochi-Sylloge bestimmt, kennzeichnet auch die frühe Abschrift einer Bronzetafel mit der lex Cornelia de XX quaestoribus und der lex Antonio di termessibus, die er 1547 mit Benedetto Egio im Palazzo della Valle-Capranica erarbeitete, [Fn 4] der eine reiche Antikensammlung beherbergte. [Fn 1] Matal [Fortsetzung auf S. 101]

 

Fn 1: Zur Stellung der großen Inschriftensammlungen Matals, die zwischen 1545 und 1551 in Rom entstand, in der Chronologie der frühen wissenschaftlichen Epigraphik s. abschließend [Cooper 1993: 107]: "We have therefore in these papers a record of some six years of intense activity, which coincidex with the work of Martin Smet, but which antedates the major epigraphical research of others in Roman antiquarian circles, notably Pighius, Morillon, Panvinio, Fulvio Orsini and even Benedetto Egio, whose dated entries in his annotated Mazochi relate to the period of 1547–1565. […] this research is therefore pioneering in date." 

Fn 2: BAV Rom, Vat. lat. 8495. Das Titelblatt enthält den Schenkungsvermerk: Antonius Augustinus Ioanni Metello dono dedit. S. dazu [Lancianio 1902: I: 136] u.ö. – Zur Bearbeitungszeit 1545–1548/49 s. [Cooper 1993: 98f, 105]; [Crawford 1993: 134ff.]. – Zur Bearbeitungsweise s. [Daly Davis 1989: 197]; [Cooper 1993: 98f]; [Crawford 1993: 279]. – Über die Geschichte des Mazochi-Exemplars, das Matal annotierte, nach 1555 informieren [Mommsen 1872: 76f.] und [Pettigmengin 1968: 341]. – Auch Benedetto Egio annotierte Mazochis Epigrammata: [Cooper 1993: 98f.]; [Crawford 1993]

Fn 3: Zum Folgenden: [Daly Davis 1989: 197]

Fn 4: BAV Rom, Vat. lat. 6034: fol.  5 (lex Antonia) und fol. 8 (lex Cornelia). Beachte die detaillierte Beschreibung der Matal-Kopien bei [Ferrary 1985: 421ff.], der Matals "soin tout à fait remarquable" (421f.) hervorhebt und die Abschrift als "une copie d'excellente qualité" (423) bewertet. Matals Lesung der Bronzetafel spielt in der Textgeschichte der beiden Gesetze eine wichtige Rolle; wurde sie doch von zahlrechen Gelehrten kopiert. [Ferrary 1985: 423-428] zeigt, dass Vincenzo Borghini (1515–1581), Pirro Ligorio (1513/14–1583), der Portugiese Achille Estaço alias Achilles Statius (1524–1581) und ein anonymes Manuskript im Fonds Dupuy der BN Paris seine Textfassung übernahmen und dass auch die Erstpublikation der lex Antonia durch den jüngeren Aldo Mauzio Matals Textversion nahe steht ("celle de Metellus, dont elle est toutefois très proche."). – S. auch [Ferrary 1993: 50, 52]; [Crawiford 1993: 279]. – Die Kopien der Bronzetafel im liber Carpensis (BN Neapel, Ms. V.E.4, 51f) und in [Smet 1588: 16] stimmen miteinander überein, entstanden aber unabhängig von Matals Abschrift [Ferrary 1985: 420]

Fn 1 [= S. 101]: Nach dem Tod des Andrea della Valle 1534 ging der Palazzo della Valla an Camillo und Faustina Capranica über, eine Nichte des Verstorbenen. Zur großen Antikensammlung, die der Palazzo beherbergte, s. einführend: [Michaelis 1891: 218ff.]; [Hülsen/Egger 1916: II: 56ff.]; [Frommel 1973: II: 336ff.]; [Bober/Rubinstein 1986].