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[Fortsetzung von S. 112]
[ge]lehrten Umfeld. Im Licht der jüngsten Forschungen zu den antiquarisch-früharchäologischen Gelehrtenzirkeln in Rom um 1550 befriedigt diese Konzentration auf Cervini und seinen Kreis jedoch immer weniger. [Fn 1] Denn die perspektivische Engführung auf den Cervini-Zirkel birgt die Gefahr, dass mögliche andere Entstehungszusammenhänge vorschnell aus dem Blick geraten. Nimmt man die Indizien ernst, die auf eine Mitgestaltung des Coburgensis durch Morillon hindeuten, dann bedürfen auch andere Patronageverhältnisse der Überprüfung, die bei der Genese des Kodex eine Rolle gespielt haben können.
Anm. BK: Dieses Problem entsteht nur, wenn man hier überhaupt künstlich zwischen verschiedenen "Zirkeln" trennen will, die offensichtlich personell jedoch engstens verknüpft waren. Dass bspw. Pighius nach dem Tod Cervinis der Sekretär Granvelles wurde, mit Morillon seit seiner Studienzeit bekannt war, mit diesem an Matals Sylloge mitwirkte usw. usf. lässt eine solche Trennung gar nicht zu.
Fn. 1: Bereits [Jansen 1993: 223] sah sich zu der Warnung veranlasst: "Yet one should be careful before assuming that such ideal belonged exclusively to one restricted circle of people and not be too hasty in automatically attributing work done in Rome in the 1540s and 1550s to a patron immediately within that circle." – Zur Kunstpatronage der Frühen Neuzeit s. einführend die Aufsatzsammlung von [Roech 1999].