Blatt 83: St. Peter: Umgangswände

Zusammenfassung

Die Darstellung des Recto zeigt einen sonst nicht in vergleichbarer Form erhaltenen Aufriss der Innenseite der Umgangsaußenwand über beide Geschosse mit vielen Maßangaben: Besonders bemerkenswert ist die komplexe Darstellungsform: Sie besteht in einer Kombination aus dem – entlang der Mittelachse des Umgangs geführten – senkrechten Schnitt und dessen Abrollung in die Ebene mit einem entsprechend ebenfalls in die Ebene projezierten, weitgehend orthogonalperspektivischen Aufriss der Innenseite der Außenwand. Die hier dargestellte Form der Seitenwand im Eingangskorridor des Konterpfeilers ist diejenige, die am Modell für alle Kreuzarme mit Ausnahme des Südarms realisiert wurde. Ein ergänzender Aufrisses der gegenüber liegenden Innenwand des Umgangs liegt nicht vor. Die scheinbar nur Details ergänzende Darstellung der korinthischen Pilasterordnung auf dem Verso, die nach Feder, Tinte und Handschrift zu urteilen annähernd gleichzeitig zum Recto angelegt worden sein dürfte, weicht in nahezu allen Maßangaben von diesem ab: Dies lässt auf eine fast vollständige Neudefinition der Ordnung schließen und wirft gleichzeitig die Frage aufwirft, warum der Zeichner nicht die Korrekturen der einen Version in die andere übernahm. Vermutlich ist auf dem Recto demnach die Grobdisposition der Gestaltung erhalten, während auf dem Verso die im Zuge der anschließenden Ausformulierung aller Details entstandene Version überliefert wird. Damit wäre das Blatt insgesamt wiederum ein Beleg für die Annahme der Anwesenheit des Zeichners während des Planungsprozesses.

 

Allgemeines

AUFBEWAHRUNGKasten HDZ 3840; Mappe [13] = Bl.76–96, 109, 112, 113: Peterskirche
PROVENIENZSammlung Hippolyte Destailleur
FRüHERE INVENTARNUMMER DER KUNSTBIBLIOTHEK: „A 375,14 [?, S. 4]
URSPRüNGLICHER FOLIO-BAND: Bd. I,32 [?, S. 6]
ZAHL DER BLäTTER IM ALTEN FOLIO-BAND: 2 [?, S. 4]
NUMERIERUNG DURCH DEN VORBESITZER / POSITION: „32“ / Recto: am linken Blattrand, 180°

 

Technische Beschreibung

 

FORMATFolio
ABMESSUNGEN431 mm × 552 mm
PAPIERQUALITäThell, mittlere Festigkeit
GITTERABSTAND52 mm am Wz. / 38 mm neben dem Wz.
WASSERZEICHENdrei Blumen im Kreis mit vierstrahligem Stern darüber
PAPIER[noch zu ergänzen]
HEFTLöCHERam linken Rand
ZUSTANDDas Blatt war ursprünglich mehrfach gefaltet: mittig, in der rechten Hälfte ca. 9 cm vom rechten Rand sowie am linken Rand. Dort ist es relativ stark verschmutzt und abgegriffen sowie vermutlich nachträglich beschnitten, da die Zeichnung dort unvermittelt abbricht. Die rechte obere Ecke ist schräg abgeschnitten; die linke obere Ecke modern ergänzt. Am unteren Rand ist das Papier leicht in Längsrichtung gestaucht. Da das Verso deutlich verschmutzter ist, bildete es vermutlich die Außenseite des Bogens oder einer ganzen Lage. Ungefähr in der Mitte des Blattes finden sich auf dem Recto über fast die gesamte Breite Spuren von ausradierten Zeichnungen, bei denen es sich offensichtlich um die ca. 2 cm zu hoch angesetzten Bogenöffnungen in der Gewölbezone des Umgangserdgeschosses handelte.

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