Blatt 85: St. Peter: Dach
Zusammenfassung
Diese Darstellungen des Daches in Aufsicht und Schnitt stimmen in vielen Details nicht mit den Salamanca-Stichen überein, aber auch nicht mit der – allerdings nur skizzierten – Darstellung des Dachverlaufs in Bl. 82r. Es scheint hier also eine frühere Planungsphase dokumentiert zu sein, was auch Ursache für die Abweichungen und Unsicherheiten im Verhältnis der Baugruppen zueinander wie in der Anordnung der Kegelgruppen sein könnte. Auch die Gestalt der Dachgauben bzw. ihre Anordnung scheint erst im Laufe der Arbeit an der vorliegenden Zeichnungen entschieden worden zu sein.
Die äußerst bemerkenswerte Darstellung des Entwässerungssystems stellt nicht nur das vielleicht einzige Beispiel eines solchen technischen Details in einer Architekturzeichnung des 16. Jahrhunderts dar, sondern ist vor allem auch ein starkes Argument für die These, dass die in den Zeichnungen des Anonymus Destailleur wiedergegebenen Planungen sich tatsächlich auf das zu realisierende Bauwerk und nicht nur auf das Modell beziehen. Im Bereich der fertiggestellten Gewölbe über den Kreuzarmen waren nach Beginn der Einwölbung um 1545 zudem Fragen der Dachentwässerung aktuell, d. h. dem hier wiedergegebenen Detail kam ganz entschieden eine praktische Relevanz zu. Ein weiteres entsprechendes Indiz hierfür stellt die an der Ostapsis eingezeichnete Wendeltreppe dar, die am Modell natürlich kaum einen Sinn gehabt hätte.
Allgemeines
AUFBEWAHRUNG: Kasten: HDZ 3840a; im Passepartout
PROVENIENZ: Sammlung Hippolyte Destailleur
FRüHERE INVENTARNUMMER DER KUNSTBIBLIOTHEK: „A 375,29“ [?, S. 4]
URSPRüNGLICHER FOLIO-BAND: Bd. I,12 [?, S. 6]
ZAHL DER BLäTTER IM URSPRüNGLICHEN FOLIO-BAND: 2 [?, S. 4]
NUMERIERUNG DURCH VORBESITZER:
„12“ / Recto: am linken Rand der oberen Blatthälfte, 90° links
Technische Beschreibung
FORMAT: Folio
ABMESSUNGEN: 542 mm × 439 mm
PAPIERQUALITäT: hell, mittelfest
GITTERABSTäNDE: 52 mm am Wz. / 39 mm am Wz.
WASSERZEICHEN: drei Blumen im Kreis mit vierstrahligem Stern darüber
PAPIER: [noch zu ergänzen]
HEFTLöCHER: keine zu erkennen
ZUSTAND: Das Blatt wurde nach der Anfertigung der Zeichnungen mittig gefaltet und allseitig beschnitten, jedoch wurden die Zeichnungen dadurch anscheinend nicht beeinträchtigt. Durch die spätere Begradigung der Ränder dürften aber die Heftlöcher verloren gegangen sein, da es schwer vorstellbar ist, dass dieses Blatt inmitten des ursprünglichen Folio-Bandes nicht eingeheftet gewesen sein sollte. Die Ecken (besonders links unten und rechts oben) sind etwas stärker verschmutzt