Blatt 90: St. Peter: Dorica, Ionica, Mezzanin, Ädikulen
Zusammenfassung
Insgesamt gibt das Blatt nicht nur einen interessanten Einblick in den Umgang Sangallos bzw. seines Kreises mit den klassischen Ordnungen, die hier sowohl in nahezu ‘reiner’ Ausprägung (Dorica der Ädikulen und der Erdgeschoss-Hauptordnung) als auch in deutlicher Abweichung von klassischen Vorbildern erscheinen (Ionica), sondern es gibt auch Aufschluss über die Arbeitsweise des Zeichners zumindest für einen Teil der St.-Peter-Zeichnungen (identische Kopie nach Vorlagen) und die Art seiner – sicherlich aus dem engeren Sangallo-Umkreis stammenden – Vorlagen: Bei diesen dürfte es sich möglicherweise um eine Zusammenstellung der Ordnungen gehandelt haben, die aufgrund der Nivellierung von Größenunterschieden zugunsten eines einheitlichen Erscheinungsbildes des Blattes in der Disponierung der Zeichnungen zur Weiterverbreitung durch Kopien oder sogar zum Stich vorgesehen gewesen sein dürften.
Ein besonders interessantes Detail, dessen Interpretation ohne weiterführende speziellere Untersuchungen jedoch nicht abzuschließen ist, stellt die unscheinbare Skizze zum Kranzgesims Michelangelos für den Palazzo Farnese [90.2.6] dar. Sollte ihre nicht maßstabsgerechte Verzerrung nicht nur auf einen Irrtum des Zeichners zurückzuführen sein, könnte die Skizze sogar eine frühe Fassung von Michelangelos Entwurf für das Gesims wiedergeben.
Allgemeines
AUFBEWAHRUNG: Kasten HDZ 3840; Mappe: [13] = Bl.76–96, 109, 112, 113: Peterskirche
PROVENIENZ: Sammlung Hippolyte Destailleur
ALTE INVENTARNUMMER: „A 375,21“ [?, S. 4]
URSPRüNGLICHER FOLIO-BAND: Bd. I,24–28 [?, S. 6]
ZAHL DER BLäTTER IM URSPRüNGLICHEN FOLIO-BAND: 2 [?, S. 4]
NUMERIERUNGEN DURCH VORBESITZER:
„24“ / Verso: rechte Blatthälfte am oberen Rand, mittig
„et 25“ / Verso: rechte Blatthälfte am oberen Rand, mittig, neben „24“ aber offenbar von anderer, späterer Hand
„26“ / Recto: linkeBlatthälfte am oberen Rand, mittig
„27“ / Recto: rechte Blatthälfte am oberen Rand, mittig
„28“ / Verso: linke Blatthälfte am oberen Rand, mittig
Technische Beschreibung
FORMAT: Folio
ABMESSUNGEN: 433 mm × 562 mm
PAPIERQUALITäT: mittlere Festigkeit, hell
GITTERABSTAND: 52 mm am Wz. / 39 mm neben dem Wz.
WASSERZEICHEN: Leiter im gezackten Schild mit Kreuz darüber / linke Blatthälfte, zentral
PAPIER: [noch zu ergänzen]
HEFTLöCHER: am Mittelfalz, einfach
ZUSTANDSBESCHREIBUNG: Das Blatt wurde schon vor Anfertigung der Zeichnungen (zweimal dicht nebeneinander) mittig gefaltet. Das Verso war vermutlich die Außenseite des Bogens, was der Verlauf der Numerierung vom Verso über das Recto wieder zurück zum Verso nahelegt: Verso: „24“ + „25“ → Recto: „26“ + „27“ → Verso: „28“. Das Blatt ist am rechten Rand unregelmäßig beschnitten und dort auch etwas stärker verschmutzt. Die rechte obere Ecke ist besonders stark verschmutzt, war schräg abgeschnitten und ist deshalb modern ergänzt.
MASSANGABEN: „p9 1/12“ / „palmo del modello“
Anmerkung: Die Unterteilung des palmo romano bzw. palmo del modello reicht hier teilweise sogar bis zu 1/24-Werten (Gesims und dorisches Kapitell der Ordnung „A“ in der rechten Blatthälfte des Recto; Gesims der Ordnung „G“ auf dem Verso), was für die Herstellung des Modells kaum sinnvoll erscheint, da 1/24 „palmo del modello“ nur 0,31 mm beträgt und somit einen kaum sinnvoll zu reproduzierenden Wert darstellt!
HAND: AD