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recto

Maxentius- bzw. Konstantins-Basilika: Gebälk; korinthisches Kapitell; Säule


 

linke Blatthälfte
rechte Blatthälfte
























[12.1.1] [12.1.2] [12.1.4.1] [12.1.6.1] [12.1.6.3]








[12.1.2.2] [12.1.2.1] [12.1.4.4]








[12.1.2.3] [12.1.2.4] [12.1.4.2] [12.1.6.4]








[12.1.6.1] [12.1.6.2]








[12.1.3] [12.1.2.5] [12.1.4.3
[12.1.6.3]
[12.1.6.5]








Anmerkung zur Blattaufteilung: Da der Zeichner bei der Erstellung des Blattes dieses offensichtlich gegenüber der heutigen Orientierung um 90° nach rechts gedreht vor sich hatte – der jetzige rechte Blattrand also unten, d. h. vor dem Zeichner, lag – und sich alle Teilzeichnungen an dieser Ausrichtung des Blattes orientieren, wird im Folgenden bei der Beschreibung diese ursprüngliche Orientierung des Blattes wieder vorausgesetzt, auch wenn diese der durch die moderne Paginierung vorgegebenen widerspricht. Denn letztere erscheint in diesem Falle nur umständlicher und weniger sinnvoll, während aus der ersteren auch die Genese der Einzelzeichnungen und ihre Abfolge untereinander verständlicher wird.

 

Allgemeine Vorbemerkungen

NUMERIERUNG / POSITION:
3.“ / linke untere Ecke, bezieht sich auf die untere Blatthälfte; 90° links
4.“ / unterhalb der linken oberen Ecke; bezieht sich auf die obere Blatthälfte, 90° links
MASSANGABEN: „p9 – o9 – ø9 1/6Maßwerte
bis ø1/6 =
0.37 mm!

HAND: AD
TECHNIKweitgehend freihändige, dünne Feder in hellbrauner Tinte; Linealgebrauch nur bei den waagerechten Linien des Hauptgebälks [12.1.4]
BEISCHRIFTEN / POSITION:
1. „te[m]plum pasis“ / links am oberen Blattrand in Feder vom Zeichner; 90° links
2. „temple de al paix“ / links am oberen Blattrand, rechts (bzw. unterhalb) der ersten Beischrift; von späterer Hand mit Bleistift; 90° links
Anmerkung: Die flüchtige Skizzenhaftigkeit der Zeichnungen, das Fehlen von Graphitvorzeichnungen und die Einheitlichkeit der Hand sowohl in der Zeichnung als auch bei den Maßangaben lassen darauf schließen, dass es sich um eine vor Ort entstandene Aufnahme handelt, bei der der Zeichner entweder allein gearbeitet hat oder zumindest alle zeichnerischen Arbeiten sowie die Notierung der Maße selbst erledigte, was die Mitwirkung eines ‘Messgehilfen’ für das Abnehmen der Maße am Bau selbst jedoch nicht ausschließt.

 

12.1.1 Hauptgebälk: unvollendete Maßskizze

POSITION: am linken Blattrand über die gesamte Höhe des Blattes
NUMERIERUNG / POSITION: „3.“ / in der linken oberen Blattecke
TECHNIK: dünne, freihändige Feder in Braun
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1 – o 1 – ø 11“ / französischer Fuß [?]
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 17
 

 









Beispielwerte p o ø mm Maßstab
















Höhe der oberen Faszie 1 1 11 = 27 1 : 13








Höhe der mittleren Faszie [—] 10 5 = 20 1 : 14








Höhe der unteren Faszie [—] 7 10 = 10 1 : 21








Kommentare: Die vorzeitig abgebrochene Skizze des Gebälks enthält im Architrav Wiedergaben der Ornamente mit Maßangaben, während Fries und Gesims dagegen nur im Profil erscheinen. Die Maße stimmen teilweise nicht exakt mit denen in [12.1.4] überein. Hierin ist weniger ein Indiz für eine fehlerhafte Abschrift zu sehen, sondern eher eines, dass die These, die vorliegende Zeichnung sei vor Ort entstanden, bestätigen könnte: Bei erneuten Messungen erhielt man leicht abweichende Wert, ohne allerdings diese Fehlerquelle bzw. die aufgrund dieser Messunsicherheit zu erwartende mangelnde Genauigkeit der gesamten Vermessung bewusst in Frage zu stellen.

Grund für die Nichtbeendung der Zeichnung könnte neben der freihändigen Ausführung sein, dass der etwas kleinere Maßstab offenbar keine befriedigende Eintragung aller Maße zuließ, weshalb der Zeichner mit derselben Darstellung später nochmals auf dem oberen Teilblatt (für ihn das rechte) begann. So sah er sich z. B. während der Arbeit an dieser Skizze gezwungen, für die Maßangaben zum Eierstab oberhalb der obersten Faszie des Architravs eine Detailskizze rechts (bzw. unten) neben der Zeichnung anzulegen.

Gesims und Fries: Da diese Bereiche der Zeichnung nur im Umriss ausgeführt sind, kann auf eine Kommentierung verzichtet werden. Zum Gebälk selbst vgl. daher die Kommentare unten zu [12.1.4].

Architrav: Die Maßangaben im Architrav stimmen mit denen in der Maßskizze überein, die vom Zeichner am linken Rand der rechten Blatthälfte ausgeführt wurde [12.1.4]. Ihre Gedrängtheit und die dadurch bedingte Unübersichtlichkeit bzw. schlechte Lesbarkeit waren vermutlich ausschlaggebend für den Entschluss, die Zeichnung abzubrechen und neu in der rechten Blatthälfte zu wiederholen.

Nebenskizze zum Eierstab: Unterhalb des Architravs ist in einer kleinen Nebenskizze nochmals ein Detail des Eierstabs wiedergegeben, der den Architrav nach oben mit einem weiteren aufliegenden Profil abschließt. Bei dessen Motiv scheint es sich um eine unkanonische Schmuckform zu handeln: Sie besteht in einer Verbindung aus einem schmalen ‘Band’ ähnlich der ‘Kette’ eines Perlstabs, sowie auf diesem aufgereihten Kugeln. Die bei einem regulären Perlstab zwischen den Kugeln zu erwartenden Scheiben fehlen allerding. Die vorliegende Skizze des Kymas dient offenbar nur zur Notierung des Maßes für die Gesamtbreite eines sich wiederholenen Ornamentmoduls.

 

12.1.2 Aufmaßskizzen von Säulenschaft und Basis

POSITION: in der rechten Hälfte der linken Blatthälfte (2. senkrechtes Viertel)
TECHNIK: dünne Feder in hellem Braun; Lineal
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 5 – o 8 – ø 1 1/2“ / französischer Fuß
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 50
 

 









Beispielwerte p o ø mm Maßstab
















unterer Schaftdurchmesser 5 8 6 = 42 1 : 44








Höhe der Plinthe 1 [—] 8 = 12 1 : 29








oberer Trommeldurchmesser 5 4 3 = 32 1 : 55








Gesamthöhe ohne Plinthe 48 10 4 = 290 1 : 55








 

12.1.2.1 Hauptzeichnung: Säulenschaft und Basis mit Hauptmaßen

Kommentare: Die Zeichnung kombiniert eine genaue Vermessung des Säulenschaftes inklusive Teilmaßen für die Feststellung der Entasis mit einer dazu nicht proportionsgerechten Aufnahme des Basenprofils. Beide zusammen erreichen im Original (ohne die ebenfalls mit Höhenangabe wiedergegebene Plinthe) eine Gesamthöhe von „p 48 – o 10 – ø 4“ [~= 15,87 m]

Oberes Schaftende / Kanellur: Am oberen Schaftende weist die Zeichnung zusätzlich eine Darstellung der Kanellur mit Maßangaben für die Breite der Rillen und Stege auf. Außerdem ist der Abstand der Kanellurenden zum Ende des Schaftes angegeben. Eine entsprechende Darstellung für das untere Schaftende fehlt hier jedoch; sie wird in der nebenstehenden Skizze [12.1.3] im Horizontalschnitt nachgetragen.

Säulenschaft: Die Aufnahme des Schaftes zeichnet sich vor allem durch die Notierung der Lotmaße über die gesamte Länge aus: Sie wurden offensichtlich zur Ermittlung der Entasis aufgenommen. Allerdings fehlen zu den hier gegebenen 13 Maßangaben deren vertikale Abstände untereinander. Die Annahme, dass diese gleich groß seien — sich also aus der Gesamthöhe einfach ermitteln ließen —, scheint aufgrund der ebenfalls angegebenen Lotmaße an den Schaftenden fraglich, da diese in augenscheinlich deutlich abweichender vertikaler Distanz gemessen wurden. Solange keine direkte Kontroll- und Vergleichsmöglichkeit besteht, wird die Annahme gleicher Abstände aber gerechtfertigt erscheinen, zumal die dadurch vielleicht verursachte Verschiebung zu vergleichsweise nur sehr geringfügigen Fehlern in den horizontalen Lotmaßen und damit für die Entasis-Ermittlung insgesamt führen dürfte. Nichtsdestotrotz ist die genaue Vermessung des Säulenschaftes eine wichtige Quelle, um den damaligen Zustand mit dem des sicherlich an der Oberfläche gründlich überarbeiteten, erhaltenen Exemplars dieser Kolossalsäulen der Maxentius-Basilika (heute aufgestellt vor Santa Maria Maggiore) vergleichen zu können.

Basis: Die Basis ist im Profil dargestellt und mit Lot- und Vertikalmaßen versehen. Unter den Lotmaßen erscheint dasjenige der Kehle mit dem Wert „o 8 – ø 9 1/6“!Maße
bis ø 1/6!
 Diese Kehle ist links neben der Basis (d. h. unterhalb der Zeichnung) in einer Nebenskizze nochmals etwas vergrößert herausgezeichnet und mit Maßen versehen. Ebenso ist der Übergang vom oberen Torus zur Kehle rechts unterhalb der Zeichnung wiederholt, da sich zwischen diesen beiden Profilen ein vom Zeichner offensichtlich für bemerkenswert erachteter, vergleichsweise tiefer Einschnitt von „o2 ø5 1
2“ (= ca. 66.5 mm) befindet.

Die parallele Zeichnungen zu dieser Blatthälfte im Wiener bestand finden sich auf Az. Rom n. 56v: Dort finden sich neben dem Kapitell des vorliegenden Berliner Blattes zusätzlich jedoch zwei weitere Basenprofile sowie ein Schnitt der Säule, der mit „p5 – o8 – ø6“ deutlich von dem direkt daneben in einer Skizze angegebenen Wert für den Durchmesser direkt über dem unteren Anlauf („p5 – o3 – ø6“) um immerhin 135.3 mm abweicht. Auch die in den Wiener Blättern n. 57 und 58 wiedergegebenen Details fehlen im Berliner Bestand, was sowohl die „Kopistenthese“ widerlegt als auch die z. T. komplementäre Ergänzung beider Bestände verdeutlicht.

 

12.1.2.2 Detailskizze zum oberen Schaftende mit Anlauf

POSITION: oben links neben der Hauptzeichnung, zwischen [12.1.2.1] und [12.1.1]
TECHNIK: freihändige Feder in Braun
HAND: AD
BEISCHRIFT / POSITION: „bonne“ / im Schaftbereich
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 5 – o 3 – ø 3“ / französischer Fuß
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 62 
(Beispielwert: Schaftdurchmesser „p 5 – o 3 – ø 3“ = 1.660 mm ~
= 27 mm)
Kommentar: Diese Maßskizze des Schaftanlaufs ergänzt die des nebenstehenden Säulenschaftes, weicht von diesem aber in den Maßangaben geringfügig ab. Sie wurde notwendig, weil durch die Wiedergabe der Maße für die Kanellur am oberen Schaftende dort kein Raum mehr für die Angabe des Durchmessers sowie der Lotmaße geblieben war. Die Beischrift könnte daher so zu interpretieren sein, dass der Zeichner hiermit die Richtigkeit dieser ‘Korrekturmessung’ gegenüber derjenigen in [12.1.2.1] vermerken will, anstatt diese einfach zu überschreiben – was möglicherweise eine Rücksichtnahme auf einen anderen Betrachter impliziert.

 

12.1.2.3 Detailskizze zum Profil der Basis

POSITIONlinks neben der Basis in der Hauptzeichnung [12.1.2.1]
Kommentar: Die Skizze gibt einige Lotmaße für den oberen Bereich der Basis an: die Anlaufleiste, den oberen, kleinen sowie den direkt darunter befindlichen, etwas größeren Torus. Für diese Maße war in der Hauptzeichnung offensichtlich nicht genug Platz, obwohl der Zeichner dort für die Basis schon einen auffallend größeren Maßstab gewählt hatte.

 

12.1.2.4 Detailskizze zum Basenprofil

POSITIONrechts neben der Basis in der Hauptzeichnung [12.1.2.1]
Kommentar: Der Zeichner versuchte an dieser Stelle, eine Eigentümlichkeit des Basenprofils festzuhalten – die Spalte zwischen dem größeren oberen Torus und der Kehle –, hat diese Skizze aber unvollendet ausgestrichen, um sie in der nächsten deutlicher zu wiederholen.

 

12.1.2.5 Detailskizze zum Basenprofil (rechts)

POSITIONrechts unterhalb der Hauptzeichnung [12.1.2.1] und unterhalb von [12.1.2.4]
Kommentar: Diese Skizze zeigt wie die vorhergehende ein Detail des Basenprofils, das sich durch einen offensichtlich deutlich erkennbaren waagerechten Einschnitt von „o 2 – ø 5 1/2“ (also ca. 67 mm) Tiefe auszeichnet und sich zwischen dem oberen Torus und dem flachen Bandprofil befindet, welches den Trochilus oben begrenzt. Im Vergleich zu üblichen Basenformen ist diese Eigentümlichkeit tatsächlich bemerkenswert.

 

12.1.3 Vermessung einer Kanellur

POSITION: mittig am rechten Rand der unteren Blatthälfte, 90° links
TECHNIK: freihändige Feder in hellem Braun
HAND: AD
BEISCHRIFT / POSITION: „canalz 24“ / rechts neben der Skizze, 90° links
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „o 6 – ø 1 1/6“[!] / französischer FußMaßwerte
bis ø 1/6!

MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 3
 

 










Beispielwerte p o
ø
mm Maßstab


















Durchmesser einer Kanellur [—] 6 10 [—] = 53 1 : 3,5









größte Tiefe der Kanellur [—] 3 9 [—] = 33 1 : 3,1









kleinste Tiefe der Kanellur [—] [3] 5 1/2 = 27 1 : 2,8









Breite der Stege [—] 2 1 1/6 = 18 1 : 3,2









Kommentar: Der horizontale Schnitt durch die Kanellur mit genauer Wiedergabe der Maße unter Einzeichnung eines rechten Winkels bezieht sich offensichtlich auf die Beschreibung Vitruvs zur Ermittlung des Kanellurprofils. In der vorliegenden Skizze tritt bei der Maßangabe der Stegbreite der Wert „o 3 – ø 1 1/6“ auf, was eine Messgenauigkeit von weniger als 0,4 mm bedeuten würde! Die Beischrift benennt die Anzahl der Kannelluren, vielleicht, weil diese sich anscheinend nicht mit den Angaben Vitruvs in Übereinstimmung bringen lässt.

 

12.1.4 Ausführliche Maßskizze des Hauptgebälks (Aufriss und Profil)

POSITION: untere Hälfte der oberen Blatthälfte (entlang des Mittelfalzes); 90° links
TECHNIK: freihändige, dünne Feder in hellem Braun; Lineal für die Horizontalen
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1 – o 3  ø 11“ / französischer Fuß
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 11
 

 









Beispielwerte p o ø mm Maßstab
















Gesamthöhe des Gebälks 4 3 [—] = 150 1 : 9








Gesamthöhe des Frieses 3 9 8 = 99 1 : 13








Höhe der obersten Architravfaszie 1 1 11 = 35 1 : 11








Höhe der untersten Architravfaszie [—] 7 10 = 16 1 :13








Kommentar: Die Zeichnung wiederholt die ursprünglich am linken Blattrand begonnene Maßaufnahme des Gebälks [12.1.1] in einer Kombination aus Profil und Aufriss mit detaillierter Wiedergabe der einzelnen Ornamente, die ebenfalls durchgehend mit Maßen notiert sind. Es fällt auf, dass der Zeichner hier nicht die ‘Gebälkperspektive’ anwendet. Die oben besprochene Teilzeichnung [12.1.1] der linken Blatthälfte stellt das Profil desselben Gebälks in einer abgebrochenen Zeichnung dar. Aufgrund des umfangreichen Informationsgehalts werden die Teilbereiche des Gebälks im folgenden wie separate Teilzeichnungen behandelt:

 

12.1.4.1 Konsolgesims

Das Konsolgesims weist einen sehr reichen, komplexen ornamentalen Schmuck auf, den sich der Zeichner genau wiederzugeben bemüht, auch wenn durch die Skizzenhaftigkeit einzelne Details eher undeutlich geraten. Besonders auffällig ist die Erfassung auch von jenen Ornamenten, die nicht vermessen wurden und durch ihren skulpturalen Charakter in die Gruppe gehören, die vom Zeichner sonst in anderen Darstellungen gelegentlich übergangen wurde. Die Feinheit der Maßangaben sowie zwei getrennte Lotmaße ermöglichten es jedoch zweifellos, eine sehr genaue Rekonstruktion des Gesimses anzufertigen.

 

12.1.4.2 Fries

Aufgrund seines Mangels an Ornamenten sind zum Fries nur die Hauptmaße angegeben: Dabei geht aus der Zeichnung nicht hervor, ob der Fries mit Skulpturen geschmückt gewesen sein könnte: Die Tatsache, dass der Zeichner im Falle anderer Bauten aber auch die Friesskulpturen skizzierte, lässt dies zumindest unwahrscheinlich erscheinen.

 

12.1.4.3 Architrav

Der dreifach faszierte Architrav zeichnet sich oberhalb der obersten Faszie zwar durch die in ihrer Häufung ornamentaler Details dem Gesims nahestehende Doppelung zweier Ornamentbänder aus (Eierstab und eine Abwandlung eines Perlstabs), weist aber insgesamt eine deutlich sparsamere Ornamentierung auf: Blattkyma zwischen mittlerer und oberer Faszie, Perlstab zwischen unterer und mittlerer Faszie.

Dass die Wiener Zeichnung Az. Rom n. 55v zusätzliche Informationen sowie die hier fehlende Aufnahme eines weiteren Gebälks enthält, ist nur ein weiteres zusätzliches Indiz dafür, dass die Wiener Blätter nicht einfach Kopien der Berliner sein können. Für jene Zeichnungen, die auf beiden Blättern vertreten sind (Hauptgebälk und die Skizze zu den Kassetten [12.1.5]), stimmen sämtliche Maßangaben überein.

 

12.1.4.4 Skizze zum Kelchornament des Gebälks

POSITION: rechts oben neben dem Konsolgesims, unterhalb von [12.1.5.1]
Kommentar: Die kleine freihändige Skizze scheint durch ihre Nähe zu den Darstellungen des Rosettenfeldes und des Kapitells zu gehören; die Maßangabe und die von allen dort auftretenden Formen abweichende Gestalt lässt diese Zuordnung aber nicht zu: Tatsächlich handelt es sich offenbar um eine vergrößerte Wiederholung des Kelchornaments, das die unterste Leiste des Gebälkes im Wechsel mit einem Dreipassmotiv bildet, welches durch Blüten oder Palmetten gefüllt wird.

 

12.1.5 Skizzen zu einer Kassette mit Rosette

POSITIONobere Blatthälfte, linke obere Ecke; 90° links
NUMERIERUNG / POSITION: keine
TECHNIK: freihändige, dünne Feder in hellem Braun
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1 – o 10 – ø 10“ / französischer Fuß
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 18
 

 









Beispielwerte p o ø mm Maßstab
















Länge des Binnenfeldes 1 3 [—] = 25 1 : 16








Breite des Binnenfeldes [—] 10 10 = 14 1 : 21








Kommentar: Die beiden flüchtigen Skizzen zeigen offenbar die Rosettenfelder zwischen den Konsolen des nebenstehend abgebildeten Gebälks (vgl. Teilzeichnung [12.1.4]) mit einigen Maßen in Untersicht und Schnitt.

 

12.1.5.1 Längsschnitt der Kassette

Die in gleichem Maßstab wie die nebenstehende Untersicht ausgeführte Skizze zeigt in ungefährer Übereinstimmung der Körperkanten mit jener einen Schnitt durch die Längsmittelachse der rechteckigen Kassette mit Maßangaben zur Tiefe der Rosen und des Feldes, in das diese eingebettet ist.

 

12.1.5.2 Untersicht der Kassette

Die freihändige Skizze enhält nur Maßangaben zum inneren Bereich der Kassette sowie eine sehr schematische, flüchtige Skizze zur vierblättrigen Blüte. Sie zeigt ausßerdem, dass die rechteckige Kassette offensichtlich in Längsrichtung zwischen den Konsolen liegt, ihre längere Seite also parallel zur Gebälkvorderkante verläuft.

 

12.1.6 Maßaufnahme eines korinthischen Pfeilerkapitells

POSITION: obere Blatthälfte, rechtes oberes Viertel; 90° links
TECHNIK: freihändige, dünne Feder in hellem Braun
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „ p 1 – o 3 – ø 3“ / französischer Fuß
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 25
 

 









Beispielwerte p o ø mm Maßstab
















Kapitellhöhe 6 2 2 = 105 1 : 18,7








Höhe eines Blattes 2 [—] [—] = 38 1 : 17,2








Breite eines Blattes 1 10 4 = 21 1 : 28,9








Breite des Architravstückes 4 11 4 = 51 1 : 31,7








Kommentar: Die Skizze zeigt in einer Kombination die linke Hälfte des Kapitells mit Maßen in einer Ansicht sowie rechts den sich direkt anschließenden Schnitt durch die Ornamentschicht mit Lotmaßen. Wiederum rechts daneben (am oberen bzw. rechten Blattrand rechts außen) erscheint noch einmal der Blattkelch der Akanthuszone in detaillierter Aufnahme. Links neben dieser Zeichnung, d. h. oberhalb des Schnittes durch die Ornamentschicht befindet sich eine weitere Detailskizze, die den Übergangsbereich zwischen Kapitelldeckplatte und Architrav mit der Vermessung des Profils der Deckplatte zeigt. Am oberen Blattrand findet sich eine Addition.

 

12.1.6.1 Ansicht der linken Kapitellhälfte

POSITION: im rechten unteren Quadranten der rechten Blatthälfte
Kommentar: Die Skizze zeigt die linke Hälfte des Kapitells im Aufriss mit Maßen für die Akanthus-Blätter sowie die Deckplatte; auch die Abacus-Blüte ist mit ihrem Flammenornament skizzenhaft angedeutet. Daneben werden auch die Maße des von der Volute getragenen Abacus-Ausläufers angegeben.

 

12.1.6.2 Schnitt durch die Ornamentschicht des Kapitells

POSITION: am rechten Blattrand unten
Kommentar: Der sehr flüchtig ausgeführte Schnitt enthält die Lotmaße der Blätter sowie die Angabe der Gesamthöhe und der Höhe von Teilen der Deckplatte.

 

12.1.6.3 Grundriss des Kapitells

POSITION: rechte untere Blattecke
Kommentar: Die Skizze befindet sich senkrecht neben (unter) der dazughörigen Kombination aus Aufriss und Schnitt und wurde auch ungefähr im selben Maßstab ausgeführt. Sie ist durch die Beschneidung des Blattes am Rand unvollständig erhalten. Das eingezeichnete Rechteck deutet auf eine Gebälkverkröpfung von „p 4 – o 11 – ø 4“ Seitenlänge oder einen Pfeiler anstelle einer Säule. Die weiteren Maßangaben betreffen nur die Abacus-Blüten.

 

12.1.6.4 Detailskizze zum Akanthuskelch der oberen Kapitellblätter

POSITION: in der rechten unteren Blattecke
Kommentar: Die Skizze zeigt – im Vergleich zu der ansonsten eher summarischen Wiedergabe der Kapitellornamentik – relativ detailliert einen der Kelche in der oberen Blattreihe, aus denen die Voluten entspringen, mit einigen Maßangaben. Ob die hier wiedergegebene Struktur der den Kelch bildenden Bestandteile jedoch eine getreue Wiedergabe des Originals ist, muss aufgrund der Skizzenhaftigkeit bis zum Vergleich mit anderem Darstellungen bzw. einem Original vorerst fraglich bleiben.

 

12.1.6.5 Skizze zum Übergang zwischen Kapitell und Architrav

POSITIONrechts oberhalb von [12.1.6.2], am rechten Blattrand ungefähr mittig
Kommentar: Die Skizze gibt im Profil den Übergang zwischen Kapitelldeckplatte und Architrav wieder, der insofern bemerkenswert ist, als hier eine nur „ø 10“ große Vertiefung in der Deckplatte vorliegt, aus der sich wiederum eine Schicht hervorhebt, die bündig mit der unteren Faszie des Architravs abschließt.

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