recto: Colosseum: Grundriss eines Quadranten
TECHNIK: freihändige Feder in Braun ohne Vorzeichnungen oder technische Hilfsmittel;
BEISCHRIFTEN / POSITION:
1. „toutte la longuessa sono – p 354 – o11 – ø3“ / am rechten Rand, an der Hauptachse des Baus, 90° nach links gedreht;
2. „toutte la largesse sono – p217 – o8 – ø2“ / am oberen Rand, an der Nebenachse des Baus;
3. „co[n]dute / de aqua / per i fiv [sir?] / fora“ / am unteren Ende der Arena, ca. 130° nach links gedreht;
Die entsprechende Beischrift auf Az. Rom n. 25r ist lesbar als: „co[n]dutee / de aqua per i sire fora“
NUMERIERUNG / POSITION: „24“ / linke obere Ecke; 90° links;
14.1.1 Erdgeschoss-Grundriss eines Quadranten
POSITION: gesamtes Blatt;
Kommentar: Grundriss eines Quadranten des Erdgeschosses mit sehr vielen Maßen:
Der Zeichner gibt die lichten Weiten sämtlicher Gänge an, die sich aufgrund der elliptischen Form des Baus jeweils geringfügig unterscheiden. Nur im untersten Bereich der Zeichnung — also in den an der Hauptachse gelegenen Segmenten — fehlen diese Maßangaben. In die Zeichnung sind im linken oberen Bereich Verweisbuchstaben „B“, „M“, „B“ und „F“ eingetragen, wobei „B“ Durchgänge bezeichnet, „M“ einen nur zur Außenseite hin offenen Raum und „F“ eine Wand neben dem unteren Durchgang „B“. An der Hauptachse des Baus sind bemerkenswerterweise die Abstände der Schnittpunkte zwischen einigen der Achsen des Gangsystems und der Hauptachse angegeben.
Da im Unterschied zu den meisten anderen Antikenaufnahmen keinerlei Vorzeichnungen vorhanden sind und die Ausführung relativ sorgfältig und ohne Pentimenti erfolgte, dürfte es sich um eine Kopie handeln. Dagegen spricht allerdings, dass der Zeichner sich keiner technischen Hilfsmittel bedient, obwohl er die Maße der Radien für einen Zirkelgebrauch vorliegen hatte und die meisten Linien der Zeichnung als Achsen des Mauersystems geradlinig sind und mit Lineal auszuführen gewesen wären.
Eine Auflösung dieses Widerspruchs könnte darin bestehen, dass der Zeichner den Grundriss zwar nach einer Vorlage kopierte, die Maße dann aber vor Ort eintrug. Jedoch spricht die Einheitlichkeit zwischen Handschrift und Zeichnungen und die Verwendung der exakt gleichen Tinte eher für eine Entstehung der Zeichnung in einem Zuge, so dass als Möglichkeit nur zu bleiben scheint, dass der Zeichner eine Vorlage — aufgrund des Maßsystems vermutlich eine eigene, vor Ort entstandene Skizze — benutzte, die genauere und exakte Ausführung aber auf einen späteren Zeitpunkt, vielleicht sogar direkt auf einen Stich verschob.
Das Blatt stimmt in allen Details mit dem parallelen Albertina-Blatt Az. Rom n. 25r des „Kopisten“ überein; jedoch weist dieses Vorzeichnungen der meisten Gebäudekanten in Graphit auf, die jedoch so grob erscheinen, dass sie kaum dem geübten ‘Vorzeichner’ zuzuweisen sind. Sie könnten aber ein Indiz dafür sein, dass der KdAD das Blatt des AD nicht vorliegen hatte und so wiederum kein Kopiervorgang von AD zum KdAD anzunehmen ist. Statt dessen könnten beide Zeichnungen auf dieselben Aufnahmen vor Ort zurück gehen. Jedenfalls ist durch die Merkmale beider Blätter nicht auszuschliessen, dass in diesem Falle der AD den KdAD kopiert haben könnte.