recto: Schnitt mit Innenaufriss
73.1.1 Schnitt
POSITION: gesamtes Blatt
TECHNIK: Weitgehend freihändige Feder in verschiedenen Brauntönenüber teilweise abweichender Graphitvorzeichnung; Lineal nur für horizontale Linien (Gebälk; Gesimse);
NUMERIERUNG / POSITION: keine [!] — Das Fehlen der üblichen Numerierung ist vermutlich eine Versehen des Numerierenden, könnte aber im Prinzip auch darauf zurück zu führen sein, dass dieses Blatt – obwohl es vom AD stammt – erst nach der Durchführung der Numerierung in den Codex aufgenommen wurde.
Kommentar: Die sehr detailreiche Zeichnung beruht auf einer Vorzeichnung mit Bleistift, die ursprünglich etwas tiefer auf dem Blatt begann: Basen der Säulen sind noch unterhalb der Federzeichnung am unteren Blattrand zu erkennen. Die gesamte Zeichnung macht allerdings einen sehr uneinheitlichen Eindruck, dass einige Details der Ornamentik mit größter Genauigkeit, ganze Bauteile dagegen wiederum nur sehr oberflächlich dargestellt sind. Dies dürfte auch keine Folge von Arbeitsökonomie sein, dass der Zeichner redundante Details wie die Kapitelle nahezu vollständig und mit zeichnerischem Aufwand wiedergibt, dabei andererseits aber die offensichtlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Kapitellen, die vor Ort sofort ins Auge springen, übergeht. Eine klare Trennung ergibt sich entlang des Mittelfalzes, der das Blatt - ungefähr - in einen Bereich flüchtigerer Bauaufnahme (links) und detaillierter Ornamentdarstellung (rechts) teilt.
Die Zeichnung beginnt links mit einem Schnitt des als gewölbte Halle wiedergegebenen Eingangsbereichs, in den mit deutlich hellerer Tinte und vielleicht von anderer Hand eine ionische Säule einskizziert ist. Hier werden einige der Hauptbaumaße angegeben - bezeichnenderweise keines für die - offenbar rekonstruierte - Decke und die genannte Säule. Allerdings erscheint an der Außenseite eine Maßangabe für ein nicht ausgeführtes Kranzgesims: „p2 o8“.
Im anschließenden Innenraum erscheinen zuerst die Höhenangaben für den Umgang und eine der im Schnitt dargestellten Nischen in der Außenwand, Breitemaße aber fehlen völlig. Die Darstellung ist dabei offensichtlich in der horizontalen Ausdehnung gestaucht, da der Umgang als extrem schmal und hoch wiedergegeben ist, während er in Original wohl ein Verhältnis von Höhe zu lichter Weite von maximal 1:3 aufweisen dürte. [prüfen]
Die folgende Darstellung der Arkaden umfaßt die genaue Vermessung eines Säulenschaftes sowie Maßangaben für die Gebälkstücke der Säulenpaare. Die hier sorgfältig ausgeführten Kapitelle setzen sich in der rechten Blatthälfte noch in einem Paar fort, bevor sie dann nur noch in hellerer Tinte summarisch wiedergegeben werden.
Im ‘Tambourbereich’ erscheinen ebenfalls nur wenige Hauptbaumaße, wobei der Tambour selbst – bis auf die Außenumrisslinie – nur mit Bleistift skizziert ist. Das Tambourabschlußgesims ist mit„A“ bezeichnet, was sich in der rechten Blatthälfte - dort allerdings in einem deutlich höheren Niveau - wiederholt.
Die rechte Blatthälfte bietet - wie schon erwähnt - im Gegensatz zur linken eine Vielzahl von Informationen zur Dekoration, die allerdings aufgrund des gewählten Gesamtmaßstabes teilweise geradezu mikroskopisch klein ausfallen.
Der Scheitel der Kuppel wird zwar mit einem Rahmen aber geschlossen dargestellt. Die Außenseite der Kuppel zeigt - im Gegensatz zur Darstellung des Kuppelumrisses in der linken Blatthälfte - vier Stufen im unteren Bereich.
Die ionische (Pilaster-?) Gliederung der Tambourinnenseite ist nur skizziert: sie weist als ein interessantes Detail eine anscheinend perspektivisch angelegte Dekoration auf, die einen Tambourumgang suggeriert, indem sie an der vermeintlichen Rückwand zwei ebenfalls ionische, aber deutlich anders proportionierte Säulen bzw. Pilaster zeigt, von deren Kapitellen Deckenbalken zu den Kapitellen der ‘vorderen’ Ordnung verlaufen.
Darunter folgt eine extrem detaillierte Aufnahme der Wanddekoration, die nicht nur minutiös die wechselnden Ornamente wiederzugeben versucht, sondern auch die Materialien benennt. Dabei steht offenbar „p“ für Porphyr, „m“ für Marmor, teilweise ergänzt mit „galle“; sowie „s“ für [?]. Diese Aufnahme setzt sich bis in die Zwickel der Arkade hinein fort.
Im rechts anschließenden Schnitt des Umgangs gibt der Zeichner in zentralperspektivischer Anlage teilweise die Deckendekoration wieder, wobei er über dem Tonnengewölbe eine weitere Darstellung mit einem Agnus Dei vor einer Stadtansicht zeigt. Das Tonnengewölbe selbst zeigt nur ein Blattwerk mit einem Vogel.
Am rechten Rand erscheint als letztes eine Nische mit einem skizzierten Sarkophag, über dem sich ein mosaizierter Bogen mit regelmäßigem Sternmotiv befindet.
An der Außenseite gibt der Zeichner für Dach- und Attikazone wieder nur zwei Maße.