Vergleichbare Darstellungen
Bis auf den Stich Salamancas mit dem Schnitt des Gesamtbaus [= H. 146a; in Berlin: Bl. 212] findet sich in den Zeichnungen aus Sangallos Umkreis keine direkte Parallele zu dem hier vorliegenden Blatt. Deshalb ist hier besonders auf die offensichtlich als Reinzeichnung hierzu intendierte Darstellung desselben Bereichs auf Blatt 80r des Codex Destailleur D hinzuweisen.
Zeichnungen
Florenz: Uffizien
- U 66A recto: Antonio da Sangallo d. J.: Querschnitt des Langhausprojektes: Obwohl dieses Projekt mit dem vorliegenden nur die Hauptmerkmale der Innenraumgestaltung (12-palmi-Ordnung u.ä.) gemein hat, ist hier kurz darauf hinzuweisen, weil es sehr gut das zeichnerische Niveau markiert, den ein weitgehend ausgearbeitetes Projekt in Sangallos Umkreis erreichen konnte: Die Vorlagen des Anonymus Destailleur dürften diesen Stand noch nicht erreicht haben, was – trotz der detaillierten Maßangaben – für eine relativ frühe Datierung spricht. Für das folgende Blatt gilt dieses sinngemäß.
- U 67A recto: Antonio da Sangallo d. J.: Längsschnitt durch Loggia und Ostarm des Langhausprojekts: Neben dem zeichnerischen Darstellungsniveau sind einige wenige Einzelheiten trotz der Bestimmung für das ältere Projekt an dieser Zeichnung im Vergleich mit Blatt 79r erwähnenswert: Besonders fällt auf, dass das Uffizienblatt keine Hinweise auf eine Kassettierung der Decken enthält, weder im Langhaus noch im Loggientrakt, obwohl die genaue Ausarbeitung und die sorgfältige Lavierung dies erwarten lassen würde, wenn für dieses Projekt überhaupt Kassettierungen geplant gewesen sein sollten. Dies scheint nicht der Fall gewesen zu sein: Die Vorhandensein von Kassetten in den Kuppeltragebögen muss nicht als Gegenargument interpretiert werden, wonach es eine Fortführung der Kassettierungen zumindest in den Kreuzarmen erzwungen hätte; es wäre sowohl denkbar, dass diese Schmuckform in direkter Nähe des Petersgrabes als Auszeichnungs- und Würdeformeln vereinzelt bleiben sollten, wie es – mit Blick auf U 66A r auch möglich erscheint, dass an eine vollständige Beseitigung der erhaltenen Kassettierungen ebenso gedacht wurde wie an die des Bramantechores. Daraus lässt sich im Umkehrschluss die Vermutung ableiten, dass auch das Modellprojekt zu dem Zeitpunkt, als das vorliegende Blatt entstand möglicherweise noch keine aufwendig herzustellenden Kassettendecken erhalten sollte. Erst in einem späteren Stadium, dessen Zeuge der Anonymus Destailleur wurde und das er in seinen Darstellungen einschließlich der Überlegungen zur genauen Gestaltung der Decken dokumentierte, könnte dementsprechend die Entscheidung für Kassettierungen gefallen sein.
- U 68A recto: Antonio da Sangallo d. J.: Portalentwurf für St. Peter: Die Zeichnung wird von Thoenes auf „1539 or later“ datiert und – entsprechend der Beischrift von der Hand Sangallos auf dem Verso: „porta grande di S.to pietro“ – als Gegenüberstellung zweier Entwürfe für die Innenseite des Osteingangs-Portals für das Modellprojekt gedeutet. Sollte es sich bei dem nur durch Zirkeleinstiche markierten Maßstab um palmi romani handeln, entspräche der Maßstab von 1 : 30 auch dem einiger Modellzeichnungen, was diese Annahme weiter stützen würde. Problematisch erscheint nur das Fehlen jeglicher Hinweise in den anderen Darstellungen des Eingangsbereichs – sowohl in Zeichnungen wie auch in den Salamanca-Stichen des Schnittes und der Fassade – auf eine entsprechende Gestaltung. Die Nichtausführung dieses Entwurfs am Modell und in den Stichen spricht dafür, dass er zwar – wie das Blatt deutlich macht – diskutiert aber nicht zur Ausführung bestimmt wurde. Daher mag auch der Anonymus Destailleur auf eine Übernahme verzichtet haben, wenn das Blatt nicht sogar erst nach seiner Anwesenheit entstanden sein sollte. Das einzige weitere, Beispiel eines Entwurfs für den Portalrahmen findet sich im älteren der beiden Salamanca-Stiche für die Fassade: Dort handelt es sich offensichtlich um ein dorisches Portal mit einem von Konsolen gestützten Sturz.
Drucke
Salamanca-Stiche:
- Schnitt: Der Hauptunterschied zwischen dem Stich und der vorliegenden Skizze besteht vor allem in der feineren Ausgestaltung des ersteren, die sich am auffälligsten in den dort angegebenen Kassettendecken sowie den differenzierteren Gestaltungen der Wände und Rahmen äußert. Diese Abweichungen sind nicht nur auf den skizzenhaften Charakter von Bl. 79r zurück zu führen, sondern bezeichnen einen deutlichen chronologischen Abstand zwischen beiden Darstellungen, der die Datierung der St.-Peter-Zeichnungen im Speziellen und des gesamten Codex Destailleur D allgemein vor die Entstehung der Stiche und die Fertigstellung des Modells stützt. Außerdem bestätigen die Unterschiede die Vermutung, dass dem Anonymus Destailleur die Stiche nicht (mehr) bekannt geworden sein können, da ansonsten mit einer Übernahme der entsprechenden Informationen gerechnet werden dürfte. Das Fehlen der Rückseite der Blendwand, die den terrassenartigen Bereich oberhalb des Verbindungstraktes nach den Seiten hin begrenzt scheint ein zu geringes Indiz, um daraus ableiten zu können, dass dieser Bereich tatsächlich kurzzeitig als offen geplant gewesen sein sollte: Statt dessen wird man hier lediglich ein Versäumnis des Zeichners anzunehmen haben. — Im Vergleich mit dem im älteren Fassadenstich gezeigten Portalrahmen des Haupteingangs sowie der vorliegenden Zeichnung des Anonymus Destailleur fällt auf, dass der Schnitt Salamancas für den Haupteingang im Profil keinerlei architektonische Gliederung erkennen lässt: Weder erscheint unterhalb des dorischen Gebälks ein vorkragender Türsturz noch weist die Innenseite irgend eine erkennbare Gliederung bzw. Rahmung auf, wie sie z. B. der Schnitt der Westapsis im selben Stich deutlich zeigt.