Vergleichbare Darstellungen

Zeichnungen

 

Florenz: Uffizien

  • 37A recto: Antonio da Sangallo d. J.: Grundriss-Entwurf für ein Langhausprojekt: In der rechten unteren Ecke des von Bruschi auf 1517–19 datierten Blattes1 findet sich der Grundriss bzw. Horizontalschnitt eines achteckigen Turmes mit Innenschacht und einem Obergeschoss mit kreisrundem Grundriss. Das achteckige Grundgeschoss ist von Pilastern an den Ecken und Halbsäulen an den Seitenwänden umgeben, zwischen denen sich an den diagonal zu den Hauptachsen ausgerichteten Seiten von Ädikulen gerahmte Nischen befinden. Das kreisförmige Geschoss weist eine umlaufende Terrasse auf und ist von einem Säulenkranz umgeben: Es dürfte sich also um einen bekrönenden Tolos handeln. Radiale, jedoch gebrochen verlaufende Linien innerhalb des Tolos sind als Horizontalschnitt der – in diesem Falle jedoch extrem starken – Wand anzusehen, die sich in jedem dritten Wandfeld der von Pilastern in Übereinstimmung mit den Säulen gegliederten Außenseite öffnet. Im Inneren des Turms scheint eine schmale (Wendel-) Treppe den zentralen Schacht zu umgeben. — Obwohl Bruschi vermutet, dass diese Teilzeichnung vielleicht später ausgeführt wurde als der Rest des Blattes, so wird der zeitliche Abstand sicherlich relativ gering sein. Dieses frühe Auftreten einer dem auf Blatt 86r ausgeführten Entwurf zumindest bemerkenswert ähnlichen Vorstufe bleibt jedenfalls festzuhalten. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass Sangallo dieses Schema im Modellprojekt aus seinen früheren Überlegungen abgeleitet hat.

Drucke

 

Salamanca: Stiche zu Sangallos Modellprojekt für St. Peter:

Fassade und Südansicht (1548): Während das zwischen den unteren und den mittleren Geschossen vermittelnde obere Mezzanin, das in der Abfolge der Ordnungen am Turm das Dach des Hauptbaus vertritt, aufgrund seiner einfachen Gestaltung keine nennenswerten Abweichungen zu den Stichen erkennen lässt, zeigt das obere ionische Geschoss in Salamancas älterem Stich eine hohe rundbogige Fensteröffnung mit Kämpferordnung im Zentrum einer Seite, die von zwei ionischen Halbsäulen flankiert wird. Am Modell und in der vorliegenden Zeichnung fehlt dieser Bereich dagegen vollständig. Dagegen stimmen Zeichnung und Stich im darauf folgenden korinthischen Geschoss wiederum überein; bemerkenswert ist dabei das in den Zeichnungen zu den Turmgeschossen an dieser Stelle erstmals erscheinende Fenster im Zentrum der Seite. Dass im gezeichneten Grundriss des folgenden oktogonalen Geschosses der Giebel der korinthischen Ädikula nicht erscheint, wurde oben schon angemerkt: Im Vergleich mit dem älteren Stich Salamancas fällt zusätzlich eine Darstellung der Verkröpfungen des korinthischen Gebälks auf, derzufolge der zentrale Giebel und der Gebälkabschnitt über den Säulenpaaren eine gemeinsame Front zu bilden scheinen. Eine weitere Abweichung des oktogonalen Geschosses in der Zeichnung gegenüber dem Stich stellen zudem die in letzterem auf dem Giebel seitlich aufsitzenden Kandelaber dar, die mit denen über den korinthischen Säulen offensichtlich eine einheitliche Reihe bilden sollten. Dagegen scheint die Wiedergabe der Fensteröffnungen im Oktogon sehr genau mit derjenigen in der Zeichnung überein zu stimmen: Der Stich zeigt sogar deutlich erkennbar die Einziehung der Fensterlaibung an der inneren Öffnungsmündung, die in der Zeichnung detailliert mit genauen Maßangaben dargestellt wird. Diese sehr detailgetreue Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Stich setzt sich anschließend bis zur Turmspitze fort: Dies scheint umso bemerkenswerter, als die deutlichen Abweichungen der unteren Geschosse auf Bl. 89r sowie der mittleren Geschosse in Teilzeichnung [88.1.1] somit die Schlussfolgerung nahelegen, dass die genaue Gestalt der oberen Geschosse zu einem früheren Zeitpunkt endgültig festgelegt gewesen sein müssen als diejenige der unteren Geschosse, obwohl man schon aufgrund der Notwendigkeiten in der Planungsabfolge sowohl für die Modellherstellung als auch für die Bauausführung das Gegenteil erwarten sollte. Außerdem widerspricht eine solche hypothetische Abfolge in der Festlegung der endgültigen Gestaltungen dem, was z. B. in Bl. 76r dargestellt zu sein scheint: Während die unteren Geschosse von Hauptbau, Loggientrakt und Türmen schon bis in die Details klar definiert sind, liegen die Bereiche oberhalb des Kranzgesimses nur in skizzenhafter Form vor.

Eine Auflösung dieses Widerspruchs scheint vorerst nicht ohne zusätzliche Informationen – z. B. Datierung der einzelnen Modellabschnitte aufgrund der Restaurierungsunterlagen – kaum möglich, zumal es durchaus möglich und sogar zu erwarten ist, dass die ‘Bauabschnitte’ am Modell durchaus in der ‘richtigen’ Reihenfolge, d. h. von unten nach oben, vorliegen, während ihre Planung bzw. endgültige Definition eine andere Abfolge hatte. Dies wäre im Rahmen eines tatsächlichen architektonischen Planungsprozesses mit Rücknahmen von bereits für abgeschlossen gehaltenen Teilentwürfen und Veränderungen bzw. Anpassungen ‘älterer’ Bereiche an später entworfene auch eine durchaus realistische Annahme.

Zu den Darstellungen auf dem Verso des vorliegenden Blattes sind im Vergleich mit dem Stich keine nennenswerten Abweichungen zu konstatieren, was sowohl aufgrund der in den oberen Geschossen zunehmenden Übereinstimmung zwischen Zeichnung und Stich, als auch derjenigen zwischen Recto und Verso ohnehin zu erwarten ist.

Fassade (1549): Das oben Gesagte gilt weitgehend auch für den späteren Stich; lediglich das Fehlen der Fensteröffnungen in den ionischen Geschossen sowie im korinthischen sind festzuhalten, zumal der spätere Stich in diesem Punkt mit dem Modell überein stimmt. Bemerkenswert ist vielleicht die Tatsache, dass das Fenster im unteren Mezzanin in Übereinstimmung mit dem Hauptbau als die Mündung eines nach unten in den Turm führenden Lichtschachtes dargestellt ist, was architektonisch kaum sinnvoll zu sein scheint und daher wohl auf eine Wiederholung durch den Stecher zur Erreichung eines einheitlichen Erscheinungsbildes zurückzuführen sein dürfte. Anderenfalls wäre dies – im Widerspruch zum älteren Stich – als ein Hinweis darauf zu deuten, dass der Erdgeschossraum des Turmes mit einem bis in das Mezzanin hinauf reichenden Gewölbe geschlossen werden sollte, was aufgrund des Seitenschubs auf die Außenmauern jedoch nicht einmal in statischer Hinsicht von Vorteil gewesen wäre. Da dieselbe Fensterform im Stich jedoch auch über den Nebenarmen des Loggientraktes erscheint, wo sich hinter dem Mezzanin ein Tonnengewölbe befindet und daher eine Schrägführung des Lichtschachtes weder nötig noch sinnvoll wäre, dürfte diese Darstellungsform wie schon vermutet tatsächlich auf den Stecher und nicht auf entsprechende Vorlagen in den Bauplanungen zurück gehen.

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