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recto: S. Pietro in Montorio: Tempietto: Aufriss, Schnitt, Details

103.1   Aufriss, Schnitt; architektonische Details

 

Allgemeine Vorbemerkung

Obwohl das Recto durch den Mittelfalz deutlich in zwei Bereiche unterschiedlichen Inhalts geteilt zu sein scheint, die jeweils der Hauptzeichnung entsprechend Innen- und Außenbau mit ihren Details zu repräsentieren scheinen, fällt bei Vergleich der Verweisbuchstaben auf, dass in der linken oberen Ecke des Blattes die Details der Pilasterordnung des Innenraums wiedergegeben sind, der selbst aber in der rechten Blatthälfte erscheint. Daraus darf gefolgert werden, dass der Zeichner auf diesem Blatt eine Vorlage kopierte, die selbst schon diese Anordnung enthielt, oder aber dass er diese nach Gesichtspunkten der Papierausnutzung neu arrangierte. Für die Numerierung der Einzelzeichnungen folgt daraus eine geringe Unübersichtlichkeit.

 

Aufteilung des Blattes

 

linke Blatthälfte
rechte Blatthälfte
















103.1.2.1 103.1.2.2 103.1.2.3 103.1.2.6 103.1.2.7








103.1.2.4 103.1.2.5 103.1.1 103.1.2 103.1.3








103.1.1.1








103.1.1.2








 

103.1.1  Aufriss bzw. Abrollung des Tempietto [Hauptzeichnung]

POSITION: Hauptzeichnung in der Mitte und rechte Hälfte der linken Blatthälfte über die gesamte Höhe
NUMERIERUNG / POSITION„69“ / in der rechten oberen Ecke der linken Blatthälfte (oberhalb der Kuppel, links neben der Laterne)
TECHNIK: fast vollständig freihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen mit Lineal; Schraffuren zur Verdeutlichung von Schatten
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION:
Lume“ / unterhalb der Fensteröffnung des Erdgeschosses
A“ [Verweisbuchstabe] / in einer Triglyphe des Erdgeschossgebälks
B“ [Verweisbuchstabe] / im Kranzgesims des Obergeschosses
H“ [Verweisbuchstabe] / im Sockel des Erdgeschosses
MASSANGABEN / GRUNDMASS:
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 40

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














lichte Höhe der Türöffnung 10 33 = 60 1 : 39,47







lichte Weite der Türöffnung 4 1 = 23 1 : 39,20







lichte Höhe der Fensteröffnung 6 53 = 32 1 : 48,29







Höhe einer Wandnische 4 49 = 57 1 : 18,97







Anmerkung: Für die Ermittlung des Maßstabes wird die am rechten Rand des Recto wiedergegebene Skala des Palmo romano mit 224,5 mm Länge verwendet, also nicht der sonst vorausgesetzte Wert von 223,4 mm.

Kommentar: Die Zeichnung ist – bis auf wenige Horizontalen und die Säulenschäfte – freihändig ausgeführt, wobei der Zeichner bemüht ist, die Plastizität einzelner Bereiche durch verschieden starke Schraffuren zu verdeutlichen. Sie zeigt den Bau in einer Kombination aus Aufriss und Abrollung in eine vertikale Ebene, so dass sich orthogonal- und zentralperspektivische Elemente mischen. Der gewählte Ausschnitt des Baues umfasst etwas mehr als ein Viertel, welches mit dem Nebeneingang links beginnt und sich rechts bis zum vollständig wiedergegebenen Eingangsportal erstreckt. Dabei wird die Intensität der Schraffierung im Erdgeschoss von links nach rechts stärker.

Insgesamt fällt auf, dass der Zeichner erstaunlich wenige Maße angibt, die noch dazu nicht sehr systematisch ausgewählt zu sein scheinen und durch die Angaben in den Teilzeichnungen offenbar nicht vollständig ergänzt werden. Auch die Schnittdarstellung der rechten Blatthälfte liefert nur wenige Maße der Außenwand nach.

Die Laterne ist zwar nur skizzenhaft, aber mit relativer Deutlichkeit als kleiner Tolos aber ohne Maße wiedergegeben, so dass es sich sicherlich nicht um eine Darstellung eines tatsächlich vorhandenen Elements am Bau handelt, sondern um eine freie Ergänzung des Zeichners; gleiches gilt für die Schnittdarstellung in der rechten Blatthälfte gelten.

 

103.1.1.1 Skizze einer Triglyphe des Außengebälks

POSITION: am linken Blattrand unterhalb der Mitte
NUMERIERUNG / POSITION: „71“ / rechts neben der Zeichnung
TECHNIK: freihändige Feder in Braun ohne Hilfsmittel oder Vorzeichnungen
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „A“ [Verweisbuchstabe] / innerhalb der Zeichnung am oberen Rand
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „[ø] 9 1/2“ / Minuto [= 1/60] des Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 8,5

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Breite des seitlichen Steges [-] 11      = 4 1 : 10,29







Breite der Einkerbung [-] 9 1/2 = 5 1 : 7,11







Kommentar: Die Zeichnung scheint lediglich zur Angabe des Maßes für die Breite der Stege und„Riefen“ [?] der Triglyphe zu dienen, da keine weiteren Angaben existieren. Damit scheinen wichtige Angaben zu dieser Dorica zu fehlen, denn zumal in der Hauptzeichnung nur die Hauptmaße und auf dem Verso nur ein Schnitt wiedergegeben sind.
[Umzeichnung angefertigt in die Umzeichnung von Verso hinein]

 

103.1.1.2 Profil des Gebäudesockels „H“ und der Basis der Dorica

POSITION: linke untere Ecke des Blattes
NUMERIERUNG / POSITION: „71“ / rechts oberhalb, neben [103.1.1.1], gilt offensichtlich gemeinsam für beide Detailzeichnungen
TECHNIK: nur in den gekrümmten Linien freihändige Feder in Braun, ansonsten Lineal; Vorzeichnungen mit Bleistift
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „H“ [Verweisbuchstabe] / in der Frieszone des dargestellten Sockelbereiches
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1  ø 1/2  2/3“ / „palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 8

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe des Sockels 2 17      = 53 1 : 9,67







Gesamthöhe der Basis mit Plinte [-] 48 1/2 = 30 1 : 6,05







Kommentar: Die Profilaufnahme enthält alle Maßangaben und wird durch die Vermessung der Treppenstufen in der Hauptzeichnung ergänzt. Ein Hinweis auf die Verbindung dieser Detailszeichnung mit Säulen oder Gebälk der Dorica fehlt. Auffällig ist die mehrfache Angabe von Bruchteilen einesminuto („1/2“ = 1,87 mm und„2/3“ = 2,5 mm).

 

103.1.2  Schnitt des Tempietto und Projektion der Innenwand

POSITION: linker Bereich (ungefähr zwei Drittel) der rechten Blatthälfte
NUMERIERUNG / POSITION: „72“ / oberhalb der Zeichnung, links neben der Laterne am oberen Blattrand
TECHNIK: teilweise, vor allem in den ornamentalen Details, freihändige Feder in Braun; Lineal, Zirkel; teilweise stark abweichende Vorzeichnungen mit Bleistift
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION:
D“ [Verweisbuchstabe] / im Gesims des dorischen Gebällks der Innenordnung
E“ [Verweisbuchstabe] / neben dem Kapitell des rechts vom Eingang wiedergegebenen Pilasters der Innenordnung
R“ [Verweisbuchstabe] / am rechts außen wiedergegebenen Pilasterschaft der Innenordnung jedoch zum daneben befindlichen Kämpfergesims der Nische gehörig
G“ [Verweisbuchstabe] / im Piedestal des rechts außen wiedergegebenen Pilasters der Innenordnung
A st pietro montorio“ / unterhalb des Fußbodenniveaus in der Zeichnung
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 13  ø 54 1/2“ / Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 31

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe des Innenraums 42 21      = 314 1 : 30,28







Höhe bis zum Kämpfergesims der Eingangsnische 13 44      = 95 1 : 32,45







Länge eines Säulenschaftes der Umgangsordnung 13 52 1/2 = 95 1 : 32,79







Länge eines Pilasterschaftes der Innenordnung 13 54 = 92 1 : 33,92







Kommentar: Die Zeichnung gibt einen Schnitt durch fast den gesamten Tempietto in Kombination mit einem Blick auf die Innenwand von einem Standpunkt gegenüber der Eingangsnische, die jedoch in der geschnittenen Wand nochmals dargestellt wird. In Wand und Kuppel fehlen jegliche Hinweise auf bautechnische Details. In die Zeichnung sind die Hauptmaße der Bauglieder sowie die Verweisbuchstaben für die am linken Blattrand wiedergegebenen Teilzeichnungen eingetragen. Die Darstellung der Innenwand ist in ungefähr orthogonalperspektivisch korrekt, d. h. sie gibt die seitlichen Bereiche entsprechend der Krümmung leicht verkürzt wieder. Zur Wiedergabe der Räumlichkeit mittels Verschattungen arbeitet der Zeichner mit sehr unterschiedlich eingesetzten Schraffuren. Bemerkenswert sind folgende Details:
1. Die Verglasung der Fenster mit ‘Butzenscheiben’ ist – wenn auch nur skizzenhaft – wiedergegeben.
2. Die Laterne ist zwar ebenfalls nur skizziert, aber ähnlich zum nebenestehenden Aufriss als kleiner Tholos wiedergegeben; da aber Maßangaben sowie die Andeutung einer Öffnung in der Kuppel fehlen, kann man nicht davon ausgehen, dass die Darstellung einen zum Zeitpunkt der Vermessung vorhandenen Zustand historisch korrekt wiedergibt.

Dagegen hat der Zeichner keinerlei Angaben zu bautechnischen Details wie Struktur der Kuppel oder Aufbau der Wand gemacht. Die Zeichnung wäre also in dieser Hinsicht ein gutes Argument dafür, auch die fehlenden bautechnischen Angaben in den St.-Peter-Zeichnungen nicht als eindeutige Beweise für eine Bestimmung jener Blätter ausschließlich für die Modellbauer zu interpretieren, sondern diese Art der Wiedergabe als gebräuchlich einzustufen.

 

103.1.2.1 Aufnahme des dorischen Pilasterkapitells„E“ der Innenordnung

POSITION: linke obere Blattecke
NUMERIERUNG / POSITION: „70“ / zwischen den Teilzeichnungen zur Bezeichnung der gesamten Gruppe
TECHNIK: nur in wenigen gekrümmten Linien freihändige Feder in Braun; Lineal
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „E“ [Verweisbuchstabe] / am Halsschaft des Pilasters
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1  ø 14 1/2“ / Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 5,3

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe des Kapitells 1 15 = 58 1 : 4,84







Lotmaß am Pilasterschaft [-] 26 = 17 1 : 5,72







Kommentar: Die Aufnahme des Kapitellprofils steht in Zusammenhang mit der direkt darunter wiedergegebenen der Basis und des Piedestals; beide sind voneinander durch ‘Bruchlinien’ am Pilasterschaft getrennt. An dieser Stelle ist bemerkenswert, dass die Außen- bzw. Vorderkante des Pilasterschaftes hier nicht gerade durchläuft, sondern eine Verschiebung erfährt: Im Fall von Säulendarstellungen ist dies in der Regel als ein Hinweis auf die Entasis zu deuten – in der vorliegenden Darstellung fehlen aber jegliche andere Hinweise auf eine solche an den Pilastern der Innenordnung.

 

103.1.2.2 Profilskizze zum Kapitell der dorischen Pilasterordnung

POSITION: in der linken oberen Ecke des Blattes, direkt rechts neben [103.1.2.1]
NUMERIERUNG / POSITION: „70“ / unterhalb der Skizze, für die ganze Gruppe
TECHNIK: freihändige Feder in Braun ohne Vorzeichnungen
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: keine
MASSANGABEN / GRUNDMASS: keine
Kommentar: Die Skizze wiederholt das Profil des Pilasterkapitells „E“ im selben Maßstab, allerdings ohne Maßangaben. Möglicherweise hatte der Zeichner erst hier mit dem Profil begonnen, dann aber bemerkt, dass er bei der Wiedergabe des Profils von Basis und Piedestal mit der offenbar schon vorhanden gewesenen Hauptzeichnung [103.1.1] in Konflikt geraten wäre, weshalb er sich zum Neuansatz etwas weiter links entschloss. Anders ist die ansonsten vollkommen identische Wiederholung wohl kaum zu erklären, zumal die vollständig ausgeführte alle Maßangaben enthält, also sicherlich keiner Ergänzung bedurfte.

Demnach dürfte der Zeichner erst die Hauptzeichnung(en) mit Aufriss und Schnitt, und anschließend die Detailzeichnungen angefertigt haben. Dies spricht einerseits für seine Systematik, andererseits schließt dies eine Entstehung der Zeichnungen vor Ort aus. Tatsächlich scheint es sich um eine Werkstattarbeite zu handeln, die auf – eigenen oder fremde – Vermessungsskizzen. Für die Arbeit nach einer fremden Vorlage wiederum spricht die eigens angefertigte Zeichnung mit demPalmo romanoin Originalgröße am rechten Blattrand: Denn sie deutet darauf hin, dass dem Zeichner dieses Maß nicht vertraut war und er es auch nicht selbst zur Vermessung des Tempietto benutzt hat.1

103.1.2.3 Profil „R“ der Nischen

POSITION: am oberen Blattrand ungefähr in der Mitte der linken Blatthälfte
NUMERIERUNG / POSITION: „70“ / links unterhalb der Skizze (zur gesamten Gruppe)
TECHNIK: kaum freihändige Feder in Braun; Lineal
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „R“ [Verweisbuchstabe] / oberhalb des ‘Halsrings’
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 1  ø 20  1/2“ / Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 4,5

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe des Gesimses [-] 51      = 35 1 : 1,54







Höhe der Frieszone [-] 20 1/2 = 18 1 : 3,74







Kommentar: Man wird die Gegenüberstellung der beiden, in ihren Funktionen grundverschiedenen Profile „E“ und „R“ weniger als Hinweis auf ein Interesse des Zeichners am direkten Vergleich als vielmehr als Ergebnis der Raumknappheit in diesem Teil des Blattes ansehen müssen. Die Skizze enthält alle Maße zum Profil, jedoch keines zur Tiefe des Gesimses vor der Rückwand.

 

103.1.2.4 Profil von Basis und Piedestal („G“) der dorischen Pilasterordnung

POSITION: am linken Blattrand, oberhalb der Mittel
NUMERIERUNG / POSITION: „70“ / rechts oberhalb der Skizze (zur gesamten Gruppe)
TECHNIK: in einigen Krümmungen freihändige Feder in Braun; Lineal
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „G“ [Verweisbuchstabe] / im unteren Torus der Basis
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p1  ø 4  1/2“ / Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 6

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe der Basis mit Plinte [-] 48 1/2 = 29 1 : 6,26







Gesamthöhe Sockel mit unterem Gesims 1 1 = 44 1 : 5,19







Kommentar: Die Teilzeichnung ist durch die sie oben begrenzende Bruchlinie, der die die Teilzeichnung„E“ unten begrenzende Burchlinie am Pilasterschaft entspricht, als zu diesem gehörig erkennbar. Da aber die Lote nicht zusammengeführt sind, wie dies z. B. in den St.-Peter-Zeichnungen gelegentlich auftritt, und in der Hauptzeichnung die Schaftbreite des Pilasters nur am oberen Ende angegeben ist, lässt sich nicht sicher rekonstruierren, in welchem Verhältnis beide zueinander stehen, wenn man nicht annimmt, dass der Schaft keinerlei Enthasis aufweist und somit alle horizontalen Maße der beiden Teilzeichnungen zusammengefasst werden könnten. Das Piedestal selbst in in seiner Höhenerstreckung ebenfalls unterbrochen – hier liegen sich die zusammengehörigen Linienenden jedoch genau gegenüber, da es natürlich keinerlei Entasis oder Verschiebung aufweist. Das Maß für die Höhe fehlt entsprechend in dieser Zeichnung und ist statt dessen in der Hauptzeichnung [103.1.2] angegeben. Im Bereich des untersten Gesimses treten Überschneidungen mit der Hauptzeichnung [103.1.1] auf, die auf eine weniger sorgfältige Vorbereitung der Darstellung schließen lassen und ihr so immer noch einen vorbereitenden Charakter verleihen.[Umzeichnung angefertigt]

 

103.1.2.5 Profilskizze des Eingangsbogens „L

POSITION: rechts neben [103.1.2.4] und unterhalb von [103.1.2.3]
NUMERIERUNG / POSITION: „70“ / links oberhalb der Skizze
TECHNIK: freihändige Feder in Braun
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „L“ [Verweisbuchstabe] / rechts neben dem Profil
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „ø 14  1/2“ / minuto des Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 14

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














unterstes Band [-] 14 1/2 = 4 1 : 13,56







mittleres Band [-] 20      = 5 1 : 14,97







Kommentar: Profilskizze der Archivolte des Bogens „L“, der die Muschelkalotte über dem Eingang überfängt. Es fehlen die Horizontalmaße (Lotmaße); nur die Breite der einzelnen Schichten ist angegeben.[Umzeichnung angefertigt]

 

103.1.2.6 Profild des äußeren Türsturzes über dem Eingang mit Volute

POSITION: am oberen Blattrand, mittig in der rechten Blatthälfte
NUMERIERUNG / POSITION: keine
TECHNIK: freihändige Feder in Braun; im unteren Bereich stark abweichende Vorzeichnungen mit Bleistift
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: keine
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „[ø]47  12“ / Minuto des Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 9

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.














Gesamthöhe des Gesimses [-] 47 1/2 = 29 1 : 6,13







Gesamthöhe des Frieses [-] 52 1/2 = 16 1 : 12,20







Gesamhöhe des Architravs [-] 43 2/3 = 17 1 : 9,61







Kommentar: Die vollständig freihändige Zeichnung über einer im unteren Bereich der Volute deutlich abweichenden Bleistiftskizze fällt durch die im Vergleich zu den anderen Teilzeichnungen der Bauaufnahme extrem vielen und detaillierten Maßangaben auf, so als habe der Zeichner hierfür ein besonderes Interesse gehabt. Allerdings betreffen die weitaus meisten Maßangaben nicht die Volute, obwohl diese mit Ornamenten dargestellt ist, sondern das Gesims. Die geringe Größe der Darstellung – die zweifellos mit Rücksicht auf den knappen Raum gewählt wurde – führt zu einer äußerst dichten Drängung der zudem sehr klein geschriebenen Zahlen. Zusammen mit der nebenstehenden Aufnahme des Portals ergibt diese Darstellung ein recht genaues Bild seiner Verdachung.

 

103.1.2.7 Aufriss des Eingangsportals

POSITION: rechte obere Blattecke
NUMERIERUNG / POSITION„73“ / oberhalb der Zeichnung am Blattrand
TECHNIK: nur in den Ornamenten freihändige Feder in Braun; Lineal, Zirkel; geringfügig abweichende Vorzeichnungen mit Bleistift
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: keine
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 11  ø 52  2/3“ / Palmo romano
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 16

 

 









Beispielwerte
palmi
mm Maßstab ca.
















lichte Höhe der Türöffnung 10 - 33 = 117 1 : 19,74








lichte Weite der Türöffnung 4 - 1 = 54 1 : 16,65








Höhe des Türsturzes 1 - 8 = 19 1 : 11,95








Länge einer Volutenkonsole 2 5 2 = 29 1 : 18,97








Kommentar: Die trotz Vorzeichnung mit Bleistift und Ausführung mit Lineal relativ ungelenk erscheinende Zeichnung gibt das Portal eindeutig als trapezförmig entsprechend unter Angabe aller Hauptmaße wieder. Dabei fällt allerding auf, dass die lichte Weite oben wie unten mit „p4 ø1“ als absolut gleich angegeben ist! Die könnte darauf hindeuten, dass der Zeichner eine antikisierende Gestaltung des Portals erwartete, dann aber am Original seinen Irrtum einsehen musste, weshalb er sich auch ausdrücklich denselben Wert für die lichte Weite der Türöffnung sowohl oben als auch unten notierte, was ansonsten nicht nötig gewesen wäre. Diese Erwartungshaltung ist zumindest bemerkenswert. Das Profil des Rahmens soll offenbar aus der nebenstehenden Teilzeichnung [103.1.2.6] entnommen werden, auch wenn die genaue Führung im Bereich der ‘Ohren’ damit unklar bleibt. [Umzeichnung angefertigt]

 

103.1.3  Palmo romano in Originalgröße

POSITION: am rechten Blattrand, ungefähr mittig
NUMERIERUNG / POSITION: keine
TECHNIK: Feder in Braun; Lineal, Zirkel
HAND: AD
BEISCHRIFT(EN) / POSITION: „palme“ / rechts neben der Zeichnung, 90° links
MASSANGABEN / GRUNDMASSPalmo romano
MASSSTAB: 1 : 1 [Gesamtlänge jedoch 224,5 mm, nicht 223,4 mm]
Kommentar: Die Länge des Maßstabs beträgt zwar ziemlich genau 22,45 cm, die Breite des Federstrichs ließe aber auch einen Wert von 22,5 cm zu. Der Palmo [romano] ist unterteilt in 12 Abschnitte (oncie), die oberen zwei oncienochmals in je 5 minuti, wobei allerdings eine Benennung der Teile ebenso fehlt wie eine Zählung.

Die Abweichung des Wertes von dem in dieser Arbeit – aufgrund der Untersuchungen von Christof Thoenes – vorausgesetzten Palmo-Wert von 223,4 mm macht deutlich, dass man selbst für denselben Zeichner in einer relativ kleinen Zeitspanne von nur wenigen – vermutlich – Jahren keine nach heutigen Maßstäben exakten Maße voraussetzen kann. Damit aber wird u. a. erst recht zweifelhaft, wie die für das Modellprojekt Sangallos angegebenen Maße vorgabengemäß durch einen Modelltischler hätten realisiert werden sollen. Nimmt man sie dagegen – wie hier unterstellt – als Maße auch für die Errichtung des Bauwerkes, könnte die daraus ablesbare Beschränkung auf den Zwölftel-palmo als kleinste Maßeinheit (bis auf wenige Ausnahmen) eine Reaktion auf eben diese Fehlerhaftigkeit des zu verwendenden Maßstabs sein, indem durch sie eine etwas größere Toleranz von vornherein berücksichtigt wird.

Für die vorliegende Zeichnung selbst stellt die Wiedergabe des Palmo in der Originalgröße ebenfalls ein bemerkenswertes Faktum dar, deutet es doch darauf hin, dass dem Zeichner dieses für die Vermessung des Tempietto gewählte Maß (zuvor) nicht vertraut war oder aber, dass der hier verwendete Palmo eben gerade wegen seiner wenn auch nur geringen Abweichung vom vertrauten Maß notiert wurde. Für letztere Annahme scheint es aber keine hinreichende Rechtfertigung zu geben, denn für die Vermessung hätte der Zeichner ohne Weiteres den ihm möglicherweise schon vertrauten, etwas abweichenden Maßstab verwenden können, solange ihm nicht z. B. die Verwendung dieses hier wiedergegebenen speziellen Maßes aufgrund der Tatsache nahe gelegt worden sein sollte, dass es sich dabei um das Originalmaß Bramantes handelte. Dann sollte man aber ‘rundere’ Maßwerte aufgrund klarer Proportionen erwarten, die in den Maßangaben eindeutig nicht vorliegen.

Damit bleibt nur die erstgenannte Erklärungsmöglichkeit als die wahrscheinlichere übrig: Dem Zeichner war bis zum Zeitpunkt der Vermessung des Tempietto das hierfür verwendete Maß (noch) nicht vertraut, d. h. er hatte es trotz seines womöglich schon längeren Romaufenthaltes bisher noch nicht benutzt, oder aber er weilte noch nicht lange in Rom, so dass ihm die Verwendung des Maßes und seine Untergliederung noch nicht geläufig waren. Dies scheint die wahrscheinlichere Erklärung zu sein.

 

Damit aber ließe sich das Blatt als eines der frühesten des gesamten Codex unter jenen identifizieren, die in Rom oder Umgebung entstanden. Aufgrund der intensiven Verwendung des Palmo romano in den St.-Peter-Zeichnungen wäre dabei weiterhin anzunehmen, dass die vorliegende Zeichnung vor diesen entstand. Die sorgfältige Anfertigung des Blattes könnte auf eine Vorlage deuten, es scheint aber vor allem durchaus als Stichvorlage gedacht gewesen zu sein.

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