verso: Palazzo Niccolini: Aufriss, Details

106.2   Fassadenaufriss des Pal. Niccolini [?]

 

Allgemeines

Über dem Portal befindet sich nur eine kleine Wappenkartuschen zwischen Piano nobile und zweitem Obergeschoss jedoch erscheint eine ovale Kartusche mit einem eingesetzten Wappenschild, dessen sehr flüchtig skizzierter Inhalt sich als Medici-Wappen identifizieren ließe, da sechs einfache, jeweils leicht nach rechts gekrümmte Striche in dreieckiger Form angeordnet sind: drei bilden eine obere Reihe, die unteren drei einen nach oben offenen Winkel. Ein Medici-Wappen scheint – da die römischen Paläste der Medici sicherlich nicht in Frage kommen, im florentiner Kontext denkbar. Als Zeitraum für die Entstehung des dargestellten Bauwerks kommt nicht nur aus stilistischen sondern ebenso aus politischen Gründen sicherlich nur die Zeit vor 1546 in Frage, womit das Blatt nicht aus dem Rahmen der für den vorliegenden Codex angenommenen Entstehungszeit heraus fiele.

Das Blatt weist nur in der linken Hälfte Zeichnungen auf. Diese sind nach einem ähnlichen Schema angelegt wie die Darstellungen auf dem Recto, nur sind hier rechts und links vertauscht, d. h. die Detailzeichnungen mit den Profilen befinden sich fast ausnahmslos rechts neben der Hauptzeichnung. Diese wird hier im folgenden wieder mit [Z] bezeichnet, während für die Detailzeichnungen die Verweisbuchstaben des Zeichners übernommen werden.
NUMERIERUNG / POSITION170“ / linker Blattrand, mittig, 90° nach links

 

106.2.1 [Z] Hauptzeichnung: Aufriss von zwei Achsen der Fassade

POSITIONgesamte Mitte der linken Blatthälfte;
Kommentar: Der dreigeschossige Fassadenaufriss in Orthogonalprojektion zeigt im Erdgeschoss eine reiche Gliederung, deren auffälligstes Merkmal eine von Volutenkonsolen gestützte umlaufende Bank unterhalb der Kellerfenster ist, welche unter die ‘knieenden’ Erdgeschossfenster eingelassen sind.

Die Fassade weist zudem nur im Erdgeschoss einen Rustika-Pilaster auf, der eine Verkröpfung des Trenngesimses zum piano nobile bewirkt und auffälligerweise nicht bis an die Gebäudekante geführt ist, sondern diese frei stehen läßt. Daran anschließend ist – wie bei einem Blick auf die Fassadenecke – erscheint das Erdgeschossprofil in der Seitenansicht. Trotzdem scheint der Pilaster nur als Eckgestaltung zu fungieren, denn links an die erste Fensterachse schließt sich sofort das – nur flüchtig skizzierte – Rundbogenportal an. Das piano nobile zeigt in einer Sockelzone Wandfelder, in denen eine Öffnung oder Wappenkartusche eingezeichnet ist; darüber schließen die gerade geschlossenen Fenster an. Über einem der beiden dargestellten Fenster erscheint eine Öffnung oder ein mit einem Ohrenrahmen gefaßtes Wandfeld, in dem sich ebenfalls wiederum eine Kartusche zu befinden scheint, während das rechte der beiden Fenster ein vorkragendes Deckgesims aufweist. Da dieses – wie aus der Detailzeichnung [F] ersichtlich ist – zu einem vollständigen, gebälkartigen Fenstersturz mit Polsterfries gehört, wird dieses durch die Fortlassung von Fries und Gesims ‘beschädigt’.

Das darunterliegende Fenster ist zudem mit einer Ziegelwand geschlossen. Abgeschlossen wird der Aufriss im Obergeschoss mit relativ einfachen kleinen Fenstern, die dieses nicht als vollwertiges, sondern eher als mezzaninartiges Geschoss erscheinen lassen.
 
Rechts - mit Ausnahme der Zeichnungen [M], [N] und [P], diese befinden sich in der linken unteren Ecke des Blattes - erscheinen folgende Teilzeichnungen:

  • [A] Kranzgesims der Fassade
  • [B] Rahmen der Obergeschossfenster
  • [ein Verweisbuchstabe [C] und eine entsprechende Zeichnung fehlen]
  • [D] Solbankgesims des Obergeschosses
  • [E] Rahmen der Wandfelder oberhalb der Fenster des piano nobile
  • [F] Deckgebälk der Fenster des piano nobile
  • Die Teilzeichnungen [G], [H], [K] und [L] sind zusammengefaßt:
  • [G] Solbankgesims des piano nobile
  • [H] Fußgesims der Sockelzone des piano nobile
  • [K] Polsterfries des Erdgeschossgebälks
  • [L] Fries mit (eckigem) Mäandermotiv (laufender Hund [?]) zwischen
  • [K] und [H]

In der linken unteren Ecke des Blattes:

  • [M] Rahmen des Erdgeschossfensters
  • [N] von S-Volutenkonsolen gestützte Fensterbank des Erdgeschossfensters
  • [P] von Volutenkonsolen auf Löwenpranken gestützte umlaufende Bank

 

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