recto: Marstempel, Grabtempel: Teilaufriss, Gebälke, Gesimse
NUMERIERUNG / POSITION:
„148“ / obere Blatthälfte, links fast am Rand, 90° links;
„149“ / obere Blatthälfte, unten rechts, 90° links;
„150“ / obere Blatthälfte, am oberen Rand, 90° links;
„157“ / untere Blatthälfte. links mittig, 90° links
OBERE BLATTHäLFTE: AUFRISS DER RECHTEN FASSADENHäLFTE
Vorbemerkung: Alle Teilzeichnung sind gegenüber der heutigen, durch die Blattnummer suggerierten Ausrichtung um 90° nach links gedreht, da der Zeichner das Blatt im Querformat benutzte. Insgesamt erwecken Anordnung und Zusammenstellung der Teilzeichnungen den Eindruck, als sollten sie als Stichvorlage dienen. Dies könnte auch die abweichende Form der Bemaßung vielleicht erklären. Ebenso sprächen für diese Annahme die Andeutung des Buschwerks am Fuß der sichtbaren Fassade und die scharfe Abtrennung der Hauptzeichnung durch die Mittelachse.
69.1.1 Aufriss des oberen Teils der rechten Hälfte der Tempelfassade
POSITION: Hauptzeichnung, im linken Teil der oberen Blatthälfte, mittig; 90° links;
TECHNIK: in den Ornamenten freihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen der Hauptkonstruktionslinien; Lineal;
NUMERIERUNG / POSITION: „148“ / links von der Zeichnung am Blattrand, 90° links;
Kommentar: Der sehr sauber mit Lineal ausgeführte Aufriss gibt die Fassade mit sehr vielen Maßen und Verweisbuchstaben anscheinend maßstäblich wieder. Auffällig ist der korrekte Abbruch an der Mittelachse der Fassade, während der Abbruch nach unten durch eine flüchtige Wellenlinie angedeetet ist, in der auch einige blattähnliche Elemente erscheinen, so dass es sich vermutlich um die Erdbodenlinie handeln dürfte, die eine Vermessung der unteren Teile ohne Ausgrabung unmöglich machte. In der Zeichnung erscheinen sorgfältig ausgeführte Schraffuren zur Hervorhebung plastischer Details.
Die Fassade ist durch eine komposite Kolossalordnung gegliedert, deren vier Pilaster jeweils Ädikulen rahmen: die äußeren umgeben ein Doppel-T-förmiges Feld, in dem sich eine schmale, schlitzartige Fensteröffnung befindet; während in der mittleren nur ein schmales Fenster skizziert ist.
Die Pilasterschäfte der Ordnung waren ursprünglich vom Zeichner ca. 10 cm weiter nach unten verlängert worden, so dass er möglicherweise eine Gesamtaufnahme der Fassade plante.
Die auftretenden Verweisbuchstaben sind:
„A“ - Pilasterschaft von der seitlichen Ädikula;
„B“ - Pilasterschaft von der mittleren Ädikula;
„C“ - Gebälk der mittleren Ädikula;
„D“ - Gebälk der seitlichen Ädikula;
„E“ - Gebälk der Kolossalordnung;
„F“ - Pilasterschaft der Kolossalordnung
69.1.2 Gebälk der seitlichen Ädikula
POSITION: oberhalb der Hauptzeichnung, direkt an deren Außenkante, 90° links;
NUMERIERUNG / POSITION: „150“ / rechts neben der Zeichnung;
Kommentar: Aufriss der Ecke des Gebälks der seitlichen Ädikula mit Wiedergabe des Giebels, dessen Geisonprofil in die Ansicht eingezeichnet ist. Mit dünner leichter Feder ist unterhalb des Gebälks das Kapitell skizziert. Eventuelle Ornamente der Profile sind nicht wiedergegeben.
69.1.3 Wiedergabe von Kanelluren der Fassadenpilaster
POSITION: rechts von der Hauptzeichnung (also: ‘darunter’)
NUMERIERUNG / POSITION: „149“ / unterhalb der Zeichnung, 90° links;
Kommentar: Die mit Lineal ausgeführte Feder zeigt in einer - sonst bei dem Zeichner so nicht anzutreffenden Form – eine Kombination aus Schnitt und Aufriss der kanellierten Pilaster „B“ von der Mittelädikula und „A“ von der seitlichen Ädikula. Wenn der Zeichner hier nicht nur schematisch, sondern korrekt wiedergibt, hat„A“ nur vier„,B“ sogar nur drei Kanelluren, beide ohne Füllungen. Nur in„B“ sind Maße für die Stege und die Breite der Kanelluren angegeben.
69.1.4 Gebälk „E“ der Kolossalordnung
POSITION: obere rechte Ecke der oberen Blatthälfte, 90° links;
Kommentar: Die sehr sauber mit Lineal ausgeführte Zeichnung zeigt in Gebälkperspektive eine Kombination aus Aufriss und Schräg-Untersicht des Hauptgebälks „E“ der Kolossalordnung mt allen Maßen. Das Gesims weist sehr flache, durch ein Karniesprofil gekennzeichnete Konsolen auf, deren Form der Zeichner durch die Linienführung der Schraffen wiederzugeben versucht.
69.1.5 Gebälk „C“ der mittleren Ädikula
POSITION: untere rechte Ecke der oberen Blatthälfte;
TECHNIK: Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen; Lineal;
Kommentar: Die ebenfalls sehr sauber mit Lineal ausgeführte Zeichnung zeigt in ‘Gebälkperspektive’ das Gebälk der mittleren Ädikula einschließlich des Giebelgeisons, dessen Profil hier aber nicht mitgeteilt wird - aus der Andeutung der Breite der Profile ließe sich aber schließen, dass es wie übliche die Formen des Gesimses aufgreift. Auffällig ist an dieser Zeichnung, dass sie die trennende Mittelachse der Hauptzeichnung als Körperkante für die Friesebene benutzt, so dass alle Profile rechts davon liegen.
69.1.6 Maßstab ohne Beschriftung
POSITION: am rechten Blattrand, senkrecht;
TECHNIK: Feder mit Lineal; Vorritzung der Hauptlinie;
Kommentar: Die bemerkenswerte Darstellung des offenbar für die Vermessung verwendeten Maßstabs enthält leider keine Zahlenangaben oder Benennungen, ebenso fehlen klar definierte Schlußpunkte. Die mit Feder markierten Punkte auf der Maßstabslinie – neun an der Zahl – weisen untereinander einen Abstand von jeweils ca. 17,2 mm auf; alle neuen zusammen (= 8 oncie [?]) 138,8 mm lang. Die letzte Oncia ist nochmals in 12 „ligne“ unterteilt. Diese Werte ergäben einen „palmo“ von nur 20,6–20,8 cm [!], (17,2 mm × 12 bzw. 138,8 mm : 8 o : 12 ø × 144ø). Da dieser Wert zu keinem der bekannten Maße paßt, wäre zu überlegen, ob es sich um eine „eigenwillige“ Teilung des antiken römischen Fuß durch den Zeichner handelt. Auch ein Vergleich mit den Maßstäben, die Bos im Stich des Lehrgerüst wiedergibt, ist nötig. [prüfen]
UNTERE BLATTHäLFTE: GRUNDRISS DES TEMPELS
69.1.7 Grundriss des fast quadratischen Tempels
POSITION: untere Blatthälfte;
TECHNIK: Feder in Braun; Lineal, Zirkel, Lavierungen; Vorritzungen
Kommentar: Die sonst selten vom Zeichner verwendeten technischen Mittel der Lavierung und der Vorritzung lassen auf einen größeren zeitlichen Abstand zu den anderen Darstellungen sowie möglicherweise auf den schon in der Erläuterung zur oberen Blatthälfte vermuteten geplanten Verwendungszweck als Stichvorlage schließen.
Es fehlen zwar erläuternde Beischriften, obwohl der Zeichner sehr viele Maße angegeben hat, die nahezu komplett erscheinen, aber aus den Übereinstimmungen mit dem Fassadenaufriss in der oberen Blatthälfte darf wohl geschlossen werden, dass es sich hier um den dazugehörigen Grundriss handelt, wobei nach dem Grundriss der Aufriss nicht die Eingangs- sondern die Rückwand des Tempels zeigt.
Eine vollständig umlaufende Linie markiert den Sockel. Insgesamt scheint der Tempel mit nur „p13 - o4 - ø6“ lichter innerer Tiefe und „p14 - o6 - ø4“ lichter innerer Weite relativ klein zu sein, denn - trotz der Darstellung eines abweichenden Maßstabs in Teilzeichnung [69.1.6] in der oberen Blatthälfte – unter Annahme des frz. Fuß als Maßstab ergeben sich damit Maße von nur ca. 4 m × 5 m, die allerdings für ein Familiengrab, um das es sich hier offenbar handelt, ausreichend sein könnten.