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verso: Grabtempel, Marstempel: Innenansicht, Details

NUMERIERUNG / POSITION[alle 90° rechts]
151“ / oben rechts, 90° rechts;
152“ / linke Ecke oben;
153“ / untere Blatthälfte mittig am linken Rand;
154“ / untere Blatthälfte, mittig oben;
155“ / untere Blatthälfte, mittig unten;
156“ / untere Blatthälfte, links unten

 
OBERE BLATTHäLFTE: KOMBINATION AUS ZWEI INNENANSICHTEN DES TEMPELS

 

69.2.1 Hauptzeichnung: Kombination perspektivischer Innenansichten

POSITIONnimmt bis auf einen schmalen Streifen am Mittelfalz die gesamte obere Blatthälfte ein;
TECHNIKweitgehend freihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen; Lineal; Zirkel; Lavierungen;
NUMERIERUNG / POSITION:
151.“ / in der rechten oberen Ecke des Blattes, 90° rechts; zur rechten Halbzeichnung;
152.“ / linke obere Ecke des Blattes, 90° rechts; zur linken Teilzeichnung;
TECHNIKweitgehend freihändige Feder in Braun über teilweiser Graphitvorzeichnung; Lavierungen; Lineal, Zirkel
Kommentar: Die Zeichnung fällt – ebenso wie die sauberen Aufriss- und Grundrisszeichnungen des Recto – deutlich aus dem für den Zeichner sonst zu beobachenden Stil heraus: Die Perspektivität der Darstellung weist trotz der weitgehenden Freihändigkeit praktisch keine auffälligen Fehler auf und die Lavierungen sind gekonnt eingesetzt. Besonders sticht aber sein lockerer, sehr gekonnter Federstrich in den skizzierten Ornamenten und Details hervor, dessen Freiheit – und damit gleichzeitig mangelnde Präzision, die fast schon an Unkenntlichkeit des Gegenstandes grenzt – in merkwürdigem Widerspruch zu seiner sonstigen pedantischen Art der Aufnahme mit genauesten Vermessungen steht - als habe er sich hierin eine Erholung von der Mühseligkeit der Bauaufnahmen gegönnt.

Die Darstellung kombiniert in bemerkenswerter Weise zwei perspektivisch angelegte Innenansichten des Grabtempels links und rechts einer Symmetrieachse: Während die linke Seite – in stärkerer Lavierung scheinbar verschattet – einen Blick vom Eingang zur gegenüberliegenden Stirnwand zeigt und dabei die linke Seitenwand des wiedergibt, zeigt die rechte Hälfte den Blick in der entgegengesetzten Richtung von der Stirnwand zur Eingangswand: Somit erscheint rechts eigentlich wiederum die – vom Eingang aus gesehen – linke Seitenwand, trotzdem stellt der Zeichner sie aber mit Veränderungen dar, erfasst hier also tatsächlich die gegenüberliegende Wand – vgl. unten die Kommentare zu den beiden Teilzeichnungen.

Die Zeichnung wird nach unten durch eine Wellenlinie abgeschlossen, die ähnlich der in der Hauptzeichnung der Fassade auf dem Recto das Bodenniveau anzuzeigen scheint und den Bau so nach unten abgrenzt, dass anscheinend keine Möglichkeit bestand, die unteren Teile der Wand freizulegen um z. B. die Gesamtgestalt der Ädikulen aufzunehmen.

Beide Teilzeichnungen zeigen eine Vielzahl von ornamentalen Details sowie Maßangaben ebenso wie Verweisbuchstaben, zu denen sich die Teilzeichnungen unterhalb der Hauptzeichung finden. Die Stuckierung der Decke ist zwar in ihrer Felderaufteilung wiedergegeben, aber kaum in ihrer Ornamentierung: Es finden sich nur einige, sehr abgekürzte Hinweise auf figürliche oder ornamentale Füllungen einzelner Felder, vor allem in der linken Hälfte.

Links oberhalb der Zeichnung erscheint eine grobe, flüchtige und daher nicht sehr aussagekräftige Skizze eines Tondo mit einer Büste, die wohl ein Detail der Deckendekoration wiedergibt.

 
NäHERES ZU DEN BEIDEN TEILZEICHNUNGEN UND DER ABWEICHENDEN VORZEICHNUNG:

Linke Teilzeichnung: In der linken Teilzeichnung fallen vor allem die stärkere Lavierung und eine Veränderung in der ersten flachen Rechtecknische links außen auf: dort hatte der Zeichner durch intensive Rasuren offenbar eine schlitzförmige Fensteröffnung, wie sie auch noch an anderen Stellen des Baus erscheint, getilgt.

Weiterhin bemerkenswert ist, dass die Giebel über den Nischen der Seitenwand nicht von Säulen getragen werden, somit also keine korrekten Ädikulen darstellen, während die Halbrundnische der Stirnwand und deren Hauptädikula Säulen zeigen.

Eine solche Öffnung über der mittleren Nische in der Wölbung ist durch Aussparung der Lavierungen deutlich als Fenster nach außen erkennbar. Dabei durchbricht sie das Rahmensystem, indem sie in den Rahmen des größte Feldes des seitlichen Tonnengewölbebereiches einschneidet. Auf der gegenüberliegenden Darstellung - die eigentlich die selbe Wand zeigen sollte - ist der Rahmen unbeschädigt dargestellt und vermessen. Es fällt weiterhinauf, dass die zentrale Ädikula der Stirnwand im oberen Bereich zwar vermessen ist, nach unten aber undefiniert abbricht.

Rechte Teilzeichnung: In der Stirnwand der rechten Teilzeichnung – also der Innenseit der Eingangswand – fällt die nur oberflächliche Charakterisierung des Eingangs selbst durch eine Bogenöffnung auf. Darüber, in dem Bogenfeld der Wand, erscheint in sehr lockerer, freier Skizze ein kaum erkennbares Rahmenfeld, in dem sich eine figürliche Darstellung zu befinden scheint: krakelige Bleistiftlinien ließen sich hier als Figuren deuten, die um einen quaderförmigen Block (dieser ist mit Tinte und Feder ausgeführt und laviert) angeordnet sind. Davor, auf dem umlaufenden Gesims, stehen zwei (von, aus Symmetriegründen, sicherlich drei) Vasen oder Urnen. Wie oben schon erwähnt, zeigt die Mittelnische der Seitenwand in dieser Teilzeichnung eine Muschelkalotte, die sich offenbar in der unteren Blatthälfte in Teilzeichnung [?] wiederfindet.

Im Tonnengewölbe erscheinen hier - ebenfalls im Gegensatz zur gegenüberliegenden Darstellung - zwei Fensteröffnungen über den seitlichen Ädikulen. Ansonsten erscheint das Rahmensystem der Deckenstukkatur aber weitgehend spiegelsymmetrisch.

Einen weiteren Unterschied zur links wiedergegebenen Wand stellt die Ausstattung der mittleren und der rechten Ädikula der Seitenwand mit Säulen dar, die allerdings nur flüchtig skizziert sind.

Vorzeichnungen: Unter der ausgeführten Zeichnung erscheint neben der meist nur geringfügig abweichenden Vorzeichnung mit Bleistift eine weitere, weitgehend ausradierte Bleistiftzeichnung, die sich deutlich unterscheidet und offenbar in einem anderen Maßstab das Konsolgesims am Fuß des Tonnengewölbes in einer Kombination aus perspektivischer Ansicht und Aufriss darstellte. Die betreffenden Reste dieser Zeichnung finden sich im unteren Bereich der Federzeichnung in Höhe der ‘Bodenlinie’. Es erscheint daher möglich, dass hier ursprünglich eine Aufnahme der Stukkierung des Tonnengewölbes vom Fußpunkt bis zur Scheitellinie geplant oder sogar ausgeführt war. Weitere Reste dieser Zeichnung finden sich nämlich auch noch in der Gewölbezone de Federzeichnung. - Die figürlichen Darstellungen im Wandfeld über der Eingangstür gehören aber nicht zu dieser Darstellung, sondern, wie oben erwähnt, zur ausgeführten Federzeichnung.

 

69.2.2 Vermessung einer Konsole

POSITIONlinke untere Ecke der oberen Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz;
Kommentar: Freihändige Skizze einer der kleinen Konsolen, die aus dem durchlaufenden Abschlußgesims der Wand am Fuß des Tonnengewölbes hervortreten, in schräger Untersicht; mit Maßen.

 

69.2.3 Profil des Abschlußgesimses „C“ der Wand

POSITIONzweite Teilzeichnung von links am unteren Rand der oberen Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz über Graphitvorzeichnung;
Kommentar: Aufnahme der ornamentalen Details des Abschlussgesimses zwischen Wand und Tonnengewölbe; der Verweisbuchstabe erscheint in der Hauptzeichnung an einer der Konsolen und zeigt somit an, dass diese sich die Ornamentprofile auch an diesen fortsetzen. Die Darstellung kombiniert aufrissähnliche Ansicht und Profil. Mit vielen Maßen.

 

69.2.4 Maßskizze zum Profil der Nischenkalottenrahmung „D

POSITIONdritte Teilzeichnung von links am unteren Rand der oberen Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz;
Kommentar: Freihändige Maßskizze zum Eierstabrahmen, der die Kalotte der mittleren Nische in der linken Teildarstellung von [69.2.1] rahmt.

 

69.2.5 Vermessungsskizze zum Fenster „R

POSITION: vierte Teilzeichnung von links am unteren Rand der oberen Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz;
Kommentar: freihändige ergänzende Skizze mit einige Maßen zur Fensteröffnung in der Stirnwand (vgl. linke Teilzeichnung in [69.2.1]).

 

69.2.6 Maßskizze zum Bogenprofil „B

POSITION5. Teilzeichnung von links, ungefähr in der Mitte am unteren Rand der oberen Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz über Graphitvorzeichnung;
Kommentar: freihändige Skizze mit Maßen und Angabe der Profilornamente für den Begrenzungsbogen der oberen Wandfläche der Stirnwand (vgl. linke Teilzeichnung in [69.2.1]).

 

69.2.7 Profile des Stukkrahmensystems „A

POSITIONrechte untere Ecke der obere Blatthälfte;
TECHNIKfreihändige Feder in Schwarz über Graphitvorzeichnung;
Kommentar: freihändige Vermessungsskizze zum Stuckrahmenprofil der Decke in einer Kombination aus Schnitt und Ansicht mit Wiedergabe der Profilornamente und Maße.

 
UNTERE BLATTHäLFTE: KAPITELLE UND ANDERE DETAILS DES TEMPELS
TECHNIK: Alle Teilzeichnungen sind freihändig mit sehr dünner Feder in Schwarz über Graphitvorzeichnungen ohne Hilfsmittel ausgeführt und 90° nach rechts orientiert.

 

69.2.8 Skizze zu einer Muschelkalotte „L

POSITIONlinke obere Ecke der unteren Blatthälfte,
Kommentar: Skizze zur Vermessung der Hauptmaße der Muschelkalotte „L“, wobei sich zwar kein direkter Bezug über den Verweisbuchstaben zur Ansicht in [69.2.1] finden läßt, aber die Ähnlichkeit der Details – vor allem die Abfolge von drei Schichten wie in einem Gefieder – auf die mittlere Nische in der rechten Teildarstellung von [a] deutet.

 

69.2.9 Ansicht und Grundriss des korinthischen Pilasterkapitells „H“ von der seitlichen Ädikula der Fassade

POSITIONlinks oben in der unteren Blatthälfte;
NUMERIERUNG / POSITION154“ / rechts neben der Zeichnung, 90° rechts [‘oberhalb’]
Kommentar: Saubere, aber freihändige Federzeichnung der rechte Hälfte eines detailliert ausgearbeiteten korinthischen Pilasterkapitells in Frontalansicht und einem schematischen Grundriss mit nur sehr wenigen Maßen. Durch Schraffuren deutet der Zeichner die Plastizität der Akanthusblätter und Voluten an.

 

69.2.10 Ansicht und Grundriss des Pilasterkapitells „F“ der Fassadenordnung

POSITIONrechte obere Ecke der unteren Blatthälfte; 90° rechts;
NUMERIERUNG / POSITION153“ / rechts neben der Zeichnung, 90° rechts; [‘oberhalb];
Kommentar: Saubere, aber freihändige, sehr detaillierte Skizze der rechten Hälfte des kompositen Pilasterkapitells und des Grundrisses mit vielen Maßen. Es fällt auf, dass dieses Kapitell nur sehr dicke, schematische Blätter aufweist, die im Gegensatz zu denen des Kapitells „H“ nicht unterteilt sind – durch den Einsatz der Schraffen unterstreicht der Zeichner diesen Umstand. Auffällig ist besonders die detaillierte Vermessung der Ornamente, so z. B. auch der Windungen der Volute, die vom Eierstab durch einen anscheinend rechteckigen, den Eierstab und den Perlstab zusammenfassenden Rahmen getrennt ist.

 

69.2.11 Maßskizze einer Muschelkalotte „L

POSITIONlinke untere Ecke der unteren Blatthälfte; 90° rechts;
NUMERIERUNG / POSITION: „156“ /rechts neben der Zeichnung, 90° rechts [‘oberhalb’];
Kommentar: Die freihändige, lockere und dadurch im Vergleich zu den Kapitellaufnahmen deutlich qualitativ abfallende Skizze dient der Aufnahme weiterer Maße zur Muschelkalotte „L“ (vgl. [69.2.8]). Links neben der Skizze erscheint eine abgebrochene Teilskizze, die auf den ersten Blick einen nach rechts gewandten Adlerkopf darzustellen scheint - ein typisches Beispiel für die Unkenntlichkeit, die die Darstellungen des Zeichner durch den Einsatz eines übertrieben lockeren Striches erreichen.

 

69.2.12 Maßskizze zum einem Gesimsprofil

POSITIONmittig in der unteren Blatthälfte, 90° rechts;
NUMERIERUNG / POSITION„155“ / rechts unterhalb der Zeichnung, 90° rechts;
Kommentar: Freihändige Maßskizze zu einem Gesims, unter dem ein ionisches Kapitell in viel zu kleinem Maßstab angedeutet zu sein scheint. Da ein Verweisbuchstabe fehlt, ist die Zuordnung nicht ohne weiteres möglich. Die Darstellung kombiniert wiederum aufrissartige Ansicht und Profilschnitt und gibt die Ornamente der Profile wieder; die Maßangaben erfassen aber nur die Körperkanten. Auch hier verwendet der Zeichner nur für ein Maß eine Lot- und eine Maßlinie, während die anderen Horizontalmaße des Gesimses frei angetragen sind.
Die Gesamthöhe des Gesimses [v.o.n.u.:ø8 +o1 ø6 +ø8 +o1 ø3 +ø5 +ø9 +ø3 = o5 ø6] spricht für ein Detail der Fassade, dort sind aber alle Gesimse schon durch die Darstellungen auf dem Recto erfaßt. Dazu paßt auch die Frieshöhe, die mit „o3 ø5“ angegeben ist.

 

69.2.13 Ansicht und Grundriss des kompositen Pilasterkapitells „G“ von der mittleren Ädikula der Fassade

POSITIONrechte untere Ecke der unteren Blatthälfte, 90° rechts;
NUMERIERUNG / POSITION:keine [!]
Kommentar: Die freihändige Skizze zeigt wie auch die anderen dieser Blatthälfte die Kombination aus perspektivischer Ansicht der rechten Hälfte und Grundriss des Kapitells mit Maßangaben. Die Aufnahme enthält zwar einige Maße, stellt aber vorrangig die Plastizität der Details dar; dabei fällt besonders eine nur flüchtig gezeichnete Volute auf, während Perl- und Eierstab auf einen flachen quaderförmigen Bloch an der Vorderseite aufgelegt sind, an den die Volute seitlich ohne organische Verbindung angesetzt ist.

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