recto: St. Peter: Eckoktogon: Grundriss, Aufsicht





[86.1.1]



[86.1.2.2] [86.1.2.3]



[86.1.2.1]



[86.1.2.4]



Vorbemerkung: Die Darstellungen sind vermutlich die einzig erhaltenen, die einen recht detaillierten Überblick über dieses Bauglied geben. Aufgrund des skizzenhaften Charakters einiger der Vorzeichnungen – vor allem im Bereich der Kegelgruppen – stellen sie ein weiteres Indiz zur Bestätigung der Hypothese dar, dass der Zeichner am Planungsgeschehen teilnahm. Aufgrund des geringeren Ranges dieser Elemente lassen sie zudem den Schluss zu, dass eben gerade die Aufgaben zur Ausarbeitung solcher Elemente innerhalb des Sangallo-Umkreises vom Architekten an untergeordnete Mitarbeiter delegiert wurden — die Spezialisierung innerhalb des ‘Büros’ also schon sehr weit fortgeschritten gewesen sein dürfte.

 

86.1.1 Aufsicht des Dachbereichs

POSITION: oberes Blattdrittel
NUMERIERUNG / POSITION: „164.“ / links neben der Zeichnung, durch eine Linie mit dieser verbunden
TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun; Zirkel; Lineal nur in den Graphitvorzeichnungen; Graphitvorzeichnungen nur für Konstruktionshilfslinien zur Bestimmung der Radialachsen
HAND: AD
BEISCHRIFTEN / POSITION:
B“ [Verweisbuchstabe] / am unteren Rand, 180°
D“ [Verweisbuchstabe] / am rechten Rand, 180°
E“ [Verweisbuchstabe] / am oberen Rand, 180°
Anmerkung: Die Drehung der Verweisbuchstaben weist – ebenso wie die der meisten Maßangaben – darauf hin, dass der Zeichner selbst das Blatt nicht in der Orientierung vorliegen hatte, die diesem später durch die Aufschrift der modernen Blattnummer und die Einfügung in das moderne Passepartout gegeben wurde, sondern dass diese heutige Ausrichtung der ursprünglichen entgegengesetzt ist.
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 7 7/12“ / „palmo del modello
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 74
 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Innendurchmesser 18 2/3 = 66 1 : 63







Gesamtdurchmesser 66 [—] = 173 1 : 85







Kommentar: Die Zeichnung gibt eine Aufsicht des Daches eines der oktogonalen Nebentürme mit den aufliegenden Voluten sowie dem innen den Lichtschacht umgebenden Umgang wieder, der beidseitig von Balustraden begrenzt wird. Dabei ist durch eine freihändige Ergänzung die Balustrade des darunter liegenden, oktogonalen Geschosses angedeutet. Durch die Positionierung der Zeichnung dicht am Blattrand blieb sie unvollständig: Lediglich einen Bereich von etwas weniger als 270° hat der Zeichner deshalb wiedergeben können. Verursacht wurde dieser Raummangel zum einen sicherlich dadurch, dass der Zeichner den die unteren zwei Drittel des Blattes einnehmenden Horizontalschnitt des Oktogonturmes in [86.1.2] zuerst ausführte, ohne sich der Problematik der Blattaufteilung dabei bewusst zu sein, zum anderen durch die Wahl eines größeren Maßstabs für die hier vorliegende Zeichnung gegenüber der zuerst erstellten. Beides deutet – gemeinsam mit den Fehlern und Irrtümern in den Vorzeichnungen von [86.1.2] – darauf hin, dass der Zeichner keine ausreichen detailgetreue Vorlage hatte, nach der er arbeiten und z. B. sein Blatt hätte einrichten können. Für diese Interpretation spricht auch der Umstand, dass der Grundriss der Außenmauer des trommelförmigen Turmaufsatzes nur in flüchtiger Skizze wiedergegeben ist: Bei Vorhandensein einer detaillierten Vorlage wäre hier eine klarere Darstellung zu erwarten. Damit unterstützt dieses Detail zugleich die These, dass der Zeichner seine Informationen aus verschiedenen Vorlagen zusammentragen musste und daher diese Grundriss-Skizze erst nachträglich oder zumindest gegen Ende der Arbeit am vorliegenden Blatt ergänzt hat.

Es sind die Innen- und die Außenbalustrade wiedergegeben, die den oberen Umgang nach außen und zum inneren Lichtschacht hin abgrenzen. Auffällig ist, dass ein Zugang zu diesem oberen Umgang fehlt: Es ist keine Luke oder eine andere Öffnung angegeben, die in den Turm und seinen Wendelgang hinab führen würde.1

Während die Balustraden, die den Umgang umgeben, einschließlich der Position der einzelnen Baluster, recht genau wiedergegeben sind – ebenso wie die Voluten, die das nach außen abfallende Dach radial verzieren –, ist die Balustrade des oktogonalen Untergeschosses nur skizziert. Da sie in [86.1.2.1] detaillierter gezeigt ist, spricht auch dies dafür, dass jene Zeichnung früher entstand. Bei der Maßangabe für die Länge der Voluten unterläuft dem Zeichner offensichtlich ein Fehler, indem er den Abstand der oberen Schnecke vom Sockel des unten begrenzenden Kegels mit „p 9  5/13“ angibt, was er in der nächsten Volute jedoch nach „p 9  5/12“ korrigiert.

Entsprechend nehmen auch die hier erscheinenden Verweisbuchstaben vor allem auf die zuerst entstandene Hauptzeichnung in der unteren Blatthälfte Bezug. In beiden vorliegenden Zeichnungen stellen sie aber offensichtlich Verweise auf andere Zeichnungen dar, die die entsprechenden Elemente vermutlich im Schnitt bzw. Aufriss gezeigt und sich leider nicht erhalten haben. In der Schnittdarstellung des Oktogonturmes auf Bl. 76v finden sich dieseVerweisbuchstaben jedenfalls nicht, obwohl die betreffenden Details dort z. T. in separaten Teilzeichnungen vollständig dargestellt sind.

Während die Kreislinie, zu der der Verweisbuchstabe „E“ gehört, die Innenseite der inneren Balustrade markiert, erscheint „B“ in [86.1.2.1] an einem Kreissegment im unteren Bereich dieser Zeichnung, das zu einem Innenkreis des Oktogons gehört: Damit wird deutlich, dass die mit demselben Buchstaben in [86.1.1] bezeichnete innere Kreislinie des Daches mit der Wand im Lot ist, während die äußere also vermutlich die Außenkante des leicht vorkragenden Gesimses darstellt.

Bemerkenswert ist die nur leicht mit Feder skizzierte Durchmesserangabe für die lichte Weite des Innenraums unterhalb des hier dargestellten Daches sowie die Angabe der Wandstärke.

 

 




Maßangaben zum Eckoktogon
palmi






Gesamtdurchmesser 66 [—]



Innendurchmesser des Lichtschachtes 18 2/3



Innendurchmesser des Umgangs 30 1/4



lichte Weite des Umgangs zwischen den Balustraden 4 [—]



Breite der inneren Balustrade 1 1/2



Balusterabstand der inneren Balustrade [—] 5/12



Breite der äußeren Balustrade 1 2/3



Balusterabstand der äußeren Balustrade [—] 5/6



Länge einer Volute auf dem Dach 9 1/3



Länge von Volute und Kegelpostament zusammen 18 5/6



Abstand zwischen zwei Kegeln am Dachrand 20 5/6



Breite eines Kegelpostaments (außen) 4 2/3



Breite eines Kegelpostamens (innen) 4 1/6



Durchmesser des Raums unter dem Dach 55 1/2



Wandstärke des Raums unter dem Dach 3 1/2



Breite der Fensteröffnungen in dieser Wand 3 5/12



86.1.2 Grundriss (Horizontalschnitt) des oktogonalen Geschosses

Vorbemerkung: Obwohl die Zeichnung den Turm und die Kegelgruppen zusammenhängend wiedergibt, werden diese im Folgenden jeweils mit einzelnen Teilzeichnungsnummern versehen, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen. Die vorangestellten technischen Angaben gelten für alle Teilbereiche der Zeichnung gemeinsam.
 
POSITION: in den unteren beiden Dritteln des Blattes
NUMERIERUNG / POSITION: „165.“ / mittig oberhalb der Zeichnung, zwischen [86.1.1] und [86.1.2.]
TECHNIK: teilweise freihändige Feder in hellem Braun; Lineal, Zirkel; z. T. erheblich abweichende Vorzeichnungen mit Bleistift
HAND: AD
Anmerkung: Auch die Graphitvorzeichnungen stammen vermutlich vom Anonymus Destailleur selbst und nicht vom ‘Bleistiftzeichner’ B, denn sie zeichnen sich durch dieselbe relative Unsicherheit aus wie die ausgeführte Federzeichnung, zeigen dagegen jedoch nicht die von B gewohnte, sichere Strichführung.
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 5 1/12“ / „palmo del modello
MASSSTAB: ungefährer Gesamtmaßstab der Zeichnung: 1 : 123
 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Innendurchmesser des Wendelgangs 55 3/4 = 113 1 : 110







Innendurchmesser des Lichtschachtes 25 1/2 = 42 1 : 136







Anmerkung: Obwohl die Zeichnung auf den ersten Blick weitgehend maßstabsgerecht wirkt, macht der Vergleich der einzelnen Maßangaben schnell deutlich, dass keine proportionsgerechte Darstellung vorliegen kann. Auch dieser Umstand lässt darauf schließen, dass dem Zeichner keine detaillierte Gesamtdarstellung vorlag, aus der eine maßstabsgerechte Darstellung abzuleiten gewesen wäre, sondern dass er hier vermutlich verschiedene, in sich jeweils unvollständige Vorlagen kombinierte. Außerdem wird hiermit die Vermutung weiter gestützt, dass die Blätter vom Zeichner nur als Vorlagen zur weiteren Ausarbeitung bzw. zu weiteren, genaueren Darstellungen (Stichen?) angesehen worden sein dürften und er sich vielleicht sogar mit ihrer Fertigstellung beeilen musste, worauf zusätzlich die häufig skizzenhafte Ausführung hindeutet.

Kommentar: Stellt man in Rechnung, dass der Anonymus Destailleur beim Zeichnen das Blatt um 180° gedreht vor sich liegen hatte, so fällt die Orientierung der Kegelgruppen auf: Statt den für ihn oberen – jetzt also unteren – Teil des Blattes vollständig zu nutzen, ist dieser (d. h. die jetzige rechte untere Blattecke) leer; dort befindet sich offensichtlich gerade jene ‘Fehlstelle’, die durch das sich hier anschließende Dach der Basilika an der dem Kuppeltambour gegenüber liegenden Seite des Eckoktogons entsteht. Daraus kann gefolgert werden – eine Nordorientierung innerhalb der Zeichnung vorausgesetzt –, dass der hier dargestellte Oktogonturm – trotz aller, auf Symmetriebeziehungen beruhenden Übertragbarkeit – möglicherweise die Südostecke des Hauptbaus darstellt. Dies ist umso wahrscheinlicher, als dieser Oktogonturm aufgrund des umfangreichen Baugeschehens unter Sangallo in diesem Bereich sicherlich der erste war, der zur Errichtung anstand.2

Die Prismenkegel sind hier in allen drei Gruppen eindeutig als achtseitig dargestellt, wobei ein Paar jeweils an einer der Seiten zusammengefügt ist. Dies wäre hinsichtlich der bei Sangallo zu beobachtenden Durchgestaltung und Vereinheitlichung gerade auch unterschiedlich großer, jedoch zueinander in Beziehung stehender Bauteile nur konsequent. Am Modell dagegen sind diese Kegel rund und stehen jeweils für sich frei. Dies lässt sich vermutlich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Vereinfachungen während des Herstellungsprozesses des Modells und nicht auf eine Änderung des Entwurfs zurückführen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass hier in allen drei wiedergegebenen Gruppen auch zwischen den achteckigen Prismenkegeln selbst und dem Oktogonturm jeweils zwei der kleineren Kegel angeordnet sind, die im Modell fehlen. Hierfür wäre jedoch nicht allein die gerade genannte Vereinfachungstendenz im Herstellungsprozess als Ursache anzusehen, sondern vor allem auch der Platzmangel an dieser Stelle: Tatsächlich scheinen die betreffenden Kegel jeweils zu eng an den Turm herangerückt; lediglich in der am weitesten fortgeschrittenen Skizze [86.1.2.4] bleibt ihnen ebenso viel Platz wie den äußeren Kegeln der Gruppe.

Die Unsicherheiten in der Position und Größe der Nebenkegel und in der Lage und Ausdehnung (vielleicht sogar Gestalt) der Prismenkegel scheinen für eine Datierung der Darstellung in die letzte Planungsphase zu sprechen oder lassen sich z. T. als Vereinfachung im Zuge der Modellsausführung interpretieren: D. h. diese Zeichnung ist eindeutig vor die Fertigstellung des Modells zu datieren, und zwar in jene vorletzte Phase der Planungen für diesen Baubereich, in der die genaue Gestalt der Oktogone erst definiert wurde. Diese Phase war jedoch gleichzeitig offensichtlich die erste, in der die möglicherweise von Sangallo grob vorgegebene Gestalt der Kegelgruppen ausführlich definiert wurde: Und mit diesem Schritt scheint der Zeichner dieses Blattes beauftragt gewesen zu sein, da sich sein ‘Experimentieren’ anders kaum deuten lässt.

Die Anordnung von nur drei Kegelgruppen kann zur relativen Datierung der Zeichnung innerhalb der gesamten Gruppe der St.-Peter-Zeichnungen des Codex Destailleur D herangezogen werden, denn in Bl. 85r erscheinen am Südwest-Oktogon vier Kegelgruppen. Der vierten Gruppe fehlt jedoch das Prismenkegelpaar, weshalb es sich hier auch nur um einen Irrtum handeln könnte.3

86.1.2.1 Zentraler Bereich

BEISCHRIFTEN / POSITION:
B“ [Verweisbuchstabe] / unten rechts innerhalb der Zeichnung;
D“ [Verweisbuchstabe] / rechts neben der Zeichnung;
E“ [Verweisbuchstabe] / am Innenkreis der Zeichnung
Kommentar: Die Zeichnung gibt einen Horizontalschnitt durch den Turm auf der Höhe der umlaufenden Galerie wieder, die an vier der acht Seiten eingezeichnet ist. Dabei erscheint sie auch auf einer Seite des Achtecks, die zu einer Kegelgruppe gehört, so dass sich dort die Balustrade und das innere Kegelpaar – das am Modell nicht mehr auftritt – überschneiden. Eine Lösung für diesen Konflikt ist in der Zeichnung nicht angedeutet, woraus sich auf eine Entscheidung für eine erneute Überarbeitung der gesamten Zone in einer anderen Zeichnung schließen lässt, die sich jedoch anscheinend nicht erhalten hat.

Die Darstellungen der Innen- und Außenwände weisen kaum Differenzierungen auf: Lediglich an einer Seite (derjenigen, an der der Verweisbuchstabe „D“ zu finden ist), erscheint in freihändiger Ergänzung ein Schnitt durch die Rahmung der Fensteröffnungen mit Maßangaben. Die übrigen Maßangaben zu Wandstärke, Fensterbreite usw. sind auf die restlichen Seiten des Oktogons verteilt. Die innere Wand zum Lichtschacht hin weist zwar Unterteilungen für die Fenster auf, es wird aber nicht eindeutig klar, bei welchen Segmenten es sich um Fenster und bei welchen um Mauerabschnitte handelt. Angesichts der Wandstärke von 5 palmi und der mit der Schnittdarstellung auf Bl. 76v übereinstimmend angegebenen, inneren Öffnungsweite von 5 palmi für die Fenster sind die schmalere Segmente offensichtlich als Fenster zu interpretieren. Für sie ist als Öffnungsweite zum Gang hin ein Wert von „p 5 5/6“ angegeben.

Auch in dieser Zeichnung findet sich – wie schon in [86.1.1] – kein Hinweis auf die laut Bl. 76v zu erwartenden Spindelrampen, vor allem kein Ausgang oder eine Dachluke, die den Zugang zur oberen Plattform ermöglichen würde. Dagegen sind acht Fenster auf der Innenseite zum zentralen Lichtschacht hin eingetragen: Sie liegen genau in den radialen Achsen der äußeren Okuli des oktogonalen Geschosses.

Der Gesamtdurchmesser des Rampenschachtes beträgt „p 55 3/4“ ~= 12,45 m. Daraus ergibt sich die Frage, ob dies im Vergleich mit dem von Sangallo in Orvieto für Clemens VII. geschaffenen Brunnen ausreichend für eine Doppelspindel wäre, denn wie in Kommentar und Exkurs zu [76.2.1] (vgl. S. §) dargelegt, geht aus der dortigen Zeichnung nicht eindeutig hervor, ob es sich bei dem Aufgang im Oktogon-Eckturm um eine einfache oder eine doppelte Spindelrampe handelt.
 

 




Maßangaben zum Eckoktogon
palmi






Innendurchmesser des Lichtschachtes 25 1/2



Stärke der Innenwand 5 [—]



Weite der Fenster zum Lichtschacht (innen) 5 [—]



Abstand der Fenster untereinander (innen) 5 [—]



Abstand der Fenster untereinander (im Gang) 5 5/6



Gesamtinnendurchmesser des Gangs 55 3/4



minimale Stärke der Außenwand (an den Fenstern) 5 3/4



Durchmesser der Okuli in der Außenwand (innen) 8 [—]



Durchmesser der Okuli in der Außenwand (außen) 10 [—]



Abstand der Okuli von den Ecken des Oktogons 4 1/3



Länge der Balustradenabschnitte zw. den Eckpfeilern 26 1/3



Breite der Balustrade 1 1/3



Breite einer Oktogonseite (außen) 21 2/3



 

86.1.2.2 Südost-Kegelgruppe

POSITIONlinks oberhalb von [86.1.2.1], am linken Blattrand mittig
BEISCHRIFTEN / POSITION:
Q“ [Verweisbuchstabe] / 2 × am oberen Rand der Zeichnung
R“ [Verweisbuchstabe] / mittig am oberen Rand der Zeichnung
Kommentar: Die Graphitvorzeichnungen für diese Gruppe, die aus zwei zentralen, an einer Seite miteinander verbundenen oktogonalen Prismen besteht, welche wiederum von insgesamt sechs Kegeln bzw. – nach Bl. 76v: – von Flammenschalen auf Balustern umgeben werden, weichen deutlich von der Ausführung mit Tinte ab. Dies trifft vor allem auf die Position der mittleren Doppelgruppe zu, die in der auffälligerweise mehrfach nachgezogenen Bleistiftskizze nach innen und seitlich verschoben erscheint. Dies zeigt aber zugleich, dass ihre Form schon feststand, während die Position und vor allem die Größe der kleinen Nebenkegel deutlich von der ausgeführten Version abweichen: Besonders am unteren Rand der Teilzeichnung ist zu erkennen, dass der Zeichner sich hier der endgültigen Fassung noch nicht bewusst gewesen sein dürfte. Denn der Durchmesser der Kegel entspricht hier (noch) nicht dem Radius der zentralen Prismen, sondern misst ungefähr nur dessen Hälfte, so dass ein sicherlich ästhetisch als unbefriedigend empfundenes Verhältnis zwischen mittlerer Gruppe und Begleitkegeln die Folge gewesen wäre.

 

 




Maßangaben
palmi






Breite eines Prismenkegelpaares 19 1/3



Durchmesser eines oktogonalen Prismenkegels 8 [—]



Breite des Sockels in Ost-West-Ausdehnung 20 2/3



Abstand der Sockel zweier Kegelgruppen 41 [—]



Abstand der Vorderkante des Sockels zum Turm 12 2/3



 

86.1.2.3 Südwest-Kegelgruppe

POSITIONrechts oberhalb von [86.1.2.1] am rechten Blattrand mittig
Kommentar: Die deutlich flüchtiger als die beiden vergleichbaren Teilzeichnungen ausgeführte Federskizze weist zwar immer noch einige Abweichungen zur Graphitvorzeichnung auf, diese lassen sich aber als Folge der skizzenhaften Wiedergabe durch den Zeichner erklären: Besonders deutlich wird dies an den unterschiedlichen Durchmessern der einzelnen Nebenkegel, die auf die freihändige Ausführung zurückzuführen sind. Damit dürfte diese Teilzeichnung als letzte in der Abfolge der Teilzeichnungen entstanden sein, die als links unten von [86.1.2.1] beginnend zu denken wäre.

Interessant ist an dieser Teilzeichnung jedoch, dass hier der schon oben erwähnte Konflikt zwischen dem inneren Nebenkegelpaar und der Balustrade des Oktogons entsteht, der dem Zeichner aufgrund der noch nicht eingezeichneten Balustrade in den beiden anderen Gruppen noch nicht aufgefallen war. Dies ist nicht nur ein Indiz für die Abfolge der Teilzeichnungen, sondern ebenso für die Unabgeschlossenheit der Planung selbst zu dem Zeitpunkt, als die vorliegende Zeichnung entstand. Damit ergibt sich ein weiteres Indiz für die oben geäußerte Vermutung, die hier vorliegende Lösung sei als unbefriedigend empfunden und daher die Arbeit in einem erneuten Ansatz fortgesetzt worden. Dafür spricht auch, dass die Möglichkeit, für diese scheinbar nur geringfügige Korrektur den in der heutigen rechten unteren Blattecke zur Verfügung stehenden Raum zu verwenden, nicht genutzt wurde: Ein Vergleich der hier wiedergegebenen Kegelmaße mit dem Modell dürfte vermutlich zeigen, dass mit diesem Neuansatz auch eine Neudimensionierung mit veränderter Proportionierung einher ging. Damit ließe sich zugleich die geänderte Form der Kegel am Modell eher als Folge dieses erneuten Planungsansatzes denn als Folge einer Reduzierung des Arbeitsaufwands interpretieren.
 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkungen








Abstand zw. den Sockeln der Kegelpaare 7 1/2




Breite eines Prismenkegelpaares 16 1/3 verändert!




Durchmesser eines oktogonalen Prismenkegels 8 [—] unverändert!




Abstand des Prismenkegelsockels vom Turm 8 [—]




Seitenlänge eines Sockels der Nebenkegel 5 2/3




Einzug des Sockels am äußeren Nebenkegelpaar 5 [—] beidseitig




 

86.1.2.4 Nordost-Kegelgruppe

POSITIONlinks unterhalb von [86.1.2.1] in der linken unteren Blattecke
Kommentar: Der im Kommentar zu [86.1.2.2] erwähnte Unterschied in der Größe der Nebenkegel zwischen Graphitvorzeichnung und Ausführung in Feder tritt zwar auch hier noch auf, ist aber offensichtlich deutlich gemildert: So entsteht der Eindruck, der Zeichner habe hier – nach einer vorbereitenden Klärung der Situation in [86.1.2.2] – die annähernd endgültige Fassung, allerdings immer noch erst in Bleistift, vorgezeichnet. Dafür spricht auch, dass nur hier für die Ausführung der Nebenkegel der Zirkel benutzt wurde. Demnach dürfte diese Teilzeichnung nach [86.1.2.2] (Südost-), jedoch vor [86.1.2.3] (Südwest-Kegelgruppe) entstanden sein: Erst in letzterer kam dem Zeichner offensichtlich der Gedanke, dass die inneren beiden Kegel mit der Balustrade kollidieren könnten, was dann zur Aufgabe dieser Anordnung führte. Nur in dieser Reihenfolge der Entstehung der Teilzeichnungen lässt sich zudem verstehen, warum der Zeichner in der vorliegenden Skizze am sorgfältigsten arbeitete: Ihm war die genannte Problematik noch nicht bewusst, weshalb er davon ausgegangen sein dürfte, hiermit die endgültige Lösung festgehalten zu haben.

 

 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkungen








Durchmesser eines Prismenkegels 8 [—] unverändert




Durchmesser eines Nebenkegels 5 [—]




Abstand des Prismenkegelsockels vom Turm 8 [—] unverändert




Einzug des Sockels des äußeren Nebenkegelpaares 4 5/6 verringert




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