recto: St. Peter: Dorica, Ionica, Mezzanin, Ädikulen

 







linke Blatthälfte
rechte Blatthälfte












[90.1.1.1] [90.1.2.1] [90.1.3.1]






[90.1.1.2] [90.1.2.3] [90.1.2.4] [90.1.3.3]






[90.1.2.5] [90.1.4.1]






[90.1.2.2] [90.1.4.2] [90.1.3.2]






[90.1.2.6] [90.1.4.1]






Vorbemerkung: Am linken und rechten Rand der linken Blatthälfte finden sich mehrere Additionen, die anscheinend die Einzelmaße von Profilen betreffen.

 
TECHNIKteilweise, vor allem in den Ornamenten freihändige Feder in hellem Braun über wenigen Graphitvorzeichnungen; Lineal und Zirkel; keine Vorritzungen
NUMERIERUNG / POSITION: „26“ / am oberen Rand mittig, bezieht sich offensichtlich auf die gesamte linke Blatthälfte
Anmerkung: Die Abfolge der Verweisbuchstaben in den Einzelzeichnungen des Blattes deutet – ebenso wie das weitgehend einheitliche Erscheinungsbild – auf eine ungefähr zeitgleiche Entstehung sowie das Vorhandensein von Vorzeichnungen hin, die dem Zeichner als Quellen gedient haben müssen. Daneben dürfte es mindestens eine weitere Skizze gegeben haben, in der die Lokalisierung der einzelnen Geschosse vorgenommen bzw. diese vielleicht sogar in ähnlicher Weise wie im Falle der Turmgeschosse im Grundriss wiedergegeben waren. Es ist daher stark anzunehmen, dass ein entsprechendes Blatt des Anonymus Destailleur selbst oder aber aus dem Umkreis Sangallos verloren gegangen ist. Die Systematik der Bezeichnung weist im Übrigen einen Fehler auf: Die alphabetische Folge der Buchstaben entspricht nicht der vertikalen Abfolge der einzelnen Geschosse:
A = Dorica des Erdgeschosses
B = Ädikula des Erdgeschosses
C = Ionica des Obergeschosses
D = Mezzanin zwischen dorischem Erd- und ionischem Obergeschoss
E = Übergangsgeschoss (2. Mezzanin) der Türme

Das Auftreten des zuletzt genannten Geschosses könnte für die Annahme sprechen, dass der Zeichner hier tatsächlich ‘nur’ die Turmgeschosse wiedergegeben hat; jedoch machen die Beischriften auf der rechten Blatthälfte („prime estanse del portige“ und „tabernaquli del portige“) deutlich, dass es sich bei den Darstellungen nicht (ausschließlich) um die unteren Turmgeschosses handelt, sondern diese zumindest teilweise die Fassade des Hauptbaus betreffen.

 

90.1.1 Zweites Turm-Mezzanin „(= Attika der Benediktionsloggia)

POSITIONlinke obere Blattecke
TECHNIKFeder in Braun, Lineal; Vorzeichnungen mit Bleistift
MASSSTABgenaue Maßstäblichkeit liegt nicht vor; Näherungswert ca.: 1 : 40

 

 








Beispielwert
palmi
mm Maßstab














Höhe Kranzgesims 6 [—] = 47 1 : 29







Breite einer Gesimskonsole 2 7/12 = 15 1 : 38







Höhe des Sockels 11 1/3 = 62 1 : 41







Breite eines Kegelpostaments 4 2/3 = 18 1 : 58







 

90.1.1.1 Ansicht und Profil

Die Zeichnung zeigt in der vom Anonymus Destailleur häufig angewandten Kombination aus orthogonalperspektivischem Aufriss und Profilschnitt das zweite Mezzanin zwischen der unteren Ionica des zweiten Hauptbaugeschosses bzw. der Türme und der oberen Ionica des ersten Turmobergeschosses. Zugleich wurde dessen Form auch für die Attikazone der Benediktionsloggia verwendet. Das Geschoss trennt also die an Hauptbau und Türmen weitestgehend identisch ausgeführten unteren ionischen Geschosse von den anschließenden Obergeschossen der Türme und steht somit stellvertretend für die am Hauptbau hier befindliche Dachzone.

Zwar ist die Zeichnung durch den deutlich eingetragenen Verweisbuchstaben „E“ bezeichnet, dieser entspricht aber nicht der Benennung des Geschosses in den Grundrissen der Blätter 87 bzw. 88, wo dassselbe Gschoss mit „DC“ bezeichnet wird! Da sich diese abweichende Benennung in den anderen Teilzeichnungen des vorliegenden Blattes fortsetzt, scheint es sich nicht lediglich nur um ein Versehen des Zeichners zu handeln, sondern verweist offensichtlich auf die Tatsache, dass den hier wiedergegebenen Detailzeichnungen eine andere Zeichnung mit der gleichen abweichenden Benennung als Vorlage diente.

Daraus wiederum ergäbe sich ein zeitlicher Abstand zwischen den genannten Blättern, in welchem möglicherweise auch eine Änderung in der Planung vorgenommen wurde. Dafür könnte z. B. der abweichende Wert der (oberen) Breite eines Postaments für die Kegel sprechen, die in Bl. 87r mit „p 5 1/6“ angegeben ist, in Bl. 90r dagegen mit „p 4 2/3“ – allerdings erscheint der Wert „p 5 1/6“ hier am mittleren Teil des Sockels. Auch die Maße für das Hervortreten dieser Sockel vor die Wandfläche des Geschosses lassen sich nicht in Übereinstimmung bringen: Nach Bl. 87r beträgt dieses (im Grundriss) „p 3 7/12“, während in Bl. 90r die Summe der entsprechenden Lotmaße „p 3 1/4“ beträgt. Die auf diesen Sockeln zu erwartenden Kegel fehlen in der Darstellung. Unterhalb der Zeichnung findet sich eine Addition der Höhenwerte.

Insgesamt erweist sich die Zeichnung trotz der scheinbar detaillierten Technik als relativ ungenau; da man von einer anscheinend als Reinzeichnung intendierten Darstellung eine größere Maßstäblichkeit erwarten können sollte, liegt die Vermutung nahe, dass dem Zeichner eine entsprechende Vorlage nicht zugänglich war, er sich seine Detailmaße also aus einer ähnlichen Zeichnung bzw. Einzelzeichnungen zusammenstellen musste.
 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkung








Höhe des Konsolgesimses 6 [—]




Breite einer Konsole 2 7/12




Höhe einer Konsol 2 5/12 = p 3 1/12 – [o] 2/3




Abstand zweier Konsolen 1 2/3




Lotmaß des Friesbereiches 5 1/4 Überkragen des Gesimses




Höhe des Friesbereiches nicht angebgeben !




Höhe der Sockelzone 11 1/3




Höhe der Sockelplinthe 2 1/4




Breite eines Kegel[?]-Sockels 5 1/6 im Sockelbereich




Breite eines Kegelsockels 4 2/3 im Sockelgesimsbereich




 

90.1.1.2 Nebenzeichnung: Profil eines Kegelsockels

Die Zeichnung erscheint parallel zum Profil des Sockels nach rechts herausgezogen; sie enthält nur für die oberste Kante eine Maßangabe, nach der der Abstand zum Lotmaß 1/4 palmo betragen soll. Dass sich die abwärts folgenden Werte aus einer dem restlichen Sockelgesims entsprechenden Abstufung ergeben, kann zwar vermutetet werden, ist aber nicht eindeutig gekennzeichnet.

 

90.1.2 Untere Ionica „C“ und unteres Mezzanin „D

POSITIONzweites Blattviertel von links = rechte Hälfte der linken Blatthälfte
Kommentar: Neben einer Hauptzeichnung – bestehend aus den zwei durch das Lot verbundenen Teilzeichnungen [90.1.2.1] und [90.1.2.2] – umfasst die vorliegende Darstellung noch vier weitere Detailzeichnungen [90.1.2.3] – [90.1.2.6]. Zusammen zeigen sie die ionische Ordnung des Obergeschosses des Hauptbaus mit allen Details und Maßen, die in identischer Form auch an den entsprechenden Turmgeschossen erscheint. Die beiden Hauptzeichnungen [90.1.2.1] und [90.1.2.2] sind zwar weitgehend mit Lineal ausgeführt, jedoch nicht sehr sorgfältig: Die horizontalen Linien verlaufen teilweise nicht parallel. Graphitvorzeichnungen fehlen praktisch ganz.

 

90.1.2.1 Kapitell und Gebälk der unteren Ionica

POSITION: im oberen rechten Viertel der linken Blatthälfte
NUMERIERUNG / POSITION: „26“ / am oberen Blattrand. Diese Numerierung bezieht sich aber offensichtlich auf die gesamte Blatthälfte bzw. zumindest auf die Teilzeichnungen zur Ionica.
BEISCHRIFTEN / POSITION:
C“ [Verweisbuchstabe] / im Fries
memorie1 / an der Oberkante des Architravs, rechts neben dem Fries
TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun, Lineal; nur wenige Graphitvorzeichnungen
MASSSTABkein einheitlicher Maßstab; Näherungswert ca.: 1 : 26

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Gebälkhöhe 4 [—] = 41 1 : 22







Frieshöhe 2 5/6 = 30 1 : 21







Architravhöhe 3 5/12 = 24 1 : 32







Kommentar: Die erste Teilzeichnung dieser zusammengehörigen Gruppe zeigt das Kapitell sowie das Gebälk der Ionica; letzteres wird um ein daran skizziertes Giebelgeison sowie eine Schräguntersicht der obersten Profile des Gesimses ergänzt, ist ansonsten aber in der üblichen Kombination aus Aufriss und Profil wiedergegeben.

Neben der sauberen Ausführung des größten Teils der Zeichnung ist auffällig, dass der Zeichner den Ansatz des Giebelgeisons sowie die Untersicht des obersten Gesimsprofils freihändig wiedergegeben hat; damit dürfte es sich hier um Ergänzungen handeln, die in seiner möglichen Vorlage nicht vorhanden gewesen sind.

Weiterhin fällt auf, dass selbst die wiedergegebene Volute des ionischen Kapitells mit zwei Maßangaben im Abstand von 90° versehen ist und eine ebenfalls schräg angesetzte Skizze die geringste Breite der Voluten in der Seitenansicht angibt.

Die Zeichnung ist zwar durch das Lot mit der darunter liegenden Fortsetzung in [90.1.2.2] verbunden; vom Lot führt aber auch eine Maßlinie zur Skizze [90.1.2.3], den Abstand des dort wiedergegebenen Kämpfergesimses vom Hauptlot angebend. Der Säulenschaft der Ordnung wird nicht weitergeführt; seine Unterbrechung ist durch eine ‘Risslinie’ oder ‘Bruchkante’ dargestellt. Dabei fällt auf, dass in keiner der beiden Zeichnungen ein Durchmesser für den Säulenschaft angegeben ist.

 

 




Maßangaben
palmi






Höhe des Gesimses 4 [—]



Höhe des Frieses 2 5/6



Höhe des Architravs 3 5/12



Lotmaß des Frieses 4 3/4



Höhe des Kapitells 2 1/6



Durchmesser der Volute 1 3/4



 

90.1.2.2 Basis und Sockel der Ionica mit Mezzaningeschoss „D

POSITIONim rechten unteren Viertel der linken Blatthälfte
NUMERIERUNGkeine
TECHNIKnur selten freihändige Feder in Braun; Lineal; über Graphitvorzeichnungen
MASSSTABnicht maßstabsgerecht; ungefährer Wert: 1 : 28,5

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Gesamthöhe Basis und Sockel 8 1/3 = 66 1 : 28







Gesimshöhe des Mezzanins 4 1/4 = 33 1 : 29







Kommentare:  
Ionica: Auch die Fortsetzung der Kombination aus Aufriss und Profil fällt durch viele nicht parallel verlaufende, jedoch mit dem Lineal gezogene Linien auf. Im Unterschied zur Teilzeichnung des Gebälks mit dem Kapitell hat der Anonymus dieser Zeichnung umfangreichere Vorzeichnungen mit Bleistift angefertigt, besonders für die Profile der Basis.

Während der Sockel eine besonders schlichte Form aufweist – ein flacher Quader wird von zwei Bändern gleicher Stärke gerahmt, fällt an der Säulenbasis selbst die Abfolge der einzelnen Elemente auf: Sie folgt mit der Anordnung (von unten nach oben) von Plinthe – schmalem Doppeltorus (Astragal) – Kehle – schmalem Doppeltorus – großem Torus – der Vorgabe Vitruvs.

 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkung








Höhe des oberen Torus [—] 5/6




Gesamthähe der Basis 2 5/12 1 5/6 + 7/12




Höhe der Plinthe 1 1/3




Höhe des Sockels 4 1/2 5/6 + 2 7/12 + 1 1/12




Mezzanin „D“: Das Gesims des Mezzaningeschosses erscheint teilweise im dreifachen Profil: Damit werden zum einen seine zwei unterschiedlichen Tiefenstaffelungen angegeben, zum anderen aber auch die Vermittlung des Übergangs zu dem in der Teilzeichnung [90.1.2.6] dargestellten Rahmenprofil der Mezzaninfenster. Um diese vom Hauptprofil zu unterscheiden, wurde die Teilzeichnung nach links versetzt und durch die Wiederholung der unteren Profile des Gesimses die Zusammengehörigkeit und Positionierung des Fensterrahmenprofils gegenüber dem Lotmaß verdeutlicht.

Am unteren Ende des Mezzaninprofils sind außerdem die Blöcke dargestellt, die diesem auf dem Gesims der darunter anschließenden Dorica vorgelagert sind: Sie haben mit jeweils 5 palmi Höhe und Tiefe eine nicht geringe Größe und scheinen schon aufgrund dieser Dimensionen prädestiniert zu sein für die Aufstellung von Statuen.

 

 




Maßangaben
palmi






Höhe des Gesimses 4 1/4



Lotmaß der Wandfläche 3 1/3



Höhe der Figuren[?]-Sockel 5 [—]



Tiefe der Figuren[?]-Sockel 5 [—]



 

90.1.2.3 Bogen- und Kämpferprofil der Ionica

POSITIONunterhalb des Architravs und links des Kapitells aus Teilzeichnung [90.1.2.1]
TECHNIKfreihändige Feder in Braun ohne Vorzeichnungen oder Hilfsmittel
BEISCHRIFT / POSITION: „c“ / im ‘Fries’ des Kämpfergesimses
Kommentar: Die freihändige Skizze gibt in der üblichen Kombination aus Aufriss und Profilschnitt das dorica-ähnliche bzw. toskanische Kämpfergesims sowie den Archivoltenbogen der im ionischen Obergeschoss vorhandenen Nischen bzw. Öffnungen wieder. Die Zugehörigkeit wird durch die Eintragung eines kleinen „c“ oberhalb des Rundstabprofils gekennzeichnet, das dem Halsring des dorisch-toskanischen Kapitells entspräche.

 

 




Maßangaben
palmi






Gesamtbreite des Archivoltenprofils 4 1/6



Gesamthöhe des Kämpferprofils 4 7/12



 

90.1.2.4 Grundriss des ionischen Säulenkapitells

POSITIONam Mittelfalz, auf Kapitellhöhe rechts neben [90.1.2.1]
TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun; Lineal; Graphitvorzeichnungen
Kommentar: Die Zeichnung gibt neben dem eigentlichen Kapitell auch den Grundriss bzw. Schnitt des Säulenschaftes wieder und verdeutlicht dadurch u. a., dass es sich nicht nur um eine Halbsäule handelt: So liegt der Einstichpunkt des Zirkels (= Säulenachse) ca. 1/6 des Durchmessers vor der Wand liegt.

 

 




Maßangaben
palmi






Stärke des Säulenschaftes vor der Rückwand 3 5/12



Tiefe der Deckplatte bis zur Rückwand 3 3/4



Tiefe der Voluten bis zur Rückwand 3 1/2



Tiefe des Echinus bis zur Rückwand 4 1/4



Breite der Deckplatte 5 1/2



Durchmesser der Voluten 1 1/2



Maximale Breite des Kapitells an den Voluten 7 [—]



 

90.1.2.5 Grundriss des ionischen Pilasterkapitells

POSITIONam Mittelfalz, rechts neben [90.1.2.1], unterhalb von [90.1.2.4]
TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen; Lineal
Kommentar: Das Pilaster- bzw. Pfeilerkapitell ist durch den eingezeichneten Grundriss bzw. Horizontalschnitt des Pfeilers sowie seine rechteckige Form gekennzeichnet; auch dieses Kapitell liegt mehr als die Hälfte seiner Breite vor der rückwärtigen Wand. Diese ist nach unten verlängert, wo der Zeichner eine Lösung für die Überschneidung zweier, an einer Ecke senkrecht aneinander stoßender Kapitelle wiedergibt. Am Modell sind diese Stellen durch einen durchlaufenden Wulst ausgeführt, der die Stärke der Voluten hat: Offensichtlich wurde hier eine Vereinfachung während des Modellbaus vorgenommen; ob sie allerdings auch auf die tatsächliche Bauausführung zu übertragen gewesen wäre, lässt sich im Hinblick auf die vorliegende Darstellung vermutlich verneinen. – Die Maßangaben des Zeichners zu den Details des Kapitells beziehen sich zwar alle auf den rechteckigen Pfeilerschaft als dessen ‘Kern’, die Maße des Pfeilers selbst jedoch sind nicht angegeben.

 

90.1.2.6 Rahmenprofil der Mezzaninfenster

POSITIONmittig am unteren Rand der linken Blatthälfteteilweise [90.1.2.2] überschneidend
TECHNIKfreihändige Feder in Braun; ohne Vorzeichnungen oder technische Hilfsmittel
Kommentar: Die Zeichnung gibt die linke obere Ecke sowie das aufwendige Profil des Rahmens wieder, der die Fenster (bzw. Lichtschachtöffnungen) des Mezzaningeschosses umgibt. Dessen Verbindung mit dem Profil des Mezzaningesimses wird über eine direkte Fortsetzung der Skizze in diesem in der Teilzeichnung [90.1.2.2] dargestellt, so dass eine Trennung der beiden Einzelzeichnungen letztlich willkürlich erscheinen mag, aber durch die unterschiedliche Technik gerechtfertigt erscheint: Diese lässt die Skizze deutlich als (nachträgliche) Ergänzung zu [90.1.2.2.] erscheinen.

 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkung








Breite des Rahmens (seitlich) 4 1/3




Höhe des Rahmens (oben) 4 5/12 1 1/2 + 2 11/12




Höhe der seitlichen ‘Ohren’ (oben) 5 [—]




 

90.1.3 Erdgeschoss-Dorica

POSITION: rechtes Blattviertel
NUMERIERUNG / POSITION:
27“ / am oberen Blattrand, oberhalb der Zeichnung, mittig über der rechten Blatthälfte. 
Die Nummer bezieht sich offensichtlich auf alle Teilzeichnungen des Blattes, zumindest aber auf die hier dargestellte Dorica.
TECHNIKgelegentlich freihändige Feder in Braun; Lineal; keine Vorzeichnungen
MASSSTABkein exakter Maßstab; mittlerer Wert ca.: 1 : 30

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Höhe des Gesimses 6 1/2 = 48 1 : 30







Höhe des Frieses 8 2/3 = 64 1 : 30







Breite eines Metopenfeldes 7 2/3 = 57 1 : 30







Höhe des Gebälks 4 2/3 = 40 1 : 26







Höhe des Kapitells (ohne Halsring) 4 1/2 = 22 1 : 46







Anmerkung: Will man dem Zeichner im Falle der beiden letzten Maßangaben – und weitere Werte ließen sich anführen – nicht einen groben Fehler unterstellen, um so die Auffassung zu unterstützen, er habe hier tatsächlich die Ergeschoss-Dorica durchgehend im exakten Modellmaßstab darstellen wollen, bleibt nur der Schluss – und für diesen spricht nicht zuletzt die saubere Ausführung des Zeichnung –, dass ihm vielleicht eine (modell-) maßstabsgerechte Zeichnung vorlag, er sich während der Ausführung aber entschloss, diese Maßstäblichkeit zugunsten der besseren Ausnutzung des Blattes aufzugeben.

Kommentar: Die Zeichnung entspricht nicht nur in der Größe, sondern z. T. sogar in der Anordnung ihrer einzelnen Bestandteile derjenigen von Bl. 12v.2 Während diese aber unvollendet geblieben ist, wurde die vorliegende Zeichnung bis in alle Einzelheiten ausgeführt, wobei von vornherein die Disposition den Verhältnissen des Blattes besser angepasst wurde. Damit dürfte [12.2.2] als Vorstufe zu der vorliegenden Zeichnung angesehen werden.3

Die Dorica des Erdgeschosses ist nicht nur insofern interessant, als sie durch die unter Raffael errichteten Teile des Südarms schon zumindest in Umrissen vorgegeben war, ihre Ausgestaltung durch Sangallo also in einem – hier nicht möglichen – Vergleich die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Architekten zu den klassischen Ordnungen und zu Vitruvs Vorgaben verdeutlichen kann, sondern auch insofern, als sich hier eine besonders gute Möglichkeit bietet zur Gegenüberstellung einer Dorica Sangallos aus seiner reifen Schaffensphase und von seinem bedeutendsten Projekt mit sowohl antiken als auch zeitgenössischen römischen Beispielen.4

Als ein Manko der gesamten Darstellung müssen sowohl das Fehlen jeglicher Hinweise auf das Grundmodul der Ordnung – als das in der Regel der Durchmesser des Säulenschaftes anzusehen ist – als auch auf die Gestaltung des in dieser Ordnung gelegentlich an Bau und Modell auftretenden Pilasters angesehen werden. Dieser findet sich auch nicht in anderen Zeichnungen in entsprechender Deutlichkeit.

90.1.3.1 Gebälk, Kapitell, oberer Teil des Säulenschaftes

POSITIONrechtes oberes Viertel der rechten Blatthälfte
BEISCHRIFTEN / POSITION:
A“ / Verweisbuchstabe; im Metopenfries
prime estanse del portige” / im Architrav
Kommentar: Dargestellt sind das eindeutig nach klassischen bzw. klassizistischen Vorbildern (Basilica Aemilia, aber vielleicht auch Tempietto Bramantes in San Pietro in Montorio) geformte dorische Gebälk und das Kapitell, dieses jedoch nicht in seiner vollständigen Breite, sondern nur als Kombination aus dem Aufriss der rechten Hälfte und dem Profil. Die Zeichnung ist in äußerst detaillierter Weise mit Maßen versehen.

Der Buchstabe „A“ verweist vermutlich auf eine nicht erhaltene Zeichnung, die entweder – nach dem Schema der Blätter 87 und 88 – Grundrisse der entsprechenden Geschosse zeigte oder aber eine Gesamtansicht mit deren Lokalisierung. Da eine für letzteren Zweck geeignete Zeichnung mit [76.1.2] auf dem Recto von Bl. 76 vorliegt und mit ihrer Wiederholung kaum zu rechnen ist, dürfte das vielleicht verlorene Blatt, auf welches sich der Verweisbuchstabe beziehen könnte, eher einen Grundriss dargestellt haben.

Insgesamt geht die Zeichnung sicherlich auf eine Vorlage zurück, da keine pentimenti auftreten und ihre Disposition auf dem Blatt die Kenntnis der Maße vor der Anfertigung voraussetzt. Allerdings spricht die Vernachlässigung der Maßstäblichkeit im unteren Bereich dafür, dass auch die Vorlage selbst nicht maßstabsgerecht war, sondern nur eine Skizze zur Anbringung der einzelnen Maße umfasst haben dürfte.

In der Genauigkeit seiner Darstellung geht der Zeichner so weit, auch die Abrundung der Vertiefungen im Triglyphon durch eine entsprechend leicht gekrümmte Schraffur darzustellen. Ebenso gibt er die leichte Neigung der Traufleiste nach außen und die unterschiedlichen Lotmaße für ihr oberes und unteres Ende wieder: Dies ist am Modell so z. B. nicht zu entnehmen, reicht somit wiederum über die für das Modell sinnvolle Planungsgenauigkeit und Reproduzierbarkeit hinaus.

Der Übergang von der maßstabs- und damit proportionsgerechten Darstellung zur nicht proportionsgerechten ist – wie oben schon erläutert – vermutlich auf die Absicht zurückzuführen, die gesamte Ordnung auf dem Blatt darzustellen, was aufgrund des geringen zur Verfügung stehenden Raumes die entsprechenden ‘Stauchungen’ in der Zeichnung nach sich ziehen musste.
Gebälk: Aus der Zeichnung selbst geht nicht eindeutig hervor, ob und in welcher Weise eine Lösung des dorischen Eckkonflikts angestrebt war: Das am rechten Ende des Frieses erscheinende freie Stück einer Metope ist durch die Kombination von Aufriss und Profil in der Darstellung zu erklären und nicht als Hinweis auf eine entsprechende Ecklösung zu interpretieren, zumal eine Maßangabe für die Breite dieses Stückes fehlt. Diese wurde vermutlich vom Anonymus Destailleur jedoch auch nicht einfach vergessen, denn die Breite dieser ‘Eckmetope’ in der Zeichnung beträgt mit 12 mm zwischen einem Viertel und einem Fünftel des daneben erscheinenden vollständigen Metopenfeldes, das 57,5 mm misst, ergäbe mithin keinen ‘kanonisch’ gerechtfertigten Wert. Mit Blick auf die Blattaufteilung erscheint es deshalb naheliegend anzunehmen, dass die Breite dieses Streifens von dem für die Schnittdarstellung des Gebälks notwendigen und dem verbliebenen Raum bestimmt wurde. Das Modell und die – allerdings in dieser Hinsicht letztlich zu groben – Darstellungen in anderen Zeichnungen (vor allem Bl. 76r) sowie natürlich die Stiche Salamancas lassen jedoch den Schluss zu, dass eine Lösung des Konflikts z. B. durch asymmetrische Anordnung der äußeren Metopen nicht vorgesehen war.

Ein im Gegensatz zum Modell auffälliges Detail ist das deutliche – auch durch zwei unterschiedliche Maßangaben bestätigte – Vorkragen der Traufleiste und die Aushöhlung ihrer Unterseite am vorderen Ende durch eine im Querschnitt annähernd halbrunde Einkehlung: Diese erscheint am Modell so nicht, was sich allerdings auf Vereinfachungen seitens der Modellbauer zurückführen ließe. Jedenfalls ist dies eines der vielen weiteren Indizien dafür, dass die Zeichnungen – selbst wenn sie im Modellmaßstab angefertigt wurden wie hier – nicht vorrangig der Herstellung des Modells allein dienen sollten. Sie konnten dafür benutzt werden – ihr eigentlicher Zweck aber blieb offensichtlich der Bau selbst.

Ein weiterer Unterschied zum Modell besteht in dem Fehlen jeglicher Hinweise auf die Gestaltung der Metopen: Da diese am Modell als Wachstäfelchen ausgeführt wurden, könnte hierin ein weiteres Indiz dafür gesehen werden, dass der Zeichner bei dessen Fertigstellung nicht mehr anwesend war bzw. keinen Zugang zum Modell mehr hatte. Andererseits ließe sich dieses Fehlen auch unter Hinweis auf den selbst bei den meisten Antikendarstellungen nicht vom Zeichner wiedergegebenen skulpturalen Bauschmuck als Zeichen für sein Desinteresse an diesen ornamentalen Details interpretieren. Die erste Erklärung scheint jedoch wahrscheinlicher, zumal der Zeichner gelegentlich eben doch skulpturale Elemente wiedergibt, so z. B. den Fries vom Tempel des Antoninus Pius und der Faustina.5

Das Kapitell wird eigenartigerweise nicht vollständig dargestellt, obwohl die nach links verlängerten Horizontalen vermuten lassen, dass dies vom Zeichner ursprünglich beabsichtigt war. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als alle anderen Maße und Details des Kapitells mit höchster Genauigkeit wiedergegeben sind. Da ebenso eine Grundrissdarstellung fehlt und auch am Säulenschaft weder in [92.1.3.1] noch in [92.1.3.2] eine Durchmesserangabe erscheint, ist aus den hier vorliegenden Informationen eines der wesentlichsten Maße einer Säulenordnung nicht zu entnehmen! Das gleiche Problem wiederholt sich in den nebenstehenden Zeichnungen zur Ädikulenordnung.

Der Säulenschaft ist wie in anderen Darstellungen des Anonymus Destailleur auch als unterbrochen dargestellt, jedoch fehlt eine Bruchlinie, wie sie z. B. in der nebenstehenden Zeichnung zur dorischen Ädikula [90.1.4.1/2] erscheint. Durch unterschiedliche Entfernung der Körperkanten wird jedoch zumindest die Verjüngung des Säulenschaftes angezeigt. Hinweise auf die Schaftbreite und die Entasis fehlen dagegen.

 

 




Maßangaben
palmi






Höhe des Gesimses 6 1/2



Höhe des Triglyphenfrieses 8 2/3



Breite einer Metope 7 2/3



Höhe des Architravs 4 2/3



Höhe des Kapitells ohne Halsring 4 1/2



Höhe des Kapitellhalses 1 7/12



Höhe des Halsrings [—] 7/12



Distanz Architravunterkante–Gutae 2 1/2






Triglyphen



Breite 5 [—]



Höhe des Deckprofils [?] 1 [—]



Höhe der Triglyphen 7 2/3



Stegbreite [—] 11/12



Breite der Einschnitte [—] 5/6



Höhe der Einschnitte (7 2/3 – 5/6) 6 5/6



90.1.3.2 Basis und Stylobat

POSITION: rechte untere Ecke des Blattes
MASSSTABHöhe der Basis: 4 palmi = 33,5 mm  1 : 26,67
Kommentar: Als Fortsetzung von [90.1.3.1] zeigt die Darstellung das untere Ende des Säulenschaftes am Übergang zur Basis, diese selbst mit Plinthe sowie – in einer auffälligerweise freihändigen und also wohl ergänzten Skizze – den Stylobaten der gesamten Ordnung.

Es fällt auf, dass weder in der Darstellung der Dorica in den Zeichnungen [90.1.3.1] – [90.1.3.3] noch in denen der Ädikula [90.1.4.1] – [90.1.4.3] ein Wert für die Tiefenstaffelung im Verhältnis der beiden Ordnungen zueinander oder zur Rückwand angegeben ist. Auch ein gemeinsames Lotmaß – als weitere Darstellungsmöglichkeit dieser Differenz – wird nirgends verwendet. Dieses erscheint zwar im Schnitt der Benediktionsloggia auf den Blätter 79 bzw. 80, da. Da es sich dort aber dezidiert um die Fassade handelt, also um einen besonderes wichtigen Bereich des Baus, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die dort angegebenen Werte gerade nicht auf den Gesamtbau übertragbar sind, sondern vom Architekten z. B. eine tiefere Staffelung zugunsten einer höheren Plastizität der Fassade beabsichtigt gewesen sein könnte.

Säulenschaft und Basis: Wie schon in der darüber befindlichen Teilzeichnung fehlt auch hier ein Hinweis auf die Durchmesser von Säulenschaft und Basis, wobei das Fehlen eines Basenprofils auf der linken Seite durch das dort wiedergegebene Profil des durchlaufenden Sockels begrenzt wird, der u. a. auch die Ädikulen trägt und mit einem ienfachen Rundstab profiliert ist. Dieser und der obere Torus des Basenprofils liegen auf demselben Niveau. Die gleichen Höhenwerte der beiden Profile stellen stellen die Einheitlichkeit her, die Sangallo auch an anderen Bauteilen – z. B. bei den Ordnungen im Innenraum der Basilika – herzustellen versucht.

Allerdings fällt im Vergleich mit der direkt nebenstehenden Zeichnung zur Ädikula auf, dass dort abweichende Werte für diesen Bereich angegeben sind:

 

 







Detailwerte (Maße in palmi)
[90.1.3.2]
[90.1.4.2]












Sockelhöhe 3 1/4 < 3 1/2






Höhe des Torus’ [—] 2/3 < [—] 3/4






Höhe der Anlaufleiste [—] 1/4 = [—] 1/4












Gesamthöhe [Summe] 4 5/12 < 4 6/12






Stylobat: Bei diesem Teil der Zeichnung fällt vor allem seine vollkommen unmaßstäbliche und freihändige Darstellung auf: Dies ist aber nicht als spätere Ergänzung zu verstehen, da der Gestus der Hand, die Federstärke sowie die Farbe der Tinte eindeutig dieselben sind wie in der restlichen Zeichnung. Möglicherweise legte der Zeichner auf eine ‘ordentlichere’ Darstellung keinen Wert mehr, da er die Maßstäblichkeit ohnehin schon verlassen hatte und ihm zur Notierung der Maßangaben eine Skizze wie die vorliegende als ausreichend erschienen sein dürfte. Die Stauchung in der Darstellung – die zeichnerische Höhe des Sockelfrieses entspricht mit 12 mm trotz einer Maßangabe von „p 6 1/3“ nicht einmal der der darüber wiedergegebenen Basis, die nur „p 4“ misst, jedoch 34 mm hoch erscheint – erklärt sich einfach aus dem Mangel an zur Verfügung stehendem Platz auf dem Blatt.

 

 




Maßangaben
palmi






Höhe der unteren ‘Plinthe’ 2 [—]



Höhe der oberen ‘Plinthe’ 1 2/3



Höhe des Wulstes 1 1/3



Höhe der ‘Frieszone’ 6 1/3



Höhe der Deckplatte 2 5/12



 

90.1.3.3 Profil des Nischenrahmens

POSITIONunterhalb des Dorica-Kapitells, ungefähr im Zentrum der rechten Blatthälfte
Kommentar: Neben dem Schaft der Dorica-Säule erscheint links unterhalb des Kapitells eine freihändige Skizze mit dem Profil der Archivolte der eingestellten rundbogig geschlossenen Flachnischen, die an den Eckrisaliten wiederum die Ädikulen überfangen. Es fehlt jedoch nicht nur ein Hinweis auf den Radius des Bogens, sondern ebenso eine Darstellung des durchlaufenden Kämpfergesimses, wie sie andere Skizzen dieser Art meist gemeinsam mit dem Bogenprofil wiedergeben. Vermutlich erübrigte sich aus der Sicht der Zeichners dessen Darstellung, weil die Profilierung dieses Gesimses mit der des Dorica-Kaptitells der Ädikulen-Ordnung übereinstimmt. – Die Gesamtbreite des Archivoltenprofils beträgt 4 palmi.

 

90.1.4 Ädikulen der Erdgeschossaußenwand

POSITIONlinke untere Ecke der rechten Blatthälfte
TECHNIKteilweise freihändige Feder in Braun; Lineal
BEISCHRIFTEN / POSITION:
B“ / Verweisbuchstabe, am Säulenschaft
tabernaquli / del portige“ / links neben dem Säulenschaft, innerhalb von [90.1.4.3]
Kommentar: Die Darstellung gibt – wie üblich in der Kombination von Aufriss und Profil – die Ädikulen der Erdgeschoss-Dorica in drei Einzelzeichnungen wieder, die untereinander allerdings in direkter Verbindung stehen. Sowohl der Verweisbuchstabe „B“ als auch die Beischrift „tabernaquli / del portige“ beziehen sich dabei unmissverständlich auf die Gesamtdarstellung.

In diesem Zusammenhang bleibt es allerdings unklar, warum der Zeichner die zweite Beischrift wieder ausgestrichen hat: Als möglicher Grund ließe sich anführen, dass sie die offensichtlich erst – im Vergleich zur Beischrift – später hinzugefügte Skizze zum Profil des Nischenrahmens [90.1.4.3] überschneidet – aber die Lesbarkeit der dort angegebenen Werte wird dadurch natürlich nicht verbessert. Andererseits könnte man erwarten, dass der Zeichner mit der Streichung einem allerdings nur schwer denkbaren Missverständnis vorbeugen wollte, wonach dieses Nischenprofil mit der Ädikula selbst verwechselt werden könnte. Eine dritte Erklärung könnte in der verspäteten Einsicht des Zeichner bestehen, dass die Ädikulen nicht nur am „portige“ erscheinen – was hier wohl gleichzusetzen ist mit dem Loggientrakt bzw. der Fassade –, sondern den gesamten Bau umgeben sollten.

An der Ordnung selbst sind die geringfügigen, aber feinen Differenzierungen gegenüber der Hauptordnung des Geschosses bemerkenswert, die über eine dnekbare bloße Verkleinerung aller Maße bei gleichbleibenden Proportionen hinausgehen und ebenso die simple Vereinfachung vermeiden, indem einzelne Elemente sogar detaillierter ausgestaltet sind als in der übergeordneten Dorica.6

Dieser Differenzierung scheint auch die insgesamt etwas feinere Darstellungsart entsprechen zu sollen: Durch Schraffuren, die deutliche Schattenwirkung erzeugen, fällt die vorliegende Darstellung – vor allem im Gebälk- und Giebelbereich – deutlich plastischer aus, als die nebenstehende der Hauptordnung.

90.1.4.1 Giebel, Gebälk, Kapitell

MASSSTABkein exakter Maßstab; Durchschnittswert ca. 1 : 30 [~= Modellmaßstab]

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Höhe des Gesimses 1 5/6 = 12 1 : 29







Höhe des Frieses 2 1/6 = 16 1 : 30







Breite eines Metopenfeldes 2 1/6 = 16 1 : 30







Höhe des Architravs 1 1/2 = 12 1 : 28







Höhe des Kapitells (ohne Halsring) 3 1/6 = 25 1 : 28







Giebel: Der Giebel enthält außer den Maßen für die gegenüber dem Gesims des Gebälks hinzukommenden oben abschließenden Leisten keine weiteren Maßangaben für das Profil des Geisons – offensichtlich verstand es sich für den Zeichner von selbst, dass die Profile von Gesims und Geison übereinstimmen sollten. Die maximale innere Höhe des Giebelfeldes selbst ist mit „p 3“ angegeben, Hinweise auf eine Binnengestaltung fehlen jedoch. Zwei nur leicht skizzierte Konsolen deuten an, dass im schrägen Giebelgeison die Reihe der über den Triglyphen angeordneten Konsolen fortgesetzt werden sollte, wobei sie senkrecht ausgerichtet wurden und also nicht der Neigung des Giebels folgen.

 

 




Maßangaben
palmi






lichte Höhe des Giebelfeldes (innen) 3 [—]



Breite des Geisons [—] 7/12



Breite des äußersten Profils [—] 1/4



Gebälk: Das Gebälk weist die schon oben teilweise erwähnten Besonderheiten auf, die es von demjenigen der Hauptordnung des Erdgeschosses unterscheiden: So ist das Gesims zwar deutlich einfacher profiliert und im proportionalen Vergleich nicht so hoch, weist allerdings an der Unterseite des Überhangs kurze, gerade und in sich anscheinend nicht weiter gegliederte Konsolen auf, während diese am Hauptgebälk fehlen. Die Eintiefungen der Triglyphen werden gerade statt abgerundet bzw. spitzbogig geschlossen.

Eine Lösung des Eckkonflikts ist nicht angedeutet, statt dessen werden ca. 1/4 palmo breite Eckmetopen wiedergegeben. Dier Verzicht auf die Lösung des Eckkonflikts wird in gewisser Weise nochmals betont, indem durch direkte Anfügung des Profils scheinbar die Ecke dargestellt und direkt daran anschließend eine Triglyphe in Seitenansicht wiedergegeben wird.

Dagegen ist der Architrav hier – im Unterschied zur Hauptordnung – in zwei Faszien gegliedert, von denen die untere eine leichte Neigung nach außen aufweist; zwar fehlt hierzu eine Maßangabe, aber man wird annehmen dürfen, dass dieses klassische Merkmal hier tatsächlich vorgesehen war.

Auch hier fehlen Hinweise auf eine eventuelle skulpturale Gestaltung der Ädikulen: Die Metopen sind als leere – darauf deuten die Schraffurlinien hin –, quadratische Flächen von „p 2 1/6“ Seitenlänge gekennzeichnet. Da die Ädikulenmetopen am Modell ebenfalls leer geblieben sind, wird man annehmen dürfen, dass für diese tatsächlich keine Ausfüllung geplant war.

 

 




Maßangaben
palmi






Höhe des Konsolgesimses 1 5/6



Breite der Konsolen 2 [—]



Abstand der Konsolen zueinander 2 1/6



Höhe der Deckleiste des Triglyphenfrieses [—] 1/3



Höhe der Triglyphen 2 1/6



Breite der Triglyphen 1 11/12



Absatnd der Triglyphen zueinander 2 1/6



Breite der Einschnitte [—] 1/3



Breite der Stege [—] 1/3



Breite der Triglyphenunterkante [—] 1/4



Höhe der Unterkante inkl. der Gutae [—] 2/3



Höhe des Architravs (1/2 + 1) 1 1/2



Kapitell und oberer Säulenschaft: Bei Kapitell und Säulenschaft könnte man wie schon in [90.1.3] das Fehlen jeglicher Hinweise (Maßzahlen oder Grundriss) nicht nur auf den Wert des Durchmessers, sondern ebenso auf die Gestalt selbst – Säule oder Pilaster – vermissen, wenn nicht die inhaltlich sonst vollkommen nebensächliche Bruchlinie, die die Auslassung eines Teils des Schaftes zwischen den beiden Teilzeichnungen [90.1.4.1] und [90.1.4.2] andeutet, einen runden Querschnitt und damit also eine Säule zeigte: Allerdings geht aus den Grundrissen wie Schnittdarstellungen der Ädikulen hervor, dass deren Säulen keine Vollsäulen sein, sondern zu mehr als der Hälfte des Durchmessers vor die Rückwand gestellt werden sollten.

Dabei fällt auf, dass der Zeichner in seinem Bemühen um Plastizität der Darstellung die obere ‘Bruchfläche’ als verschattet schraffiert, ebenso wie er am Kapitell Krümmung und Verschattungen andeutet, bei dem sich darin ausdrückenden Aufwand aber trotzdem keine Maßangaben macht oder wenigstens in einem Grundriss Gestalt und Durchmesser der Säule angibt, was sicherlich im Vergleich keinen größeren Aufwand bedeutet hätte.

An dieser Stelle der Zeichnung fällt zudem auf, dass die Außenkante der Säule ursprünglich eine zwischen beiden Teilzeichnungen durchlaufende senkrechte Linie bildete, deren Trennung durch Rasur des Federstrichs zwischen den ‘Bruchflächen’ jedoch nachträglich angedeutet wurde. Wohl um eine irrtümliche Interpretation dieser Linie zu vermeiden, die immerhin bedeuten könnte, dass hier ein Pilaster ohne Entasis oder Verjüngung dargestellt ist, hat der Zeichner am oberen und am unteren Stück des Säulenschaftes je ein unterschiedliches Lotmaß angegeben: oben „p 2 1/4“, unten „p 2 5/12“. Damit ist die Verjüngung angedeutet, nicht jedoch eine sicherlich vorgesehen gewesene Entasis.

 

 





Maßangaben
palmi
Anmerkung








Höhe des Kapitells mit durchlaufender Deckplatte 3 1/6




Höhe des Halsrings [—] 5/12




 

90.1.4.2 Basis, Stylobat, Sockel

MASSSTABkein exakter Maßstab; Durchschnittswert ca. 1 : 30 [~= Modellmaßstab]

 

 








Beispielwerte
palmi
mm Maßstab














Höhe des Basis 1 1/2 = 8 1 : 42







Höhe der Plinthe [—] 7/12 = 4 1 : 33







Höhe des Stylobatfrieses 2 1/2 = 25 1 : 22







Höhe des Sockels 3 1/2 = 27 1 : 29







Kommentar: Diese Teilzeichnung weist keine besonderen Merkmale auf; lediglich die Wiederholung des Sockel- und Stylobatprofils rechts neben dem durch das Lotmaß bestimmten Profil könnte als Besonderheit angesehen werden, zumal ihr Bezug bzw. der Unterschied zur Hauptzeichnung selbst nicht klar wird. Da eine Maßangabe fehlt, kann es sich nur um einen Hinweis auf die sich vor die Ädikulen aus der Wand wölbenden Sockel unterhalb der Flachnischen handeln. Bemerkenswert erscheint darüber hinaus, dass Sangallo hier wie auch schon in der Hauptordnung eine attische Basis vorsah, obwohl ihm das Beispiel des Marcellus-Theaters mit seiner basenlosen Dorica bekannt gewesen sein muss.

 

90.1.4.3 Profil des Nischenrahmens

Ebenso wie in [90.1.3.3] und vergleichbaren Fällen ist auch hier innerhalb der Hauptzeichnungen [90.1.3.1/2] eine freihändige Skizze mit dem Profil des von der Ädikula überfangenen Nischenrahmens eingetragen. Dieser ist im vorliegenden Falle rechteckig, was der Zeichner auch andeutet. Zwar enthält das Profil alle vertikalen und Lotmaße, jedoch keine Hinweis auf die Tiefe der Flachnische selbst. Diese kann zwar – wie auch im oben genannten Fall des fehlenden Bezugs der Hauptordnung zur Rückwand – anderen Zeichnungen wie z. B. [83.1.1.10] entnommen werden, aufgrund der häufig anzutreffenden Abweichungen in den Detailmaßen ist deren einfache Übernahme häufig nicht möglich.

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