verso: St. Peter: Kreuzarmdecke
Vorbemerkung: TECHNIK: Feder, Tinte; Lineal; wenige Vorzeichnungen mit Bleistift, keine Vorritzungen
NUMERIERUNG / POSITION:
„163“ / am rechten Rand, 180°
„93“ / mit Bleistift in der linken oberen Ecke des Blattes von späterer Hand (20. Jh.?)
93.2.1 Ansicht einer Kassettendecke
POSITION: gesamtes Blatt
BEISCHRIFT / POSITION:
„messe“ / am linken Blattrand, ungefähr in der Mitte; vom Zeichner in Feder
MASSSTAB: ungefähr: 1 : 60
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Bereich | palmi | oncie | minuti | mm | Maßstab | ||
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Breite der großen quadr. Kassetten | 10 | 5 | [—] | = | 45 | → | 1 : 52 |
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Höhe der Kassetten darüber | 10 | 4 | 8 1/2 | = | 44 | → | 1 : 53 |
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Höhe der Kassetten am Gewölbescheitel | 10 | 4 | 8 1/2 | [—] | |||
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Breite der senkrecht-rechteckigen Felder | 5 | [—] | 4 1/2 | = | 16 | → | 1 : 71 |
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Breite der waagerecht-rechteckigen Felder | 5 | 7 | [—] | = | 16 | → | 1 : 78 |
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vert. Abstand zwischen Gurtbogen und Tonne | 1 | 4 | 4 | [—] | |||
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Kommentar: Die Darstellung zeigt die abgerollte, also nicht orthogonalperspektivisch in die Ebene projezierte Untersicht der Kassettendecke eines Kreuzarms von der Oberseite des in schräger Aufsicht wiedergegebenen Kranzgesimses bis zur Scheitellinie der Wölbung. Dort erscheint in der Kassettenhälfte jenseits der Scheitellinie zur Bekräftigung der Ortsangabe das Wort „messe“. Links und rechts schließen sich die Gurtbögen an, deren Dekoration nicht wiedergegeben ist, da sie augenscheinlich mit der der nebenstehenden Wölbung übereinstimmen soll. Dies legt zumindest die maßgenaue Übertragung desselben Grundrasters auf diese Bereiche nahe.
Der unterhalb der Zeichnung angegebene Wert von „p 38 – o 7 – ø 4 1/2“, der für einen der Kreuzarme viel zu gering ist, spricht nicht gegen diese Lokalisierung des hier dargestellten Gewölbes, da er selbst in größtem Widerspruch zu den in der Zeichnung auftretenden Maßen steht: Wenn selbst die durch mehr als 5 palmi breite Felder voneinander getrennten Kassetten jeweils mehr als 10 palmi Breite aufweisen, so ist allein das Mittelfeld der Tonne offensichtlich länger und es kann sich bei der zitierten Maßangabe nur um einen Fehler des Zeichners handeln. Dieser besteht auch sicherlich nicht im ‘Vergessen’ einer Ziffer – also z. B. 138 palmi anstelle von 38 – da die Gesamtlänge des entsprechenden Bereiches nach dem Grundriss in Bl. 78r sich schon auf ca. 147 1/3 palmi beläuft.
Am rechten (bzw. oberen Ende) der Zeichnung schließt sich noch ein weiteres, durch eine Abstufung vorstehendes gurtbogenähnliches Band an, bei dem es sich nur um die Übergangszone zwischen Kreuzarm und Apsiskalotte und somit um die Fortsetzung des am Apsiseingang stehenden Pilasters handeln kann, zumal die Kuppeltragbögen eine solche Abstufung natürlich nicht aufweisen.
Das mittlere Feld der Kassettendecke besteht aus drei Bahnen großer, annähernd quadratischer Felder, in welche Oktogone eingeschrieben sind, und dazwischen in den Diagonalen liegenden kleineren Quadraten bzw. an den Längsseiten liegenden langgestreckten Rechtecken (vgl. dazu auch die Darstellung [93.1.4]). Die einzelnen Kassetten sind z. T. mit vielen Maßangaben versehen, wobei der Zeichner diese zur größeren Übersichtlichkeit auf verschiedene Kassetten verteilt. Im Vergleich mit der Skizze auf Bl. 92r [92.1.1] fällt auf, dass Maße für die Kassetten hier deutlich geringer ausfallen als dort: Während laut [92.1.1] die Kassetten 16 palmi in der Höhe und 14 1/2 palmi in der Breite messen sollen, betragen die entsprechenden Werte hier nur jeweils wenig über 10 palmi! Damit wird deutlich, dass es hier eine Planänderung gegeben haben muss.2
Unterhalb der jeweils mittleren Kassettenfelder der Haupttonne und des Apsisbogens befinden sich, kurz über dem Kranzgesims beginnend, Öffnungen, die durch Schraffuren und eingezeichnete Linien als sich in die Tiefe erstreckend gekennzeichnet sind. Direkte Maßangaben für diese Öffnungen fehlen allerdings.
In der größeren Öffnung im Tonnengewölbe ist in freihändiger Federzeichnung der Blick auf eine gekrümmte, anscheinend gemauerte Fläche wiedergegeben, bei der es sich nur um eine Außenseite der Kuppeln über den Oktogonen handeln kann. Die Zeichnung setzt somit deren Planung voraus und ließe sich daher nach den Blättern 78 und 82 datieren, auf denen die Oktogone dargestellt sind. Die Öffnung selbst stellt die Mündung eines Lichtschachtes dar, der die Kreuzarme seitlich beleuchtet; ihre Höhe ist in Bl. 82 mit angegeben, ihre lichte Weite ergibt sich hier aus der der darüber liegenden quadratischen Hauptfelder der Kassettendecke mit „ p 10 – ø 5“, während sie in Bl. 87r mit „p 12“ angegeben wird.
Diese Öffnung wird bei Letarouilly3 sowohl im West- als auch im Ostarm gezeigt: Dabei fällt auf, dass hier anscheinend Treppen münden, die allerdings nur 7 horizontale Linien für Stufen aufweisen.4
In der vorliegenden Zeichnung ist am unteren Rand eine kastenförmige Vertiefung dargestellt, deren Sinn oder Maße nicht angegeben werden: Da eine Rückwand deutlich erkennbar angegeben ist, scheidet zumindest die Möglichkeit aus, es könnte sich hier um eine weitere Öffnung zu einem Nebenraum handeln.
Die kleinere Öffnung am Fußpunkt des Apsisbogens reicht nicht wie ihr Pendant in den Kassettenbereich hinein, sondern bleibt im Aufstelzungsbereich des Gewölbes. Sie ist durch eine schräg nach hinten verlaufende Linie und Wandschraffuren als Einblick in einen längeren Schacht oder Gang dargestellt. Diese Öffnung erscheint – ebenfalls apsisseitig – auch im Salamanca-Stich, entspricht allerdings nicht dem Grundriss von Bl. 78r, woraus sich eine relative Datierung des Grundrisses vor der hier vorliegenden Zeichnung mit einer dazwischen liegenden Planänderung ableiten lässt, was die in der dortigen Analyse geäußerten Vermutungen zum chronologischen Verhältnis der beiden Zeichnungen untereinander stützt.
Die Profilierung der Kassetten weist ein interessantes Detail auf: Sie scheint auf den ersten Blick nicht identisch mit dem Deckenprofil aus den Darstellungen [93.1.3] und [93.1.4] auf dem Recto zu sein, da hier anstelle des Farnese-Lilien-Frieses in einer der Kassetten ein Blattfries erscheint. Dieser ist dann aber ausgestrichen und durch die schnell skizzierte Lilien ersetzt worden, woraus geschlussfolgert werden kann, dass die Zeichnung auf dem Recto nach der auf dem Verso entstand. Dies wäre im Rahmen einer von der Gesamtdisposition zu den Details fortschreitenden Planung nur verständlich.
Aus den zitierten Maßangaben ergibt sich – trotz des Fehlens eines Wertes für die unterste Kassettenreihe – offenbar nicht die noch in Bl. 92r [92.1.1] angedeutete abnehmende vertikale Höhe der Deckenkassetten, die auf die perspektivische Verkürzung bei einer Betrachtung vom Boden der Basilika Rücksicht nimmt. Die Darstellung der Kassettenbinnengliederung ist insgesamt nicht maßstäblich, was zur sorgsamen Ausführung mit Lineal im Widerspruch zu stehen scheint.
Datierung: Mit Rücksicht auf die unter Sangallo eingewölbten Kreuzarme kann es sich bei dieser Zeichnung nur um die Nordhälfte des Ostarms oder die Osthälfte des Südarmes handeln. Die eingezeichnete Außenansicht einer Oktogonkuppel spricht für letzteren, da die Oktogone im Südosten zuerst errichtet wurden (vgl. z. B. Vasaris Darstellungen in der Sala dei cento giorni des Pallazzo della Cancelleria in Rom). Damit wäre wiederum ein Indiz für die absolute Datierung der Zeichnung und – unter Voraussetzung der Hypothese über die Beteiligung des Zeichners am Baugeschehen und den Niederschlag dieser Beteiligung in den Zeichnungen – für die Anwesenheit des Zeichners in dieser Zeit gewonnen: Da der Südarm um 1545 eingewölbt wurde, passt die hier vorliegende Darstellung also zum vorgeschlagenen Entstehungszeitraum für die Zeichnungen in der ersten Jahreshälfte 1545.
Für eine Darstellung der Kassettierung des Ostarms in der vorliegenden Zeichnung spricht dagegen, dass dieser zuerst fertiggestellt worden zu sein scheint: Im Vasari-Fresko der Cancelleria, das eine Ansicht der Baustelle5 „intornoallanno 1540“ zeigt, ist dieser offensichtlich schon fertig gestellt, während im Südarm noch das Lehrgerüst zu sehen ist. In der Heemskerck-Zeichnung des Südumgangs mit Santa Maria della Febbre6 ist die Kuppel des Ost-Südost-Oktogons (Ottagono di Sant’Andrea) zu sehen, die Einwölbung des Ostarms scheint aber noch nicht abgeschlossen (vielleicht sogar noch nicht einmal begonnen), was also gegen die Annahme spricht, dass hier der Ostarm wiedergegeben ist, und für die Annahme, es handele sich in erster Linie um den Südarm. Letztlich ist – aufgrund der zu erwartenden Symmetriebedingungen – diese Frage aber nicht eindeutig zu klären, da der Entwurf eben für alle Kreuzarmtonnengewölbe als gleich und übertragbar intendiert gewesen sein dürfte.
Aufgrund der erwähnten Abweichungen gegenüber Teilzeichnung [92.1.1] bestätigt sich hier zudem die schon im dortigen Kommentar vermutete zeitliche Beziehung zwischen beiden Darstellungen: Bl. 92r kann somit nur vor Bl. 93r/v entstanden sein.
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Maßangaben | p | o |
ø
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Gesamtlänge (offensichtlicher Irrtum des Zeichners) | 38 | 7 | 4 1/2 | |
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Tiefe der 1. Verkröpfung | 1 | 3 | 9 | |
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Tiefe der 2. Verkröpfung | 1 | 4 | 4 | |
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Differenz Gurtbogen – Tonne | 1 | 4 | 4 | |
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Höhe der quadr. Hauptkassetten | 10 | 4 | 8 | 1/2 |
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Breite der quadr. Hauptkassetten | 10 | [—] | 5 | |
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Breite der Ackteck-Rahmen (Rand bis Innenfeld) | 3 | 4 | 8 | |
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Höhe der Innenfelder | 3 | 3 | 6 | |
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Breite der Innenfelder | 3 | 3 | 6 | |
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Länge der vertikalen Rechteck-Kassetten | 10 | 4 | 6 | 1/2 |
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Breite der vertikalen Rechteck-Kassetten | 5 | [—] | 4 | 1/2 |
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Länge der Innenfelder der vert. Rechteck-Kassetten | 7 | 5 | 9 | |
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Breite der Innenfelder der vert. Rechteck-Kassetten | 2 | [—] | 3 | |
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Länge der horizontalen Rechteck-Kassetten | 10 | [—] | 5 | |
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Breite der horizontalen Rechteck-Kassetten | 5 | 6 | 5 | 1/2 |
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Länge der Innenfelder der horiz. Rechteck-Kassetten | 6 | 11 | 8 | |
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Breite der Innenfelder der horiz. Rechteck-Kassetten | 2 | 7 | [—] | |
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Breite der vertikalen Rahmenleisten (oberste Ebene) | 1 | 5 | 5 | |
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Breite der horizontalen Rahmenleisten (oberste Ebene) | 1 | 4 | [—] | |
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