verso: antikes Gebälk, palmo romano
105.2 Aufnahme eines antiken Gebälks mit Polsterfries u. a.
NUMERIERUNG / POSITION:
„78“ / oberer Rand, mittig
TECHNIK: Feder in Braun über Graphitvorzeichnung; teilweise auch [in den Ellipsenkonstruktionen] Vorritzungen; Lineal;
105.2.1 Aufnahme eines reichen Gebälks mit Konsolgesims und Polsterfries
POSITION: Hauptzeichnung des Blattes, von links beginnend
BEISCHRIFTEN:
1. „nelli orfanelli“ / ungefähr im Blattzentrum;
2. „questo cornice e mizurata / con questa palme que disoto“ / unterhalb des Architravs über der Detailszeichnung des Architravprofils „N“
Kommentar: Detailgetreue Aufnahme des Gebälks mit durch Schraffuren erreichter plastischer Wiedergabe der Ornamente und vielen Maßen in einer Kombination aus Orthogonalprojektion und Profilschnitt. Zwei herausgezogene Teilzeichnungen geben zum einen (im Blattzentrum) die Untersicht eines Rosettenfeldes aus dem Konsolgesims und (unterhalb der Zeichnung) die Ansicht des die oberste Faszie des Architravs schmückenden Profils „N“, das aus einem schlaufenförmigen Ornament besteht. An das Konsolgesims ist in cavalierperspektivischer Untersicht zudem ein Zeichnung angetragen, die ein teilweise konkav begrenztes, mit einem Schuppenmuster gefülltes Feld zeigt, bei dem es sich offenbar um die Untersicht der Konsolen handelt.
Auffällig ist, dass der Zeichner nicht nur große Mühe auf die Schraffierung der einzelnen Details verwendet, sondern diese auch teilweise - besonders auffällig am Karnies des Abschlußgesimses - häufiger Wiederholt, als für eine hinreichende Erfassung notwendig gewesen wäre.
BESONDERHEITEN: große Plastizität aufgrund der gekonnt eingesetzten Schraffuren
105.2.2 Konstruktion zweier Elipsen
POSITION: am rechten Blattrand
Kommentar: Eine konkrete Funktion oder Verbindung der beiden genau gleich großen Konstruktionen zu einer der anderen Zeichnungen auf dem Blatt ist nicht erkennbar. Die Konstruktion der Ellipsen selbst folgt offenbar der von Serlio [?] - wo? - demonstrierten. In die Konstruktionen sind teilweise gepunktete Linien für die kleinere der beiden Achsen eingetragen; die obere Ellipse zeigt zudem eine Erweiterung, indem ein Viertel einer Ellipse mit nicht ganz 1,5-fach vergrößerter kleiner Achse angedeutet wird.
Besonderheit: sehr unregelmäßig starke Federlinie
105.2.3 Palmo-romano-Maßstab in Originalgröße
POSITION: am unteren Blattrand
BEISCHRIFT / POSITION: „el palmo col quale state misurato“ / unterhalb des Maßstabes;
Kommentar: Wiedergabe eines palmo romano mit seiner Unterteilung in oncie und minuti. Auffällig ist, dass der Maßstab nicht als Linie ausgeführt ist, sondern als 9,5 mm breiter Streifen, der wie eine Leiter die kleineren Unterteilungen enthält. Diese sind mit Zahlenangaben notiert, d. h. die minuti sind tatsächlich von 1 bis 60 durchnumeriert! Die Länge des palmo läßt sich nicht genau bestimmen, da der Endstrich (rechts) als nicht sehr saubere Doppellinie gezeichnet ist, während der Anfangsstrich links leicht geneigt ist: Die Länge liegt so zwischen ca. 224 - 224,5 mm