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Sektionen

recto: St. Peter: Fassade






linkes Teilblatt
rechtes Teilblatt





linkes Drittel
mittleres Drittel
rechtes Drittel










[76.1.1] [76.1.3.1] [76.1.3.2] [76.1.3.3]





[76.1.3.4]





[76.1.2] [76.1.3.5] [76.1.3.6] [76.1.3.7]





[76.1.3.8]





Vorbemerkung: Das Blatt stellt zwar eines der eindrucksvollsten nicht nur des St.-Peter-Bestandes, sondern des gesamten Codex Destailleur D dar, wirft aber mehr Fragen und Probleme auf, als es Antworten gibt. Sein ‘Überblickscharakter’, der sich vor allem durch das weitgehende Fehlen von Maßangaben und den großen, kaum Detailsdarstellungen erlaubenden Maßstab ergibt, scheint dafür zu sprechen, dass es – im Unterschied zu den meisten anderen Blättern der Gruppe – tatsächlich als eine vorbereitende Studie für einen Stich anzusehen ist.

Durch die ungünstige Auflegung des Blattes im Passepartout entlang des Falzes zwischen linkem und rechtem Teilblatt ist das Recto für den Benutzer nicht vollständig sichtbar: Erst nach einem Umwenden desselben nach links ist das Verso teilweise sowie das Recto des linken Teilblattes ganz sichtbar. Dessen Verso wiederum erscheint erst nach einem weiteren Umwenden des Teilblattes nach rechts.

 

76.1.1 Skizze zur Gesamthöhe des Baus

POSITIONam linken Blattrand oben
NUMERIERUNGEN / POSITION:
17“ / am unteren Rand des linken Teilblattes mittig, 180°
A 375/24“ [frühere Inventarnummer der Kunstbibliothek] / linkes Drittel des BlattesBleistift
TECHNIKfreihändige Feder in Braun ohne Hilfsmittel
HANDAD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 9 1/2“ / palmo romano bzw. palmo del modello
MASSSTAB[unmaßstäblich]

Kommentar: Die freihändige Skizze besteht aus einem Kreis, der offensichtlich die die Hauptkuppel auf der Laternenspitze bekrönende Metallkugel darstellen soll, einer etwas schräg verlaufenden senkrecht zu denkenden Maßlinie sowie einer Andeutung des Fußbodenniveaus und der Treppenstufen vor der Fassade. Der Durchmesser der Kugel selbst ist mit „p 11 1/2“ [= 2,57 m] angegeben. Auf dieser sollte sich dann noch das auf Bl. 84r und den Salamanca-Stichen gezeigte Kreuz erheben. 
Am linken Rand des Blattes erscheint neben der Skizze eine kurze Addition:

 

 

p 598 1/2          [= 133,70 m]
369 [= 82,43 m]
967 1/2 [= 216,14 m]

 
Sie gehört offenbar zu der Skizze, denn sie gibt mit „p 598 1/2“ eindeutig die Gesamthöhe des Baues bis zur Kugel auf der Laternenspitze in palmi romani an. Was allerdings die zusätzlich angegebene Zahl 369 (palmi) [= 82,43 m] zu bedeuten hat, bleibt unklar: Für die Angabe z. B. der Höhe über einem Normalwert wie dem Normalpegel des Tibers oder dem Meeresspiegel ist sie nicht nur erheblich zu groß,1 sondern auch ‘historisch verfrüht’: Denn abgesehen von der technischen Schwierigkeit, einen solchen Wert zu bestimmen, sind [dem Verf.] keine derartigen Versuche in jener Zeit bekannt.

76.1.2 Loggia: Skizze der südlichen Fassadenhälfte

POSITION: linkes Blattdrittel; teilweise Überschneidung mit Teilzeichnung [76.1.1]
TECHNIKfreihändige Skizze mit Bleistift ohne technische Hilfsmittel; teilweise Nachzeichnung mit Feder in Braun unter Zuhilfenahme des Lineals
HAND: B [vermutlich] (skizzenhafte Zeichnung mit Bleistift); AD (Überzeichnung mit Feder)
MASSSTABDa die Zeichnung keinerlei Maße enthält und als perspektivische Ansicht angelegt ist, ist die Angabe eines ungefähren Maßstabes kaum möglich.

Kommentar: Die Zeichnung stammt aufgrund der stilistischen Ähnlichkeiten der Hand mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von demselben, hier als ‘Bleistiftzeichner’ mit dem Kürzel B benannten Zeichner, der auf dem angefügten Teil des Recto dieses Blattes die Teilzeichnungen [76.1.3.1] – [76.1.3.3] ausgeführt hat und sich durch einen sehr leichten aber sicheren Bleistiftstrich auszeichnet. Auch hinsichtlich der Perspektivkonstruktion fällt er durch eine Sicherheit auf, die ohne Vorzeichnungen auskommt. Dagegen ist die Hand des Anonymus Destailleur, der einen Teil der Zeichnung mit Feder nachzuzeichnen versuchte, äußerst unsicher; seine perspektivischen Fähigkeiten sind gegenüber dem Zeichner der freihändig skizzierten Vorlage erkennbar eingeschränkt.

Die Bögen der Benediktionsloggia und des Eingangs wurden beide in einem ersten Ansatz zu hoch eingezeichnet, dann aber mit kräftigerem Strich – allerdings unterschiedlich weit – nach unten korrigiert. Ziel war vermutlich, die Gesamtzeichnung durch Neudisposition besser in dem auf dem Blatt zur Verfügung stehenden Raum unterzubringen. Zwar könnte auch ein Versehen des Zeichners vorliegen, jedoch kaum eine Planänderung, denn der Detailreichtum der Fassade deutet selbst in der vorliegenden Skizzenhaftigkeit auf eine schon weit fortgeschrittene Planung, die nicht mehr durch grundlegende Änderungen in der Geschosshöhe verändert worden sein dürfte. In der Skizze erscheint die Loggienöffnung flacher als die des Eingangs und damit der Unterschied in der lichten Höhe der beiden Öffnungen größer als am ausgeführten Modell. Dies könnte aber dem skizzenhaften Charakter der Zeichnung zuzuschreiben sein.

Seitlich des Giebels erscheinen in starker perspektivischer Verzerrung Podeste, die sich in die gesamte Tiefe des Giebels erstrecken und auf denen zwei Kandelabergruppen (anscheinend nach dem Quincunx-Schema angeordnet) seitlich eines größeren, von einer Kalotte bekrönten Prismenkegels stehen. Zwischen den vorderen Kandelabern ist noch flüchtig skizziert ein weiteres Element angedeutet, das nicht eindeutig zu bestimmen ist. Trotz ihrer Undeutlichkeit erlaubt die Skizze, in dieser Gruppe eine Wiederholung der Prismenkegel-Gruppen zu sehen, wie sie sich laut Salamancas älterem Stich seitlich der Eck- und Fassadenoktogone befinden. — Bei Letarouilly ist diese Darstellung übernommen.2Für diese Gruppe findet sich weder am Modell noch in den anderen Zeichnungen an dieser Stelle eine eindeutige Parallele.

Im Obergeschoss des auffällig weit zurückgesetzten Seitenrisalits des Loggientraktes ist die der Bogenöffnung der Benediktionsloggia entsprechende kleinere Bogenöffnung deutlich als Nische mit rechteckigem Grundriss charakterisiert. Die Seitenwand des darunterliegenden Nebendurchgangs scheint nur ein rechteckiges Wandfeld, nicht aber einen Durchgang zum Haupteingang aufzuweisen. Allerdings ist diese Partie auch nur sehr skizzenhaft angelegt und daher als mögliche Quelle für einen eigenständigen Planungszustand nicht ausreichend. — Ein dem in derselben Zeichnung angedeuten Prismenkegel seitlich des Hauptgiebels entsprechender Hinweis auf die in Salamancas Stich gezeigten Oktogone über den Seitengiebeln des Loggientrakts fehlt.

Die Nachzeichnung der Bleistiftskizze mit Feder und Lineal beschränkt sich auf die vordere linke Ecke der Erdgeschoss-Dorica am Haupteingang, die anschließende Seite ist freihändig weitergezeichnet, dann wurde die Nachzeichnung insgesamt abgebrochen. Ein Grund hierfür könnte folgender Fehler sein: Neben den beiden die Ecke rahmenden Halbsäulen hat der Zeichner links, also an der Seitenwand des vorspringenden Mittelrisalits noch einen Pilaster gezeichnet, der dort keinen Sinn ergibt und sich am Modell dort auch nicht befindet. Ihm entspricht im hinteren Bereich der Wand ein weiterer Halbpilaster, über dem sich auch das Gebälk verkröpft. Eine Verkröpfung scheint vorne aber nur über der Halbsäule aufzutreten. Sie hätte hier – an einer deutlich untergeordneten Stelle – auch eine doppelte Tiefenstaffelung (drei Schichten) des dorischen Gebälks zur Folge, was unweigerlich zu Komplikationen im Triglyphenfries geführt haben würde.

Bemerkenswert ist die Unsicherheit, mit der in der Nachzeichnung versucht wird, die undeutliche Skizzenhaftigkeit in eine eindeutige Gestalt zu überführen: Sie ist das Hauptindiz für die Annahme, dass Vor- und Nachzeichnung von zwei verschiedenen Händen stammen, da die Unterschiede in der Ausführung sich augenscheinlich nicht nur auf die unterschiedlichen Arbeitstechniken (Bleistiftskizze, Federzeichnung) zurückführen lassen. Der Autor der Federzeichnung – vermutlich der Anonymus Destailleur – hatte bei seinem Versuch offensichtlich auch keinen direkten Kontakt mit dem Vorzeichner, in dem man den hier so genannten Bleistiftzeichner B sehen können wird. Denn die unaufgelöste Unklarheit über die Gestaltung der Ecksituation lässt auf einen Mangel an notwendigen Informationen schließen.

Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass der Anonymus Destailleur die Federzeichnung hier abbrach, gerade weil – vielleicht sogar aufgrund der in der Nachzeichnung zu Tage tretenden Problematik der mehrfachen Staffelung der Dorica – eine Änderung in der Gestaltung vorgenommen wurde, sich eine Beendigung dieser Version also für seine Zwecke erübrigte. In diesem Falle wäre die Skizze ein zusätzliches Indiz für die Anwesenheit des Zeichners im Entwurfsprozess.

Die im älteren Salamanca-Stich der Fassade wiedergegebene Balustrade in der Benediktionsloggia fehlt, wie übrigens auch im Schnitt derselben Stichserie. Ebenso fällt auf, dass – im Gegensatz zum Nebendurchgang – für den Hauptdurchgang keine Details des Innenraums angegeben werden, obwohl dieser in der hier gewählten perspektivischen Projektion sichtbar sein müsste.

76.1.3 Aufriss des östlichen Teils der Südfassade

POSITION: mittleres und rechtes Blattdrittel
NUMERIERUNGEN / POSITION:
11“ / unterer Rand, Mitte des Gesamtblattes, 180°
A 375-30“ / (alte Signatur) Aufschrift rechts unten (wurde versucht auszuradieren)
TECHNIKnur in wenigen Details freihändige Feder in Braun; Lineal, Zirkel; nur geringfügige Graphitvorzeichnungen im unteren Bereich zur Konstruktion von Hilfs- und Orientierungslinien (d. h. keine Vorzeichnungen der später mit Feder und Tinte ausgeführten Linien)
HAND: AD; B (Bleistiftzeichnungen [76.1.3.1]–[76.1.3.3])
MASSANGABEN / GRUNDMASSp9 5/6“ / palmo romano bzw. palmo del modello
MASSSTABkein fester Maßstab; Näherungswert ca.: 1 : 250 (± 20)

 

 








Beispielmaß
palmi
mm Maßstab














lichte Höhe des Durchgangs im Verbindungstrakt 111 [6] = 98 1 : 266







lichte Weite des Durchgangs 53 [—] = 49 1 : 242







Kommentar: Die Kommentare zu den einzelnen Teilbereichen der Zeichnung bzw. des Baus folgen gesondert in den anschließenden Unterabschnitten [76.1.3.1] – [76.1.3.8]. Eine separate Behandlung nicht nur der technisch unterschiedlichen Teilbereiche der vorliegenden Zeichnung, sondern ebenso der einzelnen Bauabschnitte erscheint nicht nur aus Gründen einer größeren Übersichtlichkeit notwendig, sondern weil sie – den deutlichen Unterschieden in den Hauptcharakteristika der beiden Hände nach zu urteilen – auch von verschiedenen Zeichnern stammen dürften. Die folgende Argumentation legt zudem den Schluss nahe, dass diese Teilzeichnungen [76.1.3.1] – [76.1.3.3] nicht gleichzeitig mit [76.1.3.5] – [76.1.3.8] entstanden, sondern vermutlich erst später; im Falle der Dachzone scheint die relative Datierung allerdings problematisch. Schon deshalb wäre ihnen eine gewisse Eigenständigkeit sowohl im Zeichnungs- als auch im Entwurfsprozess zuzusprechen.

Zu den Projektionsmethoden: Es handelt sich um einen annähernd maßstabsgerechten Aufriss der östlichen Hälfte der Südfassade von der Mittelachse des Südarms bis zum Loggientrakt in weitgehend korrekter Orthogonalprojektion, wobei allerdings die Außenseite des Umgangs nicht sehr genau in die Ebene projeziert, d. h. abgerollt wurde: Am Umgang wurde versucht, durch eine von links nach rechts zunehmende Verkürzung einen gewissen Eindruck von der Krümmung der Wand zu vermitteln, die aber nicht tatsächlich der notwendigen Verkürzung für eine Orthogonalprojektion entspricht. Der Vergleich mit dem Salamanca-Stich der Nordansicht macht dies besonders deutlich.

Es ergeben sich somit zwei verschiedene Projektionsmethoden in einundderselben Zeichnung. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass die Zeichnung nicht weiter geführt bzw. beendet wurde. Eine andere Deutungsmöglichkeit wäre, dass es für die oberen Bereiche zum Zeitpunkt der Anfertigung der Zeichnung noch keine abgeschlossene Vorlage gab, sondern nur skizzenhafte Entwürfe mit Andeutung der beabsichtigten Gesamtgestalt und der Ordnungen. Besonders scheint dies für das nur leicht angedeutet oberste der hier dargestellten Turmgeschosse zuzutreffen, bei dem es sich auffälligerweise um das Übergangsgeschoss von den unteren Geschossen, deren Ordnung noch mit dem Hauptbau überein stimmt, zu den oberen, deren Ordnungen dem Kuppeltambour gleichen sollten, handelt, welches am Turm also die Dachzone des Hauptbaus vertritt. Dass die Turmskizze gerade hier abbricht, könnte – bei aller Nähe des gezeigten Geschosses – also darauf zurück zu führen sein, dass eine eindeutige Lösung für diesen kritischen Übergangsbereich noch nicht vorhanden war.

Zentralperspektivische Elemente, die vom Zeichner sonst gelegentlich zur Darstellung einer räumlichen Tiefenerstreckung verwendet werden, fehlen vollständig. Der Zweck der Zeichnung lässt sich daher als Aufriss zur Wiedergabe jener Hauptmaße der Ordnungen des Baukörpers bis zum Kranzgesims bestimmen, die systematisch nicht in Grundrissen enthalten sein konnten. Deshalb fehlen hier z. B. die meisten Horizontalmaße.

Die zusätzlich wiedergegebene Dachansicht liefert dabei kaum Informationen, da sie nicht nur keine Maße enthält, sondern zudem durch ihre ungelenke und windschiefe Darstellung nur sehr begrenzt Schlüsse auf die tatsächlich in diesem Stadium geplante Dachstruktur zulässt [s. u.].3

Da die Zeichnung (d. h. auch die mit Feder und Tinte ausgeführten Linien) am linken Rand an einer senkrechten Bleistiftlinie enden, kann als sicher angesehen werden, dass eine Fortsetzung der Zeichnung auf einem anzuschließenden Blatt z. B. bis einschließlich der Westapsis zumindest vorerst nicht beabsichtigt war. Dies ist angesichts der fast überall vom Zeichner angewandten Arbeitsökonomie eigentlich verständlich: Sowohl die Westhälfte des Südarms als auch der Eckrisalit und die Südansicht des Westarms ließen sich aus dem Vorhandenen ableiten.

76.1.3.1 Aufriss-Skizze des Kuppeltambours

POSITION: links oben auf dem mittleren Blattdrittel, d. h. oberhalb des mit Feder ausgeführten Teilaufrisses (vgl. Teilzeichnung [76.1.3.5]), diese fortsetzend = im oberen Teil des mittleren Blattdrittels
TECHNIKz. T. freihändige Bleistiftzeichnungen; Lineal
HAND: B (evtl. jedoch auch AD)

Kommentar: Die nur sehr skizzenhaft ausgeführten Bleistiftzeichnungen der oberen Teile, die hier gesondert als Teilzeichnungen [76.1.3.1] – [76.1.3.3] besprochen werden, stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer anderen Hand als die mit Feder ausgeführten unteren Teile der Gesamtzeichnung, denn sie unterscheiden sich von diesen in einigen wesentlichen Merkmalen: Besonders auffällig ist die Sicherheit, mit der der Zeichner die wesentlichen Details trotz lockerer Strichführung wiedergibt; vergleicht man z. B. gerade Feinheiten wie Voluten bzw. Kapitelle, auch perspektivische Verkürzungen, so wird dies besonders deutlich.

Die Zeichnungen sind vermutlich nicht einfach als Vorzeichnungen zu einer räumlichen Disposition der Gesamtdarstellung auf dem Blatt zu interpretieren: Denn im Gegensatz zum unteren Hauptbaukörper ist am Kuppeltambour deutlicher versucht worden, die Verkürzung der gerundeten Bereiche in regulärer Orthogonalprojektion wiederzugeben. Damit hatte der Zeichner allerdings einige Probleme, wie sich besonders am oberen Umgang erkennen lässt, wo er sich gelegentlich korrigiert. Dies lässt auf das Fehlen einer klar definierten, gar orthogonalperspektivisch korrekten Vorlage für diesen Bereich schließen.

Der Rücksprung vom unteren zum oberen Umgang und damit die Breite der dazwischen liegenden Galerie mit nur angedeuter Balustrade erscheint erheblich zu groß, ließe sich aber natürlich als in der Skizzenhaftigkeit der Darstellung begründet interpretieren. Das Gebälk des Untergeschosses verlängert der Zeichner durch eine horizontale Erweiterung über eine Lotinie hinaus, die aus dem untersten Tambourmauerring aufsteigt. Da sie mit einer waagerechten Linie des Balustradenabschlusses des Zwischenumgangs zusammentrifft, scheint es, als dienten beide Linien zur Festlegung von Hauptproportionen für den unteren Teil des Tambours, was ein interessantes Detail wäre. Denn dies wäre der vielleicht einzige indirekte Hinweis darauf, dass beim Entwurf des Tambours nicht nur die aus den Ordnungen abzuleitenden Proportionierungen maßgeblich waren: Da die axiale Ausrichtung der Balustradenpfeiler des mittleren Umgangs zu den Säulen der Ionica der unteren Tambourarkaden sicherlich als vorrangig angesehen wurde, ergab sich entsprechend des hier skizzierten Details die Notwendigkeit zur Reduktion der Vorkragung des Ionica-Gebälks, dass in der Skizze über das Lotmaß hinaus ragt. Der dadurch entstehende große Abstand der Balustrade zum vorderen Gesimsrand wurde also reduziert, womit der Geschlossenheit der Tamboursilhouette und der Axialität seiner senkrechten Elemente der Vorrang vor einer möglicherweise im klassizistischen Sinne korrekteren, größeren Ausladung des ionischen Gebälks eingeräumt wurde.

Der untere Umgang ist – im Vergleich zum mittleren – nur oberflächlich skizziert und scheint deutlich weiter auszukragen als am Modell und im Salamanca-Stich. Hierbei könnte es sich aber wiederum um eine Ungenauigkeit des Zeichners handeln.

An den der unteren Arkade vorgeblendeten Halbsäulen gibt der Zeichner in den beiden linken Achsen kurz und sehr skizzenhaft eventuell als attisch zu interpretierende Basen an, vielleicht um anzuzeigen, dass es sich bei der Ordnung nicht um eine Dorica handelt, was jedoch durch die mit Voluten angedeuteten Kapitelle schon hinreichend geklärt wäre.

 

76.1.3.2 Oktogonaler Eckturm

POSITION: ungefähr in der Mitte zwischen mittlerem und rechtem Blattdrittel; über dem entsprechenden Teil des Hauptbaukörpers
TECHNIKfreihändige Bleistiftskizze
HAND: B
MASSSTABca. 1 : 250 [= Maßstab der Gesamtzeichnung]

Kommentar: Die leichte, flüssige Skizze des Oktogons ist diejenige der drei Teilzeichnungen [76.1.3.1] – [76.1.3.3], deren stilistischer Unterschied zur Federzeichnung darunter am deutlichsten auffällt und daher eine Scheidung der beteiligten Hände besonders naheliegend erscheinen lässt. Das Hauptmerkmal dieser Hand ist, dass sie Details zwar nur flüchtig und ungenau andeutet, diese aber eine klare Bestimmtheit erkennen lassen und die einzelnen Striche jeweils sehr genau ‘sitzen’ – im Gegensatz zum Anonymus Destailleur, dessen Zeichenstil als deutlich unsicherer und tastender charakterisiert werden kann.

In der Gestaltung stimmt die Skizze (noch) nicht vollständig mit der ausführlichen Schnittdarstellung des Turmes auf dem Verso [76.2.1] überein: So fehlen die Kegel an den unteren Enden der Voluten auf dem Dach oder die kleinen Baluster auf den Prismenkegeln. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um ein Versäumnis, das der Skizzenhaftigkeit der Darstellung geschuldet ist. Die Prismenkegel selbst sind auch hier als oktogonal wiedergegeben, während sie am Modell später rund erscheinen. Dies ist aber sicherlich auf die mehrfach zu beobachtenden Vereinfachungen in der letzten Phase des Herstellungsprozesses des Modells zurück zu führen, zumal sie auch in den Salamanca-Stichen als oktogonal widergegeben sind. Das gleiche trifft für die hier und auf dem Verso eindeutig als Baluster bzw. balusterartig geformte Kandelaber gezeigten Elemente des Bauschmucks zu, die am Modell selbst nur noch als schlanke Kegel mit kugelförmigen Aufsätzen erscheinen.

Die Skizze zeigt außerdem, dass der Oktogon-Turm nicht auf einem erhöhten Podest aufsetzen sollte: Statt dessen ist nur eine flache Sockelzone zu erkennen, die vom Giebel des Eckrisaliten deutlich überragt wird. Darin unterscheidet sich die Darstellung also auffällig von den Grundrissen auf Bl. 86r und den skizzenhaften Andeutungen eines Sockels auf Bl. 85r, was nahe legt, dass jene eine frühere Form darstellen. Dieser Sockelzone sind kleine Podeste vorgelagert, die offenbar die Kandelaber tragen, welche die Prismenkegel umstehen: Die Podeste und also die Kandelaber sind hier offensichtlich als (zumindest aus frontaler Perspektive) optische axiale Fortsetzung der Säulen-Superpositionen des Hauptbaus gedacht,4 was eine interessante Verschränkung zwischen dessen Doppelsäulenmotiv und dem ‘4-um-1’-Motiv der Kegelgruppen wäre, die gleichzeitig als Verbindung zwischen Hauptbau und Aufbauten fungierte. Gegenüber dem Modell fällt weiterhin auf, dass das Oktogon hier deutlich vertikal gestreckt ist und damit insgesamt höher und schlanker proportioniert erscheint.

Im Vergleich zum Salamanca-Stich des Seitenaufrisses ist darauf hinzuweisen, dass dort eindeutig die horizontale Beziehung zwischen dem Kuppeltambour, den Eckoktogonen sowie sogar den entsprechenden Turmgeschossen herausgestellt wird, während die Höhe z. B. der Balustrade auf dem Umgang oberhalb des Hauptgeschosses der Oktogone in der vorliegenden Zeichnung nicht mit der der unteren Balustrade am Tambour überein stimmt. Auch dies könnte ein Grund für die Beendigung der Arbeit am vorliegenden Blatt sein.

76.1.3.3 Mezzaningeschoss des Turmes

POSITION: am rechten Blattrand, oberhalb des in Feder ausgeführten Fassadentraktes
TECHNIKfreihändige Bleistiftskizze
HAND: B
MASSSTABca. 1 : 250 [= Maßstab der Gesamtzeichnung]

Kommentar: Die dritte Skizze zu den über den Hauptbau hinaus ragenden Bauteilen ist die mit Abstand flüchtigste: Sie deutet lediglich an, dass das Mezzanin annähernd die gleiche Höhe hat wie die Oktogon-Türme und sich in seiner Wandgliederung die Doppelachsigkeit der unteren Ordnungen fortsetzt. Am Fuß des Geschosses sind – relativ undeutlich – wiederum kleine Sockel skizziert, die die Säulen der darunter liegenden Geschosse axial fortsetzen. Neben ihnen erscheinen in Seiteansicht die Giebel des Ionica-Geschosses, die deutlich über die Sockelzone hinausragen. Abgeschlossen wird das Geschoss durch ein weit vorkragendes Konsolgesims, das demjenigen des Oktogon-Turmes zu entsprechen sollen scheint.

Das Fehlen des Fassadengiebels in der Seitenansicht – er müsste trotz des fehlenden Blattrandes wenigstens noch teilweise zu erkennen sein – zeigt ebenso wie die anderen Bleistiftteilzeichnungen, dass die Arbeit an dem Blatt abgebrochen wurde. Als Gründe kommen sowohl die denkbare Entscheidung des Zeichners, die Darstellung auf einem anderen Blatt neu zu beginnen, in Frage, als auch eine mögliche Unabgeschlossenheit der Planungen für diesen Bereich. Mit Blick auf viele ähnliche Stellen in den St.-Peter-Zeichnungen scheint die letztere These wahrscheinlicher, zumal sie eine gewisse Entsprechung in den Unsicherheiten der Fassadendarstellung auf dem angestückten, linken Drittel dieses Blattes zu finden scheint.

Die Darstellung des Mezzanins in den Stichen Salamancas stimmt mit der des vorliegenden Blattes trotz aller Skizzenhaftigkeit weitgehend überein. Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Höhe des Geschosses – wie in den Stichen und am Modell – dieselbe ist wie die des entsprechenden Oktogongeschosses, jedoch wie dieses nicht mit dem Kuppeltambour der vorliegenden Darstellung übereinstimmt. Daraus und aus der leicht abweichenden Charakteristik der Zeichnerhand zwischen Tambour und Oktogon sowie Turm ließe sich ein Anhaltspunkt für die Annahme gewinnen, dass letztere von einem anderen Zeichner ausgeführt wurden als der Kuppeltambour. Dieser ließe sich demnach vielleicht doch dem Anonymus Destailleur zuschreiben.

 

76.1.3.4 Dachzone

POSITION: in der Mitte der linken Hälfte des rechten Teilblattes, zwischen den Teilzeichnungen [76.1.3.1] und [76.1.3.5]
TECHNIKfreihändige Feder in Braun über Graphitvorzeichnungen
HAND: AD
MASSSTABca. 1 : 250 [= Maßstab der Gesamtzeichnung]

Kommentar: Die Dachzone ist nur für den Hauptbaubereich und den Südarm wiedergegeben, nicht jedoch für den Loggientrakt, obwohl die nebenstehende Ansichtsskizze zeigt, dass zum Zeitpunkt der Entstehung des Blattes entsprechende Informationen vorgelegen haben könnten. Diese Tatsache lässt möglicherweise eine relative Datierung von [76.1.2] nach [76.1.3] zu.

Die Darstellung des Daches lässt nicht nur Maßangaben vermissen – was im deutlichen Gegensatz zu den aufwendigen, wenn auch ungelenken Versuchen des Zeichners steht, die Gauben perspektivisch korrekt wieder zu geben –, sondern weist auch Unstimmigkeiten auf, die das Fehlen einer ausreichenden Vorlage vermuten lassen.

Die Wiedergabe der Dachgauben versucht auf eine im Vergleich mit der Leichtigkeit in den darüber liegenden Teilzeichnungen [76.1.3.1] – [76.1.3.3] relativ ungelenke Art und Weise, die perspektivische Verkürzung zu erfassen. Über der dritten (von der Mittelachse aus gezählten) geschlossenen Achse hatte der Zeichner mit Bleistift eine Gaube vorgezeichnet, diese anschließend aber wieder ausradiert. Unter den Gaubenhütten selbst sind die runden Lichtschachtöffnungen, die in den Bau hineinführen, deutlich zu erkennen. Im Dachbereich über dem Südumgang fällt eine doppelte Linie hinter den Gauben auf, die eine Art Sicke anzudeuten scheint. Sie dürfte der kreisbogenförmig das Dach des Kreuzarmes umlaufenden Partie im Dachgrundriss auf Bl. 85r (vgl. S. §) entsprechen. Der Zeichner bemüht sich außerdem offenbar, die unterschiedlichen Formen der Gauben über den Lichtschächten der Apsiden und denen der Kreuzarme deutlich zu machen.

Im Vergleich zum Salamanca-Stich ist besonders die hier deutlich geducktere Form der Dachgauben festzuhalten: Während sie im Stich deutlich emporragen, so dass ihr Dachverlauf dem des Hauptdaches entgegen steht, scheinen sie sich in der vorliegenden Zeichnung diesem anzugleichen, woraus eine entsprechend geringere Öffnungshöhe der Lichtschachtöffnung resultiert.

 

76.1.3.5 Südseite des Hauptbaukörpers

POSITION: untere Hälfte des mittleren Blattdrittels
TECHNIKFeder in Braun über Graphitvorzeichnungen; Lineal, Zirkel
HAND: AD
MASSANGABEN / GRUNDMASS: „p 41 3/4“ / palmo romano bzw. palmo del modello
MASSSTAB: ca. 1 : 250 [= Maßstab der Gesamtzeichnung]

Kommentare: Die Ansicht der Südseite des Baues zeigt eine Vielzahl von Details, die trotz der arbeitsökonomischen Beschränkung auf einen Bereich, aus dem sich alle weiteren Partien – bis auf die Fassade – ableiten ließen, eine Vielzahl von Redundanzen oder Überschneidungen mit anderen Blättern aufweist: Besonders auffällig ist die aufwendige Wiederholung der einzelnen Achsen der Ordnungen. Gegen diese sticht wiederum das Fehlen wichtiger Details wie z. B. der Gestaltung der Seiteneingangswände ab, für die sich auch nirgends Paralleldarstellungen finden.

Es gibt nur sehr wenige Vorzeichnungen mit Bleistift im unteren Blattbereich: Dabei handelt es sich zum einen um mit dem Lineal gezogene Konstruktionshilfslinien z. B. für die Achsen der übereinanderstehenden Säulenordnungen des Umgangs oder für die horizontal durchlaufenden Linien im selben Bereich. Da der Anonymus Destailleur aber ansonsten häufig mit Graphitvorzeichnungen arbeitet, scheint es also gerade für diese Bereiche eine fertige Vorlage gegeben zu haben.

Dagegen finden sich leichte, skizzenartige Vorzeichnungen zu den Rahmungen der Fenster im Mezzaningeschoss: Sie weichen von den Ausführungen mit Tinte geringfügig in den Proportionen und Größen ab. Daraus lässt sich ableiten, dass hier zwar keine tatsächlichen Änderungen die Ursache sind – im Gegenteil scheint dieser Bereich schon definiert gewesen zu sein –, jedoch konnte der Zeichner anscheinend nicht auf eine Vorlage zurückgreifen, die den Aufriss der Südwand maßstabsgerecht zeigte. Eher dürften ihm verschiedene Einzelzeichnungen vorgelegen haben.

Südarmumgang: Weiterhin fällt auf, dass im Obergeschoss des Umgangs die Andeutung der Fensterschächte zum Innenraum fehlt, während im Mezzaningeschoss die inneren Begrenzungen der Lichtschächte im oberen Bereich wenigstens grob angegeben sind. Ebenso fehlt eine Wiedergabe der durch die Arkaden eigentlich sichtbaren Umgangsinnenwand – ein Versehen scheint jedoch nicht vorzuliegen, da der Zeichner die geschlossenen Arkadenbögen durchaus eindeutig kennzeichnet und in den offenen das mit Bleistift vorgezeichnete, durchlaufenden Kämpfergesims nicht mit Feder ausführt. Auch hier könnte es also sein, dass ihm genauere Informationen über die innere Gestaltung der Umgänge, wie sie ihm dann für die Blätter 83 und 77 zur Verfügung standen, noch nicht vorlagen.

Die ohnehin scheinbar mißlungene Eckübergangslösung zwischen Hauptbaukörper und Umgang – eine Viertelsäule trifft auf einen halben Pilaster – wird vom Zeichner nicht genau wiedergegeben: Die Darstellung lässt sich zwar so deuten, als sei der Pilaster durch die fehlende Verjüngung gekennzeichnet, während die nebenstehende Viertelsäule eine deutlichere Verjüngung aufweist, aber diese Abfolge erscheint nur im ionischen Geschoss, im dorischen Erdgeschoss dagegen fehlt sie völlig: Hier trifft eine Halbsäule der Umgangsaußenseite auf einen Pilaster der Nebeneingangswand, wobei deren unterschiedlicher Charakter nicht deutlich wird.

In Vergleich zu Salamancas Stich ist außerdem anzumerken, dass die vom Anonymus dargestellten Begrenzungen in den Interkolumnien der ionischen Arkaden des Umgangs keine Paralle im Stich finden — ebensowenig wie am Modell.

 

 




Maßangaben
palmi






Erdgeschoss-Dorica mit Ädikulen



Interkolumnium der Dorica 31 [—]



Schaftbreite der Doricasäulen 8 [—]



Abstand Säulen-Ädikula 4 [—]



Breite des Nischenrahmens der Ädikulen 2 1/4



Breite der Nische 10 1/2



Breite der Säulensockel der Ädikula 5 [—]



Breite des Podestes vor der Ädikulanische 15 2/3






Mezzaningeschoss



Breite der Lisenen 7 [—]



Abstand der Lisenen untereinander 31 3/4



Breite des Fensterrahmens (ohne ‘Ohren’) 19 [—]



lichte Höhe der Fensteröffnung 21 1/2



lichte Weite der Fensteröffnung (am Verbindungstrakt) 10 1/3



Gesamthöhe des Mezzanins (am Verbindungstrakt) 40 [—]



Nebeneingangsachse: Zwar sind die weitaus meisten Details dieses Bereiches dargestellt, wie aber schon bemerkt wurde, fehlt jeglicher Hinweis auf die Portalgestaltung des Seiteneingangs oder den Bauschmuck der umgebenden Wandfläche: Lediglich die ohnehin schon vorgegebene Dorica ist ausgeführt. Gerade die vorhandenen genauen Maßangaben zur Positionierung der Türöffnung in der Wandfläche und sogar zur Verjüngung der Öffnung selbst (am Boden beträgt die lichte Weite „p 15“, am oberen Ende dagegen nur „p 14 2/3“) lassen das Fehlen von genaueren gestalterischen Details umso deutlicher hervortreten. Da diese Türrahmen ebenso am Modell selbst wie auch an dem späteren der beiden Salamanca-Stiche der Fassade fehlen, muss angenommen werden, dass nicht nur zum Zeitpunkt der Anfertigung des vorliegenden Blattes, sondern sogar bis zum Tode Sangallos keine entsprechenden Entwürfe vorlagen. Die im älteren Salamanca-Stich der Fassade gezeigten Portalrahmen beruhen also vermutlich auf nicht autorisierten Ergänzungen und wurden vielleicht deshalb im späteren wieder Stich fortgelassen.5

Das Mezzaningeschoss zeigt zwar den Rahmen zur eingeschnittenen Fensteröffnung, enthält damit aber ebenfalls nur Informationen, die auch schon aus den nebenstehenden Bereichen der Zeichnung zu entnehmen sind. Dagegen fällt die rundbogig geschlossene Fensteröffnung im ionischen Geschoss durch die Angabe aller wichtigen Maße sowie eine der Realität annähernd entsprechende Achsverschiebung auf: Obwohl die Genauigkeit des Zeichners hinsichtlich der axialen Anordnung innerhalb der vorliegenden Zeichnung zu wünschen übrig lässt, ist in dem hier vorliegenden Bereich deutlich zu erkennen, dass die drei übereinander liegenden Öffnungen der Geschosse nicht auf einer gemeinsamen senkrechten Mittelachse liegen, sondern die oberen Öffnungen geringfügig nach rechts – also vom Umgang in Richtung Eckrisalit – verschoben sind. Darin unterscheidet sich dieser Bereich auch wiederum erkennbar vom Stich Salamancas, in dem diese Nichtaxialität ‘begradigt’ und die Fensteröffnung mit einem flachen Band als Rahmung versehen wurde.

 

 




Maßangaben
palmi






Erdgeschoss



Dorica-Interkolumnium [fraglicher Wert] 19 [—]



lichte Weite der Türöffnung unten 15 [—]



lichte Weite der Türöffnung oben 14 2/3



Höhe der Türöffnung 33 1/2



Abstand zum Dorica-Gebälk 27 1/2






Mezzanin



Breite der hinterlegten Lisenen (bei Verkröpfung) 4 1/3






Obergeschoss (Ionica)



lichte Weite des Wandfeldes unter der Archivolte 23 1/2



Breite des Archivolten-Bogens 4 1/2



lichte Weite der Fensteröffnung 7 3/4



lichte Höhe der Fensteröffnung 15 1/6



Abstand des Fensters zum Sockelgesims 2 1/2



Eckrisalit: Am Eckrisalit fällt besonders die freihändige, aber mit Maßangaben versehene Wiedergabe der Wandflächengestaltung im Obergeschoss auf: Ähnlich wie im Bereich des Verbindungstraktes erscheinen hier schmale Felder, die die Wandfläche zwischen den Elementen der Ionica und der Kämpferordnung kleinteilig untergliedern. Sie sind ebenfalls im Salamanca-Stich sowie am Modell ausgeführt. Ihr Motivation dürfte in einer Auszeichnung der Eckrisalite liegen, die durch den Giebel sowie im Erdgeschoss durch den die Ädikula überfangenden Bogen unterstrichen wird. Dieser erscheint zwar auch am Turm, dort fehlen jedoch die genannten Wandgliederungen des ionischen Geschosses. Gegenüber dem Salamanca-Stich fehlt allerdings hier – wie auch am Modell – die rundbogige Fensteröffnung, die eine Kopie derjenigen über dem Nebeneingang darstellt. Statt dessen zeigen die vorliegende Darstellung wie auch das Modell eine vollständig geschlossene Wandfläche, die nur durch das durchlaufende Kämpfergesims gegliedert wird.

Der Zeichner macht am Risalit sowie am Verbindungstrakt insgesamt drei Maßangaben zu den abschließenden Giebeln, die offenbar als gleich groß anzunehmen sind.

 

 

Obergeschoss (Ionica)




Maßangaben
palmi
Anmerkung












Interkolumnium zw. Säulenpaaren 42 3/4 Fehler des Zeichners bei der Maßlinie




Höhe des Giebelfeldes (innen) 13 [—]




Breite des Giebels 76 [—] an der Gesimsoberkante




Breite der äußeren Wandfelder 3 [—] zwischen den Doppelsäulen




Abstand der Wandfelder zu Gesimsen 2 [—]




Breite der inneren Wandfelder 1 3/4




Breite der Lisenen der Archivolte 4 1/2








Dorica-Interkolumnium 40 [—]




 

76.1.3.6 Verbindungstrakt

POSITION: in der unteren Blatthälfte, zwischen mittlerem und rechtem Drittel

Kommentar: Am Verbindungstrakt fällt besonders die relative Häufung von Maßangaben auf, die sich zum einen auf die gegenüber dem restlichen Hauptbau veränderten Details beziehen – z. B. die Breite der Fensteröffnungen im Mezzanin – als auch und vor allem auf die nur hier auftretenden Teile wie die seitliche Bogenöffnung und die vergleichweise aufwendige Wandgliederung des Obergeschosses. Diese ist hier sehr detailliert mit allen denjenigen Maßen wiedergegeben, die sich in einer Zeichnung dieses Maßstabs unterbringen ließen bzw. nicht schon an anderer Stelle erscheinen. Die hier wiedergegebene Wandgliederung des Obergeschosses mittels eingetiefter Felder wurde am Modell nur auf der Süd-, nicht jedoch auf der Nordseite ausgeführt.6 Sie unterscheidet sich auch geringfügig vom Salamanca-Stich, was aufgrund der Maßangaben in der vorliegenden Zeichnung bemerkenswert ist, da diese eine zufällige oder willkürliche Gestaltung des Bereichs ausschließen.

Auch die obere Bogenöffnung des Mittelrisalits ist am Modell nur auf der Südseite geöffnet, und so erscheint sie auch in der vorliegenden Zeichnung sowie im Salamanca-Stich der ‘Nord’-Seite. Allerdings lässt sich die Offenheit des Bogens nur durch Analogschluss auf die entsprechenden Bögen des Umgangs aufgrund des in beiden Fällen fehlenden durchlaufenden Kämpfergesimses erkennen: Ein deutlicherer Hinweis seitens des Zeichners fehlt.

Im Unterschied zum Salamanca-Stich sind die Fenster des Mezzaningeschosses wie in der vorliegenden Zeichnung im Verbindungstrakt als offen gekennzeichnet, indem die gewölbten Decken der dahinter in den Bau hinabführenden Lichtschächte und sogar deren Verschattung wiedergegeben werden. Diese Fenster sollten die vier um den zentralen Flachkuppelraum des Verbindungstrakts angeordneten Satellitenräume beleuchten. Am Modell selbst sind wiederum nur die Fenster der Südseite geöffnet; sie münden jedoch nicht in ausgeführte Nebenräume, sondern statt dessen in einfache, oben offene Schächte, die nicht bearbeitet wurden.

Aus den Salamanca-Stichen, aus dieser Zeichnung sowie aus den Schnittdarstellungen Bl. 79 bzw. 80 ist zu entnehmen, dass Sangallo – offenbar mit Rücksicht auf die Beleuchtung des Ostarms über die Fenster in der Kalotte der Apsis – das Obergeschoss des Verbindungstrakts ungedeckt geplant hatte. Dies wäre durch die mittleren Bogenöffnungen der Seitenwände unter dem Giebel des Risalits auch von außen sichtbar gewesen. Der Zweck des gesamten Verbindungstraktes würde damit noch fragwürdiger, da er also nicht z. B. zur Bereitstellung eines tatsächlich nutzbaren Raumes dienen konnte – die Begründung für seine Anfügung kann also nur in der näheren Position der Loggia am Petersplatz liegen, da auch die theoretisch mögliche bessere Verbindung zum Vatikanischen Palast in keiner Form am Modellprojekt vorgesehen gewesen zu sein scheint.

Vor dem Verbindungstrakt, also zwischen Eckrisalit und Turm, setzt sich die Treppenanlage der Fassade fort, so wie dies auch am Modell zu sehen ist. Ihre Wiedergabe erfolgt hier allerdings schematisch und weist daher einen Fehler auf: Die Anzahl der die Stufen darstellenden Linien ist vor dem Verbindungstrakt mit nur 17 um eine geringer als an der Fassade, vor derem seitlichen Bereichen sie ebenfalls erscheint.

 

 




Maßangaben
palmi






Obergeschoss (Ionica)



Gesamthöhe des Giebels 18 1/2



Gesamthöhe des Geschosses 105 1/2



lichte Weite der seitlichen Wandfelder untern den Archivolten 23 [—]



Interkolumnium der Mittelrisalit-Säulen 63 1/2



lichte Weite der mittleren Bogenöffnung 21 1/3



Breite der Kämpferpilaster der Bogenöffnung 4 1/2



Höhe der Wandfelder seitlich der Bogenöffnung 16 [—]



Breite der Wandfelder 6 3/4



Breite der Wandfeldrahmen 1 1/2



Abstand der Wandfelder zu den Kämpferpilastern 1 5/6



Breite der Pilaster hinter den Ionica-Säulen 3 [—]



lichte Höhe der oberen Wandfelder 9 3/4



lichte Breite der oberen Wandfelder 6 3/4



Abstand des gesamten Wandfelds zum Gebälk 1 3/4






Mezzanin: keine abweichenden Werte zum Südumgang






Erdgeschoss mit Eingangsbogen



lichte Höhe des Eingangsbogens 111 1/2



lichte Weite des Eingangsbogens 53 [—]



Breite des Archivoltenrahmens 4 [—]



Abstand des Archivoltenrahmens zum Mezzaningebälk [—] 1/2



Höhe des Dorica-Gesimses über Bodenniveau 80 1/2



76.1.3.7 Fassadentrakt / Turmuntergeschosse

POSITION: untere Hälfte des rechten Blattdrittels

Kommentar: Auffällig ist in diesem Bereich das vollständige Fehlen von Maßangaben, obwohl die Sauberkeit der Zeichnung das Vorliegen einer definierten Fassung nahelegt. Da sich jedoch die schon am Hauptbau und am Verbindungstrakt hinreichend genau mit Maßen versehenen Ordnungen hier wiederholen, könnte das Fehlen der Maßangaben einfach auch arbeitsökonomische Gründe haben. Im unteren Bereich sind nur wenige Konstruktionshilfslinien mit Bleistift vorgezeichnet. Das unvermittelte Abbrechen der Zeichnung am beschädigten rechten Blattrand verdeutlicht, dass diese hier eigentlich bis zur – aus naheliegenden Gründen vermutlich vollständigen – Wiedergabe des Fassadenprofils reichte.

In Entsprechung zu den schon am Eckrisalit beobachteten Unterschieden zum Salamanca-Stich fehlt fehlt auch hier im ionischen Turmgeschoss die rundbogige Fensteröffnung. Und das Fehlen der in den sonstigen Öffnungen des Mezzanins sichtbaren gewölbten Decke des Lichtschachts kann zumindest als Andeutung verstanden werden, dass der Zeichner am Turm nicht mit einer solchen Öffnung rechnete: Sie erscheint jedoch im Seitenaufriss und im älteren Fassadenaufriss Salamancas, während sie im späteren Fassadenaufriss fehlt.

 

76.1.3.8 Detailskizze zum Dorica-Gebälk

POSITIONin der linken unteren Ecke des rechten Blattdrittels
TECHNIKfreihändige, im Vergleich zu den anderen Teilen der Gesamtzeichnung etwas dünnere Feder in Braun; ohne technischen Hilfsmittel oder Vorzeichnung
HAND: AD
BEISCHRIFTEN / POSITION:
A“ [Verweisbuchstabe] / innerhalb der Zeichnung rechts
pres la porte“ / innerhalb der Zeichnung

 

Kommentar: Die Bezeichnung der Skizze durch den Zeichner scheint auf den ersten Blick falsch, da an dieser mit dem Verweisbuchstaben in der Hauptzeichnung benannten Stelle keine Tür wiedergegeben ist. Es könnte nun nahe liegen, hierin einen Verweis auf die nicht sichtbare östliche Fassade des Hauptbaus zu sehen, in der sich zwischen Eckrisalit und Verbindungstrakt die äußeren Nebeneingänge der Basilika befinden. Dieser Bereich sollte aber genau so wie an der Südfassade des Hauptbaus erscheinen, bedürfte hier also keiner weiteren klärenden Skizze. Der Vergleich mit diesem Bereich zeigt nun, dass der in der Skizze wiedergegebene Verlauf des Gebälks sich keinesfalls mit demjenigen über den Nebeneingängen in Verbindung bringen lässt. Tatsächlich passt er jedoch sehr gut zu Verbindungstrakt: In der Hauptzeichnung darüber ist nämlich eine zusätzliche Verkröpfung des Gebälks wiedergegeben, die in der Skizze nicht erscheint. Diese stellt also offensichtlich eine Korrektur dar, wozu die Ortsangabe in der Beischrift jedoch nicht passt. Hier einen Irrtum des Zeichners anzunehmen erscheint angesichts der Sorgfalt der gesamten Darstellung problematisch, eine andere Lösung lässt der Verlauf des Gebälkes am Modell und – soweit in seiner räumlichen Struktur aus der zweidimensionalen Zeichnung rekonstruierbar – auch in der Zeichnung selbst nicht zu.

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