Vorwort

„Ich hoffe mit Hilfe der Handzeichnungen, mit deren Studium und vor allem mit deren Filiation ich noch beschäftigt bin, denn die Materie ist außerordentlich schwierig und verlangt eine unablässige Prüfung und Revision der gewonnenen Ergebnisse, die Bauentwicklung darlegen zu können; [...]“
 Karl Frey [Frey 1913, S. 30]
 
 
 
Die Arbeit kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht als vollständig abgeschlossen angesehen werden: Neben den vielen Wiederholungen von Indizien und Argumenten, die sich durch ein System von Querverweisen ersetzen lassen und damit zur Reduktion der Textmenge beitragen, sind es vor allem die Katalogeinträge zu den nicht St. Peter betreffenden Blättern des Codex Destailleur D (HDZ 4151), sowie zu den nicht in Berlin befindlichen Blättern aus seinem Umkreis, die vor allem Aufnahmen antiker Bauten sowie einiger zeitgenössischer Bauten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigen, welche noch nicht in endgültiger Fassung vorliegen, weshalb ihre Wiedergabe hier vorerst weitgehend als provisorisch anzusehen ist. Da aber für die Argumentation zur Identifikation des Zeichners und zur Einordnung des gesamten Codex in den Kontext der Entstehungszeit auch einige dieser Blätter von Bedeutung sind, wurden sie z.T. schon in der hier dargebotenen, vorläufigen Form mit aufgenommen. Für eine Veröffentlichung des Gesamtkatalogs wird dieser entsprechend auszuarbeiten sein: Die Katalogisierung aller Blätter aus dem Umkreis des Codex Destailleur D — bisher mindestens 200 Blätter, mit weiteren Funden ist jedoch zu rechnen —, ihre historische Einordnung in das Antikenstudium im Rom der 1540er Jahre sowie die Untersuchung des vermuteten archäologischen Projektes, das zu ihrer Entstehung führte, sollen im Anschluss an das Promotionsverfahren erfolgen.
 
Allerdings legt die abzusehende Fülle des Materials eine andere als die übliche Veröffentlichung in Form eines gedruckten und nur unter grösstem finanziellen Aufwand ausreichend zu illustrierenden Katalogs nahe: Die bisher bekannten ca. 200 Blätter enthalten mehr als 1.000 Einzelzeichnungen, so dass der Katalog mit den ausführlichen Beschreibungen schon jetzt allein 1.600 Druckseiten -- ohne Abbildungen -- umfassen würde: Selbst wenn nicht alle Zeichnungen so ausführlich besprochen werden (können) wie die Blätter, welche Sangallos Projekt für St. Peter betreffen, wäre für den vollständigen Katalog ein Umfang von mindestens 2.000 Druckseiten zu erwarten. 
 
Deshalb wurde der Katalogtext im Hinblick auf eine mögliche Publikation als PDF- [= Portable Document Format: ein für die Publikation von Texten im Internet oder in druckvorbereitenden Dateien gebräuchliches Standardformat der Firma Adobe, das das zu erwartende Druckbild beschreibt] oder HTML-Datei [HTML = Hypertext Markup Language: Eine Auszeichnungssprache, die für die Publikation von Texten im Internet entwickelt wurde und die Navigation innerhalb von Dokumenten und deren Verbindung untereinander über Links erlaubt.], vorzugsweise jedoch als Datenbank im Internet angelegt: Die sich daraus für die einzelnen Katalogeinträge als Datensätze leider ergebenden, z.T. stereotypen Wiederholungen im vorliegenden Text sind zwar bedauerlich, für eine später leichtere Umformatierung jedoch notwendig. [Vgl. hierzu die Überlegungen im Abschnitt Datenbankprojekte]. Da i.d.R. nicht mit einer vollständigen und sequentiellen Lektüre des gesamten Katalogtextes gerechnet werden muss, erschienen diese Wiederholungen zudem vertretbar.
 
Eine derart umfangreiche und daher schwer überschaubare Textmenge, vermehrt um Fotografien aller Blätter mit zusätzlichen Detailaufnahmen, die aufgrund der Grösse und des Detailreichtums vieler Zeichnungen angebracht erscheinen, sowie mit rekonstruierenden graphischen Darstellungen zu Detailproblemen — besonders die das Gros der Zeichnungen ausmachenden unmaßstäblichen und daher nicht proportionsgerechten Maßaufnahmen lassen nicht nur eine entsprechend verbesserte und damit nicht nur besser lesbare, sondern auch leichter vergleichbare graphische Darstellung als sinnvoll erscheinen —, dem relativ kleinen Kreis möglicherweise interessierter Archäologen und Architekturhistoriker in Druckform zur Verfügung stellen zu wollen, wäre nicht nur extrem kostenintensiv, sondern hätte vor allem auch — wie anhand ähnlicher Publikationen leicht nachzuvollziehen ist —eine nur schlechte Benutzbarkeit zur Folge, da die zusammengetragenen Informationen kaum jemals ausreichend über Indizes erschlossen werden können, welche für sich nicht nur die Zahl der Druckseiten weiter erhöhen, sondern deren Erstellung auch einen erheblichen zeitlichen Aufwand darstellen würden. Die jetzige Form der Arbeit erweist sich trotz unterschiedlicher erprobter Ansätze zur übersichtlichen Ordnung des gesamten Materials nicht als die optimale, sondern höchstens als die am wenigsten unhandliche, da sie durch die Verteilung auf zwei Bände, denen noch ein Band mit Abbildungen hinzuzufügen wäre, einen Vergleich der allgemeinen Textteile mit den Zeichnungskommentaren unter gleichzeitiger Ansicht der Zeichnungen zumindest theoretisch erlaubt. Aber auch dabei bleibt das Problem bestehen, nicht mehrere Zeichnungskommentare gleichzeitig einander gegenüber stellen zu können. Darüber hinaus wäre in einer Druckfassung ein befriedigender Vergleich der zumeist unzureichenden da zu kleinen Abbildungen oder die Einarbeitung von Korrekturen praktisch ausgeschlossen.
 
Es bietet sich demnach an, die Ergebnisse der Arbeit und hier besonders den Katalog der Zeichnungen in Form einer Datenbank, die möglichst über das Internet frei zugänglich sein sollte, zur Verfügung zu stellen, was nicht nur bedeutend kostengünstiger geschehen kann und die Benutzung erleichtert, sondern vor allem auch jederzeit Korrekturen und Erweiterungen, auch durch andere Wissenschaftler, im Unterschied zu einer Druckausgabe prinzipiell erlaubt. Eine solche Datenbank könnte zudem durch internationale Zusammenarbeit beliebig um weitere Einträge zu neuen Funden oder anderen Zeichnungsgruppen ergänzt werden und böte somit alle Voraussetzungen, um zu einem wichtigen Forschungswerkzeug sowohl der Architektur- und z.B. Sammlungsgeschichte als auch der Archäologie zu werden. Darüber hinaus lässt sich dieses Datenbankprojekt mit demjenigen verknüpfen, das am Ende der vorliegenden Arbeit zur Geschichte von St. Peter vorgeschlagen wird, indem es als die dort vorgesehene Teildatenbank für Architekturzeichnungen und andere bildliche Darstellung zu St. Peter fungieren könnte.
 
Das im April 2001 gestartete Verbund-Projekt Prometheus zur Vernetzung von kunsthistorischen und archäologischen Bilddatenbanken über das Internet bietet besonders günstige Voraussetzungen zur Realisierung dieses Katalogprojektes, indem eine entsprechende Datenbank in den Prometheus-Verbund eingebunden und so gleichzeitig einem größeren Nutzer- bzw. Interessentenkreis zugänglich gemacht werden kann.
 
Seit 1. Oktober 2001 arbeitete ich an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut) in Rom an Konzeption und Aufbau einer Internet-Datenbank für die römischen Architekturzeichnungen des Barock mit (s. http://lineamenta.biblhertz.it). Diese Datenbank böte sich also zwar in hervorragender Weise dazu an, die Katalogeinträge der vorliegenden Arbeit zum Codex Destailleur D aufzunehmen und somit zu publizieren, zumal besonders die Erfahrungen hinsichtlich der Beschreibungskriterien und ihrer Umsetzung in eine differenzierte Datenbankstruktur, wie sie im Rahmen der vorliegenden Arbeit entwickelt wurden, in die Konzeption dieses Projektes von Anfang an einflossen. Aufgrund der inhaltlichen Ausrichtung der Lineamenta-Datenbank auf die Zeichnungen des Barock wurde aber eine Aufnahme der Renaissance-Zeichnungen abgelehnt. 
 
Bernd Kulawik
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