Anordnung und Neuordnung

Eine ausführlichere, vollständige Beschreibung des Codex Destailleur D muss der noch abzuschliessenden — und in diesem Projekt nun geplanten — Katalogisierung vorbehalten bleiben, da dies im Rahmen der Arbeit zu den St.-Peter-Zeichnungen nicht geleistet werden konnte. Daher kann es sich bei den folgenden Abschnitten zu diesem Thema vorerst nur um die Vorstellung erster Ergebnisse handeln.

Die Blätter des Codex Destailleur D kamen, wie [Jessen 1890] berichtete, auf drei Konvolute verteilt in gebundenem Zustand als Teil der Sammlung Destailleur in den Besitz der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin. Diese von Jessen als "gewaltsam" und "willkürlich" bezeichnete und auf einen "frühere[n] Besitzer, wahrscheinlich der Architekt Callet père (gestorben 1835)" [Jessen 1890, S. 114] zurückgeführte Zusammenstellung der Blätter wurde schon kurz nach dem Ankauf aufgelöst. Zuvor erfolgte eine Inventarisierung der Blätter; diese mit Bleistift geschriebenen Inventarnummern sind heute zum Glück teilweise noch lesbar und erleichtern die Rekonstruktion. Hierbei geschah es gelegentlich, dass vor allem grosse Blätter, die mehrere Seiten im Codex einnahmen, gleichzeitig bzw. mehrfach mit verschiedenen Nummern versehen wurden. 

Die ursprüngliche Anordnung wurde leider vor bzw. während der Auflösung der Bände nicht dokumentiert: Das heute dem Codex im Kasten HDZ 3840 beiliegende Verzeichnis mit zwei handschriftlichen Listen [Jessen Beiheft] wurde offensichtlich mit grösserem zeitlichen Abstand auf der Grundlage der Inventarnummern sowie der ursprünglichen Numerierung der Einzelblätter und -zeichnungen durch einen der Vorbesitzer erstellt und enthält daher sowohl Fehler als auch Unstimmigkeiten bzw. lässt keine eindeutige Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes mehr zu. Zu den Problemen der Rekonstruktion vgl. unten den Abschnitt "Vorbemerkungen zur Rekonstruktion – Probleme".

Die unten in Tabellenform wiedergegebene ursprüngliche Anordnung der drei Bände zeigt deutlich, dass Jessens abfälliger Charakterisierung der ursprünglichen Anordnung nicht zugestimmt werden kann: Zwar finden sich einige, jedoch vergleichsweise wenige Unstimmigkeiten in der Reihenfolge der Blätter, die vor allem darin bestehen, dass objektbezogen zusammengehörige Zeichnungen auf verschiedene Bände verteilt wurden. Aber die Tatsache, dass aufgrund fehlender oder falscher Identifizierungen einzelner Bauten auch bei der Neuordnung der Blätter durch die hier im Folgenden trotzdem beibehaltene Numerierung der Kunstbibliothek Fehler in der durch eben diese neuen Nummern suggerierten Ordnung und Zusammengehörigkeit der Blätter unterliefen, macht deutlich, dass man bei der Anlegung von eigenen Massstäben diesbezüglich Vorsicht hätte walten lassen sollen. Zwar erlauben diese Unstimmigkeiten in der ursprünglichen Anordnung die Vermutung, dass sie nicht auf den Hauptzeichner und vermutlichen Erstbesitzer selbst zurückgeht, schliessen dies jedoch auch nicht vollständig aus: Es wäre immerhin möglich, dass die Bindung mit grösserem zeitlichen Abstand und in Eile erfolgte, so dass keine allzu grosse Sorgfalt aufgewandt werden konnte. Im Folgenden werden einige der Indizien für diese Vermutung genannt.

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